4. Oktober 1965: Die Sägen kreischen

4.10.2015, 07:00 Uhr
4. Oktober 1965: Die Sägen kreischen

© Gerardi

Forstdirektor Werner Künneth von der Regierung von Mittelfranken, Regierungsbaurat Dipl.-Ing. Walter H. Lechner, der Leiter des Hafenplanungsbüros, sowie Maiacher und Hinterhöfer waren Zeugen des Ereignisses, das die Nürnberger ihrem Ziel näherbringt, auch auf dem Wasser mit der weiten Welt verbunden zu sein.

Die Einheimischen sahen allerdings mit recht gemischten Gefühlen zu. Sie begriffen, daß mit dem Bau des Hafens Ernst gemacht wird und der Zeitpunkt nahegerückt ist, an dem auch sie ihren Grund und Boden verlassen müssen. Nachdem der Freistaat Bayern bereits vor wenigen Monaten rund 470 Hektar Wald für den Bau des Hafens abgetreten hat, gab Landwirtschaftsminister Dr. Alois Hundhammer am 21. September die Erlaubnis zum Holzeinschlag.

Eine Woche später begann die Aktion südlich von Hinterhof an der Stelle, wo später einmal der Winkel zwischen der Hafeneinfahrt und dem ersten Becken zu liegen kommt. Aber nicht nur hier, sondern auch rings um die Ortsflur von Maiach und Hinterhof und auf einem westlich davon gelegenen Gebiet, auf dem der Erdaushub aus Hafen und Kanal aufgeschüttet wird, fallen die staatlichen Bäume.

Entsprechend der Jahreszeit wird vorerst nur Grubenholz geschlagen, erst Ende Oktober, wenn die Bäume saftlos geworden sind, auch Kiefernstammholz. Der Forst rechnet damit, daß insgesamt 15.000 Festmeter nutzbaren Holzes anfallen werden. Dazu kommen Gestrüpp, Gehölz und Geäst, gerade noch tauglich für ein Freudenfeuer.

Baurat Walter H. Lechner – er wartet noch auf den Boden, den die Stadt Nürnberg den Privateigentümern abkaufen muß, während die Landeshafenverwaltung vom Staat bereits das benötigte Gelände erhalten hat – kündigte gestern im Zusammenhang mit dem Holzeinschlag eine Sperre an. Das betroffene Gebiet darf von Spaziergängern, Pilzesammlern oder spielenden Kindern nicht mehr betreten werden. "Wir bitten dafür um Verständnis, denn die Gefahr durch stürzende Bäume ist zu groß", begründete er die Einschränkung.

Im übrigen freut sich der Baurat, der sein Büro in einem ehemaligen Wohnhaus zwischen Maiach und Hinterhof untergebracht hat: "Das Planungsstadium ist weitgehend vorüber. Jetzt beginnt die Arbeit!" Sie darf auch beginnen, denn 1970 soll der Rhein-Main-Donau-Kanal die Nürnberger Stadtgrenze erreicht haben. Bis dorthin muss auch der erste Bauabschnitt des Hafens – die Einfahrt und das erste Becken – fertiggestellt sein.

Verwandte Themen


Keine Kommentare