4. September: "Eiserne Schaffner"

4.9.2018, 07:00 Uhr
4. September:

© Ulrich

So heißen in vielen deutschen Städten die automatischen Fahrscheinentwerter, die in öffentlichen Verkehrsmitteln dazu dienen sollen, den Betrieb zu rationalisieren und das Defizit der Unternehmen zu verringern.

Vorerst können sich in Nürnberg allerdings nur Fahrgäste mit Streifenkarten selbst bedienen: sie stecken ihren Mehrfahrtenausweis in den roten Schlitz des Automaten, hören dann ein Klingelzeichen und ziehen die Karte mit dem gestempelten Feld wieder heraus.

4. September:

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So einfach, wie sich der Vorgang beschreiben läßt, wird die Praxis im Anfang nicht sein. Deshalb führten die Fachleute der VAG das neue Gerät gestern der Presse in einem Sechsachser der Linie 3 und in einem Gelenkbus der Linie 61 am Plärrer vor.

Wichtig ist vor allem, zu wissen, daß der "eiserne Schaffner" nur das oberste Feld einer Sammelkarte entwertet. Deshalb müssen die VAG-Kunden nach jeder Fahrt den benützten Abschnitt entweder umfalten oder abreißen.

Befürchtungen, daß der Automat andere Angaben wie ein Schaffner aufdrucken könnte, sind grundlos. Die Nummer ganz links im Stempel ist das Kennzeichen des "Eisernen", der Vermerk daneben bedeutet Hin- oder Rückfahrt. Der Wagenführer ändert die Richtungsangabe jeweils an der Endhaltestelle über eine Schaltleitung. Die weiteren Zahlen bedeuten Linie, Tag, Monat und Uhrzeit. Alle fünf Minuten springt ein Zeitmesser im Automaten weiter. Mit den Daten des "eisernen Schaffners" können die Fahrgäste also ohne Bedenken umsteigen.

Nach dem Start auf den Linien 3 und 61 will die VAG Zug um Zug alle Sechsachser und Gelenkbusse und im nächsten Jahr auch die Vierachser mit Entwertern ausstatten.

Für die Fahrgäste bringt die Neuerung vorerst den Vorteil, daß sie zusammen mit Zeitkarteninhabern in schaffnerlose Wagen einsteigen dürfen, sofern sie Streifenkarten in der Tasche haben. Die mit Automaten ausgerüsteten Busse und Bahnen sind gekennzeichnet: sie führen ein schwarzes "E" auf gelbem Grund.

Als Nutzeffekt erhoffen die Verantwortlichen der VAG, daß nach der Umstellung auf "eiserne Schaffner" jährlich vier bis fünf Millionen DM an Personalkosten eingespart werden können. Insgesamt werden rund 400 solcher stummer "Kollegen" benötigt, von denen jeder etwa 2.000 DM kosten wird.

Die VAG, die ihren Beschäftigtenstand im letzten Jahr um 67 auf 2.504 verminderte, ist personell das zweitstärkste Unternehmen im großen Konzern der Städtischen Werke Nürnberg. Mehr Mitarbeiter zählte am Jahresende nur die Monopol-Bergwerksgesellschaft in Kamen, die 4.735 Personen beschäftigte. Insgesamt erreichten die Unternehmen des Konzerns zum 31. Dezember 1967 die Zahl von 9212 Mitarbeitern.

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