6. Februar 1966: Im Hochbau wieder hoch hinaus

6.2.2016, 07:00 Uhr
6. Februar 1966: Im Hochbau wieder hoch hinaus

© Gerardi

Wenn nämlich Oberbaudirektor Otto-Peter Görl, der Chef des Hochbauamtes ins Erzählen kommt, purzeln die sieben- und achtstelligen Zahlen nur so aus seinen Ärmeln. Zwar liegt in diesem Jahr das Gewicht der kommunalen Bautätigkeit noch immer auf der Vollendung der bereits begonnenen Volksschul-Neubauten, aber der Bauherr muß sich auch an andere „dicke Brocken“ wagen, um öffentliche Aufgaben zu erfüllen.

1966 wird der erste Spatenstich für den Bau 14 der städtischen Krankenanstalten, für die Müllverbrennungsanlage und für das Gemeinschaftshaus in Langwasser getan, um nur einmal drei Blumen von der bunten Wiese zu pflücken.

Von den Gebäuden, die schon mehr oder weniger fertig im Gelände stehen und vollendet werden müssen, nennt der Oberbaudirektor Görl die Volksschulen Langwasser II, Schlößleinsgasse. Merseburger Straße, Hummelsteiner Weg, Wahlerstraße, die Berufsschule an der Sulzbacher Straße, die Handelsschule an der Nunnenbeckstraße und die Turnhalle für die Volksschule Moritzbergstraße.

Doch mit den Schulen allein erschöpft sich die Liste keineswegs. Es stehen darauf noch viele andere, genauso wichtige Vorhaben wie das Alterskrankenhaus und das benachbarte Schwesternwohnheim im Sebastianspital, das Hallenbad Süd oder die Hochbauten für das Freibad West samt der Gaststätte, dem Verwaltungsgebäude und den drei Umkleidehallen.

Typenplanung für Turnhallen

Neue Projekte gibt es ebenfalls in langer Reihe, angeführt von den drei Volksschulen Insel Schütt (mit der Doppelturnhalle und dem Lehrschwimmbecken), Berta-von-Suttner-Straße, die eine der hübschesten Anlagen zu werden verspricht, und Zollhaus. Zieht man unter den Baukosten einen dicken Strich und zählt den Erweiterungsbau für das Sigena-Gymnasium dazu, kommt am Ende die Summe von über 19 Millionen Mark heraus, für die die Stadt einen Silberstreifen am Horizont einhandelt. Mit den 56 Klassenzimmern in den drei Neubauten geht theoretisch der Raummangel an den Volksschulen zu Ende.

Oberbaudirektor Otto-Peter Görl verweist im Gespräch auf das fast 5,4 Millionen Mark teure Gemeinschaftshaus Langwasser sowie auf den Bau 14 der Krankenanstalten, der voraussichtlich mit über 18 Millionen Mark zu Buche genommen werden muß. Den Kostenrekord aber bricht er mit der Müllverbrennungsanlage, die – natürlich in mehreren Etappen – über 40 Millionen Mark erfordert. Dagegen erscheinen die anderen Vorhaben, wie der zweite Bauabschnitt der Großschlachtanlage des Schlachthofs für vier Millionen oder gar das Betriebsgebäude des Westfriedhofs für 589.000 Mark, geradezu wie Gabelbissen. Von der neuen Muldenmangel und der Wäscheschleuder samt Hebeanlage für die Modernisierung der Krankenhauswäscherei gar nicht zu reden. Beide zusammen kosten „nur“ 205 000 Mark.

„So nebenbei“ aber müssen Görls Mitarbeiter mit anderen Aufgaben fertig werden, denn der Chef möchte die Typenplanung für Schulhäuser und Turnhallen durcharbeiten lassen und mit der vorbereiteten Arbeit für den Bau von Fürsorgewohnungen im Schafhoflager beginnen. Und ein Planungsberg verbirgt sich hinter dem Stichwort „Zweites Krankenhaus im Süden“.

Angesichts der jahrelang getragenen ungeheuren Last taucht wieder einmal die Frage auf, wie lange die Stadt diesen finanziellen Spurt noch durchhalten kann. Es mehren sich die Zeichen, daß ihr langsam die Puste ausgeht. Standen nämlich früher die Fachleute vom Bauhof unter Zeitdruck, um die Vorhaben zu bewältigen, so steht jetzt mehr Zeit für die Planung zur Verfügung, weil die Finanzierung der Projekte nicht mehr Schritt halten kann. Der Baubeginn fängt an, nicht mehr von der Leistungsfähigkeit des Hochbauamtes, sondern vom Geld in der städtischen Kasse abhängig zu werden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare