6. März 1967: Verkehr - eine Dauerkatastrophe

6.3.2017, 07:00 Uhr
6. März 1967: Verkehr - eine Dauerkatastrophe

© Gerardi

Diese Forderung wurde bei der Eröffnung der Unfallhilfewoche am Samstag im Rotkreuz-Saal erhoben. "Zwanzig Prozent der Verletzten brauchen nicht zu sterben", stellte der Chefarzt der 2. Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten, Medizinaldirektor Dr. Hans Birkner fest, "wenn ihnen sofort wirksam geholfen wird".

Bis zum Samstag werden die Sanitätsorganisationen, der ADAC, die Polizei und der Technische Überwachungsverein mit Sonderveranstaltungen, Lehrgängen und Filmvorführungen an die Öffentlichkeit treten. In anschaulicher Weise werden sie dabei wertvolle Tips geben, wie man sich bei Unfällen zu verhalten hat.

6. März 1967: Verkehr - eine Dauerkatastrophe

© Ulrich

"Gegen die wachsende Zahl der Verkehrsopfer müssen wir etwas tun", erklärte Sozialreferent Stadtrat Dr. Max Thoma, der die Unfallwoche eröffnete. In der Bevölkerung herrsche eine eigenartige Scheu, Erste Hilfe zu leisten. Die meisten machten einen großen Bogen um jeden Unfall, weil sie die lästigen Folgen fürchten oder glaubten, irgend etwas falsch zu machen. Bis mit dem Erwerb des Führerscheins auch der Besuch eines Hilfekurses zur Bedingung gemacht werde, brauche es noch viel Zeit. Dr. Thoma begrüßte die Bereitschaft der Sanitäts-Organisationen, diese Lücke auf freiwilliger Basis zu schließen.

Medizinaldirektor Dr. Birkner nannte den heutigen Straßenverkehr eine "Dauerkatastrophe", die in jeder Woche 300 Menschenleben fordere und mit der sich die Bevölkerung anscheinend abgefunden habe. "Die Sicherheit auf unseren Straßen ist deshalb zu einer erregenden Frage geworden", betonte er. Durch einen unheilvollen Riß im System der Unfallhilfe müßten Menschen sterben, die sonst noch leben könnten: weil nicht gleich am Unfallort geholfen werde, verbrenne, ersticke oder verblute jedes fünfte Opfer.

Eindringlich empfahl der Chefarzt allen Kraftfahrern, sich gegen den Wundstarrkrampf impfen zu lassen. Eine solche aktive Tetanus-Impfung, die mit der Serum-Impfung nichts zu tun hat und die einen langjährigen Schutz bietet, hat der ADAC durch finanzielle Unterstützung ermöglicht. Sie erfolgt heute, am Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr im Rotkreuz-Haus.

Das BRK hat sich auf die Unfall-Hilfewoche gut vorbereitet. Am Wochenende zeigte es ebenso wir der Arbeiter-Samariter-Bund im Waffenhof Filme über "Sofortmaßnahmen am Unfallort", die verschiedensten Rettungsgeräte, Verbandskästen sowie an einem Phantom die Herz-Druck-Massage und die Mund-zu-Mund-Beatmung. Heute und am Donnerstag beginnen um 20 Uhr Erste-Hilfe-Lehrgänge und morgen (Dienstag) lädt es zu einem freiwilligen Blutspendetermin ein.

Auch die Johanniter-Unfallhilfe eröffnet am Donnerstag um 19.30 Uhr in der Allersberger Straße 99 einen Kursus in Erster Hilfe. Der Arbeiter-Samariter-Bund hält bis Freitag jeden Abend einen Kurs ab, während der Malteser-Hilfsdienst in seinem Heim in der Haslerstraße heute, Mittwoch und Freitag Filme über die Hilfe am Unfallort zeigt.

Höhepunkt und Abschluß der Hilfewoche bildet am nächsten Samstag eine Demonstrations-Veranstaltung vor der großen Zeppelintribüne. Um 14 Uhr simuliert die Polizei einem Unfall, mit dem sie falsches und richtiges Verhalten deutlich machen will. Außerdem sind noch die Sanitäts-Organisationen und der ADAC mit von der Partie.

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