8. Juni 1966: Die Schnellstraße im Kriechtempo

8.6.2016, 07:00 Uhr
8. Juni 1966: Die Schnellstraße im Kriechtempo

© Eißner

Aber bisher ist es bei dem schönen Plan geblieben. Den Baubeginn für das Stück zwischen der Kurgartenbrücke und der Frankfurter Autobahn bei Eltersdorf, das den Nürnbergern am meisten am Herzen liegt, kündigt Oberbaudirektor Fritz Pauckner, der Leiter des Autobahnbauamtes, erst für das Frühjahr 1968 an. Wenn er recht behält, rollen 1970 die ersten Autos über die schnelle Route.

Seit 1961 liegt das Schnellstraßen-Betonband aufgerollt in der Schublade. Denn schwierig sind die daran geknüpften Auflagen und die üblichen Verfahren darum herum. In den Landkreisen Erlangen und Fürth stehe nichts mehr im Wege, versichert Oberbaudirektor Pauckner, der deshalb zunächst für das Nordstück zwischen dem schon seit langem befahrbaren "Frankenschnellweg" in Erlangen und der Autobahn den Startschuß geben will: im Frühjahr 1967 soll es endlich soweit sein.

Eltersdorfer Kleeblatt kritischer Punkt

Dagegen wird es ein weiteres Jahr dauern, bis am Eltersdorfer Kleeblatt der erste Spatenstich nach dem Süden in Richtung Nürnberg getan wird, weil zwei Planfeststellungsverfahren noch in der Luft hängen. Das eine, für das Stadtgebiet Fürth, wird noch in diesem Monat beantragt; das andere betrifft die Bundesbahn, die in der Höhe von Vach und Großgründlach vom Schnellstraßenbau berührt wird. Die beiden Verfahren werden voraussichtlich im Sommer 1967 abgeschlossen sein, so daß das Autobahnbauamt einige Monate später die Arbeit vergeben könnte.

Auch am dreistrahligen Stern der Stadtautobahnen, der sich an der Kurgartenbrücke an die künftige Schnellstraße anschließt, gehen die Arbeiten nur langsam voran, weil erst zeitraubende Brückenbauten fertiggestellt werden müssen. Der augenfälligste Fortschritt wird im kommenden Jahr deutlich, wenn die vierspurige Straße zwischen der Fürther Straße und der Maximilianstraße befahren werden kann.

Oberbaudirektor Karl Schaller, der Chef des Tiefbauamtes, rechnet fest damit, daß die 400 Meter lange Lücke an der Sigmundstraße noch heuer geschlossen wird. Im März oder April des nächsten Jahres soll schließlich das letzte Loch an der Fürther Straße verschwinden, zumal die Bundesbahnbrücke termingerecht fertig zu werden verspricht.

Voraussichtlich im Frühsommer 1967 können dann die Autofahrer erstmals auf einem Autobahnstückchen zwischen der Fürther Straße und der Maximilianstraße entlangrollen, wobei sich ihnen ab der Maximilianbrücke gute Verbindungen nach dem Südosten anbieten: über die Von-der-Tann-Straße und Gustav-Adolf-Straße zu den Bundesstraßen 13 und 14, weiter über Nopitsch-, Ulmen- und Frankenstraße zur Münchner Straße und schließlich über die Bayernstraße bis zum Hauptzubringer. Die Fürther Straße und der Plärrer werden damit entlastet.

Dagegen gehen mindestens noch zwei Jahre ins Land, bis der Bau des Westastes zwischen der Maximilianstraße und der Rothenburger Straße beginnt. Vermutlich wird sogar der Südast früher an die Reihe kommen, weil er zunächst als Weg zum Staatshafen gebraucht wird. Oberbaudirektor Karl Schaller kann auf beachtliche Erfolge verweisen: die Nopitschbrücke ist inzwischen vollendet, die Arbeiten für den Heistersteg werden vergeben, der Bau der Minervabrücke steht 1967 im Terminbuch.

Das Tempo auf dieser Strecke, auf der noch die Wacholderbrücke und mehrere Brückenbauwerke im eigentlichen Hafengebiet bewältigt werden müssen, hängt nicht zuletzt von der Finanzkraft der Stadt ab. Den Kraftfahrern, die angesichts des schmalen städtischen Geldbeutels jetzt schon schwarzsehen, mag der Lagebericht von Oberbaudirektor Karl Schaller ein kleiner Lichtblick sein: "Da draußen treibt eins das andere."

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