9. Juli 1965: Minister beim „Club“

9.7.2015, 07:00 Uhr
9. Juli 1965: Minister beim „Club“

© Kammler

Die Kaufverhandlungen für das neue Clubgelände am Valznerweiher, die sich sieben Jahre lang hingezogen haben, konnten damit abgeschlossen werden. Über den Preis für das 240.000 Quadratmeter große Areal schweigt sich die Vorstandschaft des 1. FC Nürnberg aus. Ursprünglich war vom Staatsforst für jeden Quadratmeter 52 Mark gefordert worden, doch scheint der Minister nun dem „Club“ sehr entgegengekommen zu sein.

Bei der Vorstandschaft des traditionsreichen Nürnberger Großvereins gab es nur strahlende Gesichter, als Dr. Dr. Hundhammer wieder abgefahren war. „Wir erreichten einen Kaufabschluß zu günstigen Bedingungen“, erklärte Clubvorsitzender Walther Luther. Nun könne damit begonnen werden, das Gelände nach dem Valznerweiher, auf dem vormals die KDF-Stadt gestanden hatte, für den Amateursport-Betrieb mit allen notwendigen Hallen und Einrichtungen auszubauen.

Abschied vom Zabo

Der gestrige Tag bedeutet für den 1. FC Nürnberg den endgültigen Abschied vom ebenso ruhmbeladenen wie weltbekannten Zabo. Schon seit 1953 hegt der Club die Absicht, seine Anlagen in Zerzabelshof aufzugeben. Er kaufte damals den Valznerweiher samt der Gaststätte und dem Vorgelände. Die Vereinsführung war entschlossen, ihren Sportbetrieb an diese Stelle zu verlegen, doch kamen dagegen Einwände. Die Stadtverwaltung wollte, daß die Baumkulisse am Goldbach erhalten bleibt und nicht abgeholzt wird.

Statt dessen pachtete der Verein im gleichen Jahr das große Stück Land auf der gegenüberliegenden Seite und gestaltete es zu Sportplätzen um. Im Jahre 1958 begann der Club, mit dem Staatsforst über den Kauf der 240.000 Quadratmeter zu verhandeln. Aus verschiedenen Grünen kamen die Gespräche nie zu einem Ende, ja sie schienen vor einigen Monaten endgültig festgefahren. Das Tauziehen um das Gelände hatte sich vor allem nach 1961 hart gestaltet, weil der Preisstop für Grundstücke aufgehoben worden war.

Der Staatsforst verlangte nämlich 52 Mark pro Quadratmeter, ohne Rücksicht darauf, daß hier Sportstätten und keine Wohnbauten entstehen sollten. Der Club aber ließ sich nicht in der Hoffnung beirren, eines Tages doch noch Besitzer dieser Fläche zu werden. Nürnberger Abgeordnete (besonders der SPD und FDP) versuchten im Landtag immer wieder den Staatsforst in seinen Preisforderungen gegenüber Sportvereinen zu dämpfen. Im Falle des 1. FCN hatten sie keinen Erfolg. In die zähen Verhandlungen schaltete sich vor ein paar Wochen der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Oscar Schneider, ein, um bei seinem Parteifreund Dr. Dr. Hundhammer in München eine Lanze für den Großverein zu brechen. Der Minister kam, der „Club“ siegte.

Der „Club“ aber hat nun grünes Licht für einen großzügigen Ausbau seiner Sportanlage am Valznerweiher. Ein Wettbewerb unter Architekten, der im Dezember vorigen Jahres entschieden wurde, hat dafür schon die Pläne geliefert. Neben elf Rasenplätzen und den Anlagen für die Leichtathleten sollen – wie berichtet – eine Gaststätte mit der Geschäftsstelle, eine große Sporthalle, ein Schwimmbad, Tennisplätze und eine Rollschuhbahn auf dem Gelände entstehen. Der alte Zabo wird verkauft.

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