"90 Minuten Powerplay": Nashorn im Tiergarten wohl trächtig

2.3.2016, 06:00 Uhr

© Foto: Roland Fengler

"Mit großer Wahrscheinlichkeit ist unsere Sofie trächtig", sagt der stellvertretende Tiergartendirektor Helmut Mägdefrau. Wegen der langen Tragzeit von 16 Monaten bei diesen Dickhäutern ist aber nicht vor März 2017 mit der Geburt des Mini-Rhinozeros zu rechnen. Im vergangenen November hat Nashornmann Ropen seine neue Partnerin gedeckt. "Neu", weil Sofie erst Mitte September aus dem Safaripark Bewdley in den britischen West-Midlands an den Schmausenbuck gekommen war – im Austausch mit der im Tiergarten geborenen Seto Paitala, der Tochter von Ropen. Bei den beiden musste die Gefahr der Inzucht ausgeschlossen werden.

Zwischen Ropen und Sofie hat es ziemlich schnell gefunkt. Die Chemie stimmt jedenfalls zwischen der zehnjährigen jungen Dame, die im Zoo von Rotterdam das Licht der Welt erblickte, und dem schon fast 28-jährigen Bullen, der im englischen Whipsnade geboren und in Tschechien aufgewachsen ist. Dabei ist Sofie durchaus wählerisch: Für ihren Artgenossen Rap in Bewdley "hat sie sich nicht interessiert, da tat sich überhaupt nichts", erzählt Mägdefrau. Für den reifen Gentleman Ropen dagegen schon. Das lässt sich biologisch belegen: Nashorndamen bekommen nur dann einen Eisprung, wenn sie wirklich zur Paarung bereit sind.

Gegen 1.30 Uhr kam es zur Deckung

Ihre "Hochzeitsnacht" haben Sofie und Ropen am 6. November 2015 verbracht. Gegen 1.30 Uhr kam es zur Deckung. Das weiß man deshalb so genau, weil Tierpfleger Oliver Pürkel die Nacht über im Dickhäuterhaus blieb, um im Notfall einschreiten und seine beiden Schützlinge umsperren zu können. Denn die Paarung bei diesen Kolossen - Ropen bringt immerhin rund zweieinhalb Tonnen auf die Waage, Sofie an die 2000 Kilo - ist nicht gerade ein Spaziergang, erläutert der Zoovize: "Es kann beim Vorspiel üble Verletzungen geben." Oft fließt dabei Blut. Oberflächliche kleinere Wunden bemerken die Tiere im Eifer des Gefechts aber kaum. Bei Sofie und Ropen verlief die Nacht zwar stürmisch, aber nicht zu brutal.

© Foto: Tiergarten Nürnberg

Tierärztin Katrin Baumgartner hat einige Zeit später eine Blutprobe von Sofie genommen und ins Labor geschickt. Dort konnte das Schwangerschaftshormon Progesteron nachgewiesen werden. Beim früheren - inzwischen toten - Nürnberger Nashornweibchen Purana wurde der Kot auf das Hormon getestet. Ein insofern (zeit-)aufwendiges Verfahren, als diese spezielle Untersuchung nur in Wien möglich war. Doch damals blieb keine andere Möglichkeit: Die Veterinäre kamen bei Purana nicht an eine Blutprobe heran.

Weil Sofie erstgebärend ist, besteht ein etwas höheres Risiko, dass etwas schiefgehen könnte. "Aber es ist kein so großes Problem wie bei manchen anderen Tierarten", sagt Mägdefrau. Die Geburt verlaufe in der Regel reibungslos. Panzernashörner bringen ein Jungtier zur Welt, das ungefähr 50 Kilogramm wiegt.

Selbst wenn die Mutter noch keine Erfahrung hat, wie im Fall von Sofie, ist das laut Mägdefrau nicht so schlimm: Die Kleinen seien in der Regel kräftig und würden es notfalls aushalten, in den ersten Stunden nicht gesäugt zu werden.

Besondere Sicherheitsvorkehrungen wird es also nicht geben, bis auf eine: "Die Mutter sollte bei der Geburt allein sein, deshalb werden wir sie prophylaktisch von Ropen trennen", sagt der stellvertretende Tiergartendirektor. Bedingt durch die Figur von Panzernashörnern, werde man Sofie die Trächtigkeit kaum vor dem letzten Monat ansehen. Nun hat also das lange Warten begonnen.

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