AC/DC Warm-up mit AM/FM

27.4.2015, 19:40 Uhr
AC/DC Warm-up mit AM/FM

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Herr Bär, haben Sie eine Karte für AC/DC am Kühlschrank pinnen?

Jabbsy Bär: Ja, ich werde hingehen. Ehrlich gesagt aber auch nur wegen meiner Tochter. Ich hab AC/DC oft genug gesehen. 1980 in der Messehalle war es am schönsten — da war das alles noch übersichtlich. Heute stehen 80 000 Menschen vor der Bühne, von denen die Hälfte nur hingeht, damit sie sagen kann, sie sei da gewesen. Richtiges Konzertfeeling stellt sich da kaum mehr ein. Da gucke ich mir lieber eine gute AC/DC-Tribute-Band im Club an . . .

 

Bei so einer singen Sie: AM/FM. Was ist die Faszination am hemdsärmligen, riffgetriebenen Arbeiterrock?

Bär: Die Genialität, etwas einfach klingen zu lassen, das gar nicht einfach ist. Das wirkt wie eine Droge.

 

Mit AM/FM versuchen Sie, so dicht wie möglich ans Original heranzureichen. Was ist das Schwierigste am Reproduzieren?

Bär: Definitiv der Sound. Der kommt bei AC/DC von den Gitarren. Es gibt viele Gibsons SG auf der Welt, aber nur 250 in einer speziellen Angus-Young-Edition, die exakt so klingen wie seine. Wir haben zwei davon. Und eine original Gretsch von 1963, wie Malcolm Young sie gespielt hat. Damit hat man schon 60 Prozent. Den Rest muss man sich raushören — so gut und so genau, dass es so originalgetreu wie möglich klingt.

 

Und die Show?

Bär: Gut, was haben wir da? Angus in seiner Schuluniform mit dem Duckwalk — und Brian Johnson. Die anderen bleiben im Hintergrund, spielen und treten mal kurz ans Mikro vor. Wenn ich meine Perücke und die Mütze aufziehe und in Jeans und Hemd auf die Bühne gehe, fühle ich mich wie Brian Johnson. Der Rest geht dann von ganz allein. Meine Frau sagt immer: Der Typ von AC/DC macht dich inzwischen richtig gut nach . . .

 

Fehlen noch Kanonen und die Höllenglocke . . .

Bär: Unsere sechs Bühnen-Kanonen haben wir selbst gebaut: Abflussrohr aus dem Baumarkt, vorne mit Metall verstärkt, die Holzräder selbst ausgesägt. Auf unseren Konzerten feuert meine Tochter sie ab, nur der Knall kommt vom Band. Die Glocke haben wir uns machen lassen.

 

Was ist die Faszination, eine einzelne Band so originalgetreu wie möglich zu kopieren?

Bär: Wir wollen den Leuten das geben, was sie von uns erwarten: Die perfekte AC/DC-Show. Deshalb sind wir auch eine Tribute-Band und keine Cover-Kapelle. „Highway to Hell“ kann man problemlos auch in einer Countryversion spielen. Wir hingegen verneigen uns vor dem Original, indem wir es so perfekt wie möglich kopieren. Und ich sag mal: Wir sind zu 99 Prozent dran . . .

 

Bekenntnisfrage: Die letzte richtig gute AC/DC-Scheibe?

Bär: Die letzte durchgehend gute? „Black Ice“ von 2008 — weil die wieder mehr abgeht und nicht ganz so bluesig ist wie die Scheiben davor. Die neue ist nicht schlecht, aber es fehlt ein bisschen was.

 

Und die unterbewerteste?

Bär: „Fly on the Wall“. Die ist schlecht produziert, es macht keinen Spaß, sie sich anzuhören. Aber es sind ein paar echt geile Songs drauf.

 

Wichtigster Song?

Bär: Für mich „Rock’n’Roll Damnation“! Das war der erste Song, den ich von AC/DC bewusst wahrgenommen habe. Thomas Gottschalk hat den damals auf Bayern 3 bei „Pop nach 8“ gespielt, da hat es bei mir klick gemacht. Am nächsten Tag hab ich mir sofort das „Powerage“-Album gekauft, doch da war die Nummer gar nicht drauf. Auf der ersten Auflage der deutschen Pressung fehlte „Rock’n’Roll Damnation“.

 

Bon Scott oder Brian Johnson, wer liegt Ihnen als Sänger mehr?

Bär: Mittlerweile Brian Johnson. Bis vor kurzem habe ich Bon Scott als den besseren Sänger empfunden, doch auf den letzten beiden Studioalben singt Johnson besser denn je.

 

Ihr Buben hört den ganzen Tag AC/DC, oder?!

Bär: Nein. Ich höre viel Classic- Rock-Radio. Ich mag positive Musik, die gute Stimmung verbreitet. So Miesmacher-Mucke, wo immer nur gejammert wird, kann ich nicht ab. Und härter als Motörhead sollte es auch nicht sein. Ansonsten höre ich eigentlich alles, außer Opern, Volksmusik und richtig brutalem Jazz.

 

Was ist mit Kiss?

Bär: Geile Band! Diese vielzitierte Fan-Feindschaft gab es für mich nie, weil meine drei Lieblingsbands immer AC/ DC, Kiss und Status Quo waren. Deshalb habe ich mir darüber nie Gedanken gemacht.

 

Am 1. Mai im Hirsch macht ihr euer eigenes Vorprogramm: unter AM/FM Roxx . . .

Bär: Im Laufe der Jahre haben sich bei uns so viele Ideen angesammelt, dass wir nun doch mal eine Scheibe mit eigenen Songs gemacht haben. Die heißt „Time Machine“ und kam letzten Sommer raus. Musikalisch ist es schon im AC/DC-Stil, aber mit eigener Note. Vor allem der Gesang ist anders, ich singe normal und imitiere niemanden. Im Hirsch werden wir unsere eigenen Lieder zum ersten Mal live spielen.

 

Jetzt gibt es mit Barock eine zweite große AC/DC-Tribute-Band in der Stadt. Konkurrenz oder geschätzter Mitanbieter in Sachen Riffrock?

Bär: Feinde. Walter Tomasi und ich haben Barock vor 25 Jahren aufgezogen — bis sich ein Musiker, den ich 1993 in die Band geholt habe, die Namensrechte sicherte und uns verbot, weiterhin als Barock aufzutreten. Das war schon arg.

 

Okay, so rechnet sich das Jubiläum: Ein Vierteljahrhundert AM/FM . . .

Bär: Vor 25 Jahren habe ich diese Anzeige in einer Kneipe gesehen: „Band im AC/DC-Stil sucht Sänger“. Daraufhin habe ich mich bei Walter Tomasi vorgestellt und wir haben begonnen, zusammen Musik zu machen. Anfangs noch querbeet mit Coverrock, ab 1993 dann als AC/DC-Tribute-Band. Und seit 1999 eben unter dem Namen AM/FM.

 

Während das Original immer größer wird, kann man AM/FM inzwischen auch für zu Hause buchen . . .

Bär: Wir sind derzeit die vielleicht einzige AC/DC-Band, die auch zu zweit oder als Trio den vollen Sound auffährt. Wenn sich also mal wer den Live-Sound der Legende in die Kneipe oder ins Wohnzimmer holen will . . .

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