Afrikamode für Nürnbergerinnen

20.8.2009, 00:00 Uhr

Neben bekannten Yogaformen unterrichtet Monika Adele Camara beispielsweise das von ihr entwickelte «Afro-Yoga», gibt Percussion-Stunden oder bringt von unserer Leistungsgesellschaft gestressten Zeitgenossen die entspannende, heilende Wirkung des afrikanischen Tanzes nahe. Eine ganz besondere Passion von ihr ist außerdem das Entwerfen sehr individueller, farbenfroher, typisch westafrikanischer Mode. «Als ich 1990 mit meinem Mann zum ersten Mal in Gambia war, ist mir sofort aufgefallen, wie wunderschön und würdevoll die Frauen in ihren bunten Kleidern aussehen», sagt Camara. Die Mode sei «sehr demokratisch». Jede Frau könne darin wunderbar ihre Vorzüge zur Geltung bringen – auch, ja besonders, die etwas fülligeren.

Der Grundstoff eines typisch afrikanischen Kostüms ist der gebatikte oder anders gefärbte Bubu, ein Rechteck aus Baumwolle oder Damast, drei Meter lang und 1,50 Meter breit. Dazu wird die variantenreiche Kopfbedeckung Tiko getragen und der Fano, ein sarongähnlicher Unterrock, der die Taille fest umschließt. Der Fano fällt ganz gerade bis zu den Füßen und formt eine schöne Silhouette. «Durch den schwingenden Gang der Afrikanerinnen wirkt der Fano einfach perfekt!» schwärmt Monika Adele Camara. «Sie schweben förmlich über die staubigen Straßen und schaffen es, selbst aus einem Missgeschick eine anmutige Inszenierung zu zaubern. Etwa wenn sich der gewickelte Fano gelöst hat und im Gehen, ganz nebenbei, wieder neu gebunden wird.» Der Alltag sei insgesamt deutlich gelassener in Afrika. Dort könne es einem hektischen Europäer schon passieren, dass er auf der Straße angesprochen wird: «Hey du, wir sind hier in Afrika! Geh mal langsamer!»

Afrikanische Lebenskunst und Gelassenheit ist letztlich auch der Ursprung von Monika Adele Camaras Arbeit mit Fano, Tiko und Bubu. «1994 wurde der Onkel meines Mannes, das Oberhaupt der Familie, nach dem Putsch in Gambia aus dem Staatsdienst geworfen. Eine neue Einnahmequelle musste her. So kam mir die Idee, gemeinsam mit den Frauen der Familie afrikanische Kleider zu nähen und diese dann in Deutschland zu verkaufen.» Ein Jahr später war die erste Kollektion fertig, die im Lauf der letzten Jahre unter anderem in den Völkerkundemuseen von Hamburg und Leipzig oder auf Frauenmessen in München und Nürnberg gezeigt wurde. Längst sorgt eine industrielle Nähmaschine aus Hof für professionelle Qualität und die Kleider tragen tatsächlich zum Unterhalt der Großfamilie bei.

Das Geschäft scheint also zu funktionieren – auch wenn die Vorstellung von deutschen Frauen, die auf unseren Straßen in diesen bunten Gewändern lustwandeln, im ersten Moment etwas seltsam anmutet . . . «Meine Kundinnen sind zum Beispiel Frauen, die zu besonderen Anlässen den ultimativen Kick suchen», erklärt Monika Adele Camara. Auch Frauen mit Afrika-Erfahrung seien darunter oder diejenigen, die sich einfach für die afrikanische Kultur begeistern. Und Afrikanerinnen natürlich. «Afrikanische Frauen sparen oft ganz lange für ein schönes Stück», sagt Camara. Besonders in Gambia könne man Überraschungen erleben, wie ärmlich manche wohnen, die wie Prinzessinnen über die Straßen schweben.

Über Preise spricht Monika Adele Camara nicht gern. Das sei individuell sehr unterschiedlich, je nach Stoffart, Färbung oder Stickerei. Die Preisspanne für den puren Stoff liege zwischen 80 und 300 Euro. Der besonders hochwertige Baumwolldamast, der in der Hitze kühlt und bei niedrigeren Temperaturen wärmt, sei leider immer schwerer zu bekommen. «Die Afrikaner orientieren sich nach China, das geht auf Kosten der Stoffqualität.» Trotzdem findet Monika Adele Camara auf afrikanischen Märkten immer wieder kleine, gewebte Schätze. Manchmal in winzigen, verwinkelten Gässchen. Sie weiß eben, wo sie suchen muss.

Wenn Monika Adele Camara nach Gambia fliegt, existiert oft lediglich die Idee eines afrikanischen Kostüms. «Meine Kundinnen haben mehr oder weniger genaue Vorstellungen, die sie mir mit auf den Weg geben. Ich suche dann den Stoff, bespreche die Einzelheiten mit dem Schneider und bringe schließlich ein absolutes Unikat mit nach Deutschland.» Wie das Ergebnis aussieht, lasse sich nie bis ins letzte Detail planen, weil afrikanische Schneider und auch die Färberinnen ihr eigenes künstlerisches Selbstverständnis mit einbringen. Individualismus in seiner buntesten Form eben!

www.monika-adele-camara.de

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