Aids soll in Deutschland schon bald ausgerottet sein

27.11.2015, 09:38 Uhr
Heterosexuelle Menschen sind sich des Risikos oftmals nicht bewusst. Experten plädieren daher für mehr Mut zum Aids-Test.

© dpa Heterosexuelle Menschen sind sich des Risikos oftmals nicht bewusst. Experten plädieren daher für mehr Mut zum Aids-Test.

Mut zum Test - dafür will die Aidshilfe am Welt-Aids-Tag werben. Während Aufklärung und Prävention als Erfolgsgeschichte gelten, gibt die Entwicklung bei anderen Krankheiten jedoch Anlass zur Sorge.

„HIV-Prävention ist in Deutschland eine Erfolgsgeschichte“, sagt Manfred Schmidt von der Aidshilfe. Die Zahl der Neudiagnosen sei in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass in Bayern rund 9700 Menschen mit HIV-Diagnose leben. Zusätzlich gibt es im Freistaat etwa 1700 Menschen, die noch nichts von ihrer Infektion wissen. Wird HIV therapiert, können Betroffene ein langes Leben führen, sie können arbeiten und auch Sex haben. „Wenn die Viruslast durch Medikamente so stark sinkt, dass sie nicht mehr nachweisbar ist, dann auch ohne Kondom“, sagt Schmidt. Dafür muss man jedoch wissen, dass man infiziert ist, sonst gibt man das Virus munter weiter.

Risikogruppen - also vor allem Schwule und Prostituierte - werden von der Aidshilfe mittlerweile gut erreicht und zeigen eine hohe Bereitschaft, sich testen zu lassen. Anders sieht das jedoch bei Heterosexuellen aus. „Da ist oft weniger Risikobewusstsein vorhanden“, sagt Katrin Strohhöfer von der Aidsberatung der Stadtmission, „ich plädiere aber dafür, sich testen zu lassen.“

Dass Aids von der Gesellschaft auch im Jahr 2015 noch nicht als Krankheit wie viele andere auch angesehen wird, beweist für Manfred Schmidt das Beispiel Charly Sheen. Der Schauspieler hatte sich kürzlich zu seiner Infektion bekannt, nachdem er lange Zeit Schweigegeld gezahlt hatte.

Kampf gegen die Stigmatisierung

Gegen diese Stigmatisierung will die Aidshilfe am Welt-Aids-Tag und im Vorfeld ankämpfen. Am 1. Dezember werden etwa ab 11 Uhr am Plärrer jede Stunde Rundfahrten mit der historischen Straßenbahn Nürnberg angeboten, bei denen sich Interessierte informieren können. Schon an den Tagen zuvor wird die Aidshilfe mit einem Infostand an wechselnden Orten in der Stadt vertreten sein. Ziel der Aktionen ist es, auf die unbegründete Angst vor Ansteckung durch den Kontakt mit HIV-Positiven hinzuweisen. Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass es zwar gute Therapiemöglichkeiten gibt, Aids aber nach wie vor eine unheilbare Krankheit ist.

Was den Verantwortlichen der Aidshilfe, der Stadtmission und des Gesundheitsamtes jedoch Sorgen macht: Während die Zahl der Neudiagnosen bei HIV stabil ist, verbreiten sich andere sexuell übertragbare Krankheiten umso mehr. „Hepatitis B macht uns derzeit Sorgen“, sagt Norbert Kellermann vom Gesundheitsamt, „die Zahl der Neuinfektionen liegt in Nürnberg deutlich über dem Durchschnitt“. Betroffen seien vor allem Schwule und Prostituierte.

Sorgen bereiten auch Chlamydien, eine sexuell übertragbare Krankheit, die bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen kann. Experten gehen davon aus, dass mittlerweile zwischen vier und fünf Prozent der jungen Leute damit infiziert sind. Chlamydien gelten als Hauptgrund für Sterilität. Gynäkologen testen meist nicht routinemäßig, ob Frauen infiziert sind. Expertentipp: nachfragen!

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