Airport Nürnberg soll einen "Nacktscanner" bekommen

16.11.2014, 06:00 Uhr
Airport Nürnberg soll einen

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Fakt ist: Der Flughafen soll ein solches, auch Körperscanner genanntes Gerät bekommen, und zwar „im Laufe des nächsten Jahres“, wie die für das Luftamt Nordbayern zuständige Regierung von Mittelfranken bestätigt. Die konkrete Planung hätte zwar noch nicht begonnen, heißt es ergänzend beim bayerischen Innenministerium. Man warte noch auf das Okay des Bundesinnenministeriums für den generellen Einsatz der Scanner.

Dafür aber müsste ein Blick in den Posteingang reichen. „Von unserer Seite gibt es die Freigabe eigentlich“, wundert sich eine Sprecherin des Berliner Ministeriums, warum man das in München offenbar noch nicht mitbekommen hat. „So 75 Geräte sollen im nächsten Jahr insgesamt für die deutschen Flughäfen gekauft werden.“ Noch nicht offiziell, nach Recherchen dieser Zeitung aber sehr wahrscheinlich, wird in Nürnberg das Modell „ProVision“ des US-Rüstungskonzerns L3 zum Einsatz kommen. Kostenpunkt: circa 175.000 Euro.

Technisch setzt der Nacktscanner auf Millimeterwellen-, nicht auf Röntgenstrahlung. „Das funktioniert wie ein Radar“, erklärt Torsten May, Strahlenexperte des Instituts für Photonische Technologien in Jena. „Ein Sender verschickt eine Welle, der Körper reflektiert sie, das Echo wird ausgewertet.“ Im Grunde seien Millimeterwellen nichts anderes als sehr langwelliges Licht. Ihr großer Vorteil: Sie sind nach Stand der Forschung für Menschen ungefährlich. „Die Wahrscheinlichkeit, dass davon eine Gefahr ausgeht, ist sehr, sehr gering“, sagt May. Während eines normalen Flugs sei man einer deutlich höheren Strahlendosis ausgesetzt.

Millimeterwellen aber sind auch sehr genau. „Es entsteht ein richtiges anatomisches Bild“, erklärt May. Was unter Sicherheitsaspekten durchaus erwünscht ist, trieb schon vor drei Jahren bei einem ersten Versuch mit Nacktscannern in Deutschland Datenschützern den Schweiß auf die Stirn. Da die Technik damals auch noch laufend Fehlalarm auslöste, wurde der Testlauf schnell wieder eingestellt.

Inzwischen ist eine neue Gerätegeneration auf dem Markt, die sich im Probebetrieb etwa in Frankfurt und Hamburg als zuverlässiger erwies. Anders als Metalldetektoren sollen sie in der Lage sein, auch gefährliche Pulver oder Flüssigkeiten zu erkennen. Zudem beschleunigen sie die Kontrolle: Keine zwei Sekunden dauert der Scan; Jacken, Gürtel et cetera müssen nicht mehr abgelegt werden.

Restrisiko bleibt

Für genügend Datenschutz soll eine verbesserte Software sorgen, die das Scan-Ergebnis den Kontrolleuren nur noch schematisch anzeigt. Trotzdem lehrt die Erfahrung aus der Nacktscanner-Heimat USA, dass ein Restrisiko bleibt. Etwa, wenn es Kriminellen gelingen sollte, die noch unbearbeiteten, detaillierten Daten abzugreifen. Wer der Technik nicht traut, dem werde weiter eine klassische Kontrolle angeboten, versichert das bayerische Innenministerium.

Den Check selbst übernimmt in Nürnberg der Sicherheitsdienst SGN, eine Gesellschaft des Freistaats. Der Flughafen stellt nur den Raum. Grundsätzlich aber begrüßt Airport-Sprecherin Stefanie Schmidts die neue Technik. Dazu passt das Timing, denn die Sicherheitskontrollen werden derzeit sowieso umgebaut. Hinter dem Terminal wächst dafür ein neues Gebäude. „Nächstes Frühjahr wollen wir damit fertig sein“, sagt Schmidts.

Am Platz also sollte der Nacktscanner schon mal nicht scheitern.

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