Aktion "Türöffner": Der Aufzug für Schiffe in Eibach

17.8.2018, 07:03 Uhr
Aktion

© Michael Matejka

Vor einigen Wochen konnte man sich nämlich für die verschiedenen  Termine der Aktion "Türöffner" bewerben, rund 1400 Leute wollten mitmachen. Ein Teil von ihnen kam per Los zum Zug. Jetzt sind aber keine Bewerbungen mehr möglich.

Insgesamt 131 Bewerbungen hatte es für die Schleuse Eibach gegeben. Doch aus Sicherheitsgründen durfte lediglich eine Gruppe von 20 Personen in das monumentale Wasserbauwerk im Nürnberger Süden.

 "Ich wohne in der Nähe und fahre öfter mit dem Rad vorbei. Aber drinn war ich noch nie, das wollte ich unbedingt", sagt Sonja Loew. Die Besucher konnten beobachten, wie sich die riesige Schleusenkammer aus Beton mit 50.000 Kubikmeter Wasser füllt — und auch wieder leert.

Wasserspiegel wird angehoben

Wie bestellt kam nämlich das Schiff "Westenwind", um sich auf dem Main-Donau-Kanal schleusen zu lassen. Dazu musste der Wasserspiegel in der Kammer um knapp 20 Meter angehoben werden, ehe der Frachtkahn in die Kammer einfahren durfte. Aus drei benachbarten Becken waren zuvor Unmengen von Wasser herein gesprudelt, bis der Pegel etwa zwei Meter unter der Oberkante stand.

Kaum hatte die "Westenwind" in der Kammer "geparkt", als sie schon sichtbar zu sinken begann — mit dem Wasserspiegel natürlich. Nach wenigen Minuten lag das Schiff bereits 20 Meter tiefer, da ein Großteil des Wassers in die Vorratsbecken zurückgepumpt wurde — ökologisch, wie ökonomisch sinnvoll, es soll möglichst wenig Wasser verschwendet werden.

Jan Stubbe, Leiter des hiesigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, erklärte der interessierten Gruppe die Details der Schleuse, die wie ein Aufzug funktioniert. Das Hebewerk ist ein wichtiges Glied auf dem 3500 Kilometer langen Wasserweg zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. 

Viel Kapazität auf dem Wasser

Der 46-jährige Bauingenieur strich die Bedeutung der Wasserstraßen heraus: Im Gegensatz zu den Autobahnen seien sie nicht überlastet und böten noch etliche Kapazität. Ein großes Frachtschiff transportiert immerhin so viel Ladung wie 100 bis 150 Lastwagen. Dies entspräche einer Kolonne von etwa sieben Kilometer Länge, meint Stubbe. Der Nachteil gegenüber Autobahnen: Der Transport per Schiff ist deutlich langsamer.

Oben in der Glaskanzel der Schleuse kann man in zwei Richtungen schauen: Auf der einen Seite sieht man direkt in die Schleusenkammer, gegenüber bietet sich ein großzügiger Ausblick zum Hafen und den Stadtsüden. Der Schreibtisch ist allerdings seit 2005 verwaist: Kein Schleusenwärter überzeugt sich mehr mit eigenen Augen, dass die Frachtschiffe ordnungsgemäß in die Kammer einlaufen. Das geschieht über Fernsteuerung vom Standort Kriegenbrunn/Erlangen aus, der mehrere Schleusen überwacht. Mit Kameras kann man genau sehen, was sich in der Schleuse Eibach an der Wiener Straße abspielt.

Regelmäßig geprüft

Beim Rundgang in einem Tunnel neben der lang gezogenen Schleusenkammer werden die gigantischen Ausmaße des Hebewerks deutlich. Regelmäßig prüfen und warten Experten das Bauwerk: "Gerade mit Blick auf den Brückeneinsturz in Genua sieht man, wie wichtig die Suche nach Mängeln, Betonabplatzungen und Rost ist" sagt Stubbe.

Die Türen der Schleuse Eibach wurden ausschließlich für die Aktion "Türöffner" geöffnet. Ansonsten bleibt das Bauwerk aus Sicherheitsgründen verschlossen und ist nicht zugänglich.  Die Besucher waren von dem Rundgang begeistert: "Eine tolle Idee, super, dass die Nürnberger Nachrichten das ermöglicht haben",sagt Abonnent Peter Weiner. "Einfach klasse", findet Besucher Sonja Loew. Sie hofft, dass es die Aktion auch im nächsten Jahr wieder gibt.  Da will sie auf jeden Fall wieder dabei sein. 

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