Als Herrin der Zahlen die richtige Nische gefunden - Selbst ist die Frau

23.6.2014, 20:24 Uhr
Als Herrin der Zahlen die richtige Nische gefunden - Selbst ist die Frau

© Yvonne Neckermann

Ihre Kunden sind Dienstleister oder mittelständische Betriebe aus der Region wie Handwerker, Ingenieurbüros oder Wohnungsbau- und Vermietungsgesellschaften:. Für diese Gruppen übernimmt die Nürnberger Jungunternehmerin Tamara Fischer das Buchen aller laufenden Geschäfte – also die Eingabe von Rechnungen und Belegen in ein Buchhaltungsprogramm sowie die Strukturierung und Zuordnung zu den verschiedenen Kostenstellen. Aus diesen Daten werden am Ende des Geschäftsjahres die Einnahmen-Überschussrechnung oder die Bilanz durch den Steuerberater erstellt. Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Schriftverkehr mit Ämtern und Behörden sowie Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung gehören ebenfalls dazu.„Im Prinzip ist diese Dienstleistung für jeden Unternehmer oder Selbstständigen interessant, der sich um diesen Bereich nicht selber kümmern kann oder will und das auch nicht dem Steuerberater überlassen möchte“, erläutert die 36-Jährige.

Unternehmer und Selbstständige, die ihre Bücher selber führen wollen, denen aber das Wissen dazu fehlt, bildet Tamara Fischer außerdem weiter und schult sie im Umgang mit der Buchungssoftware. Mittlerweile beschäftigt sie bereits zwei Vollzeit-Mitarbeiterinnen.

Nach ihrer Ausbildung arbeitete die Gunzenhausenerin mehrere Jahre lang als Angestellte, beendete jedoch dieses Arbeitsverhältnis, als sie vor zehn Jahren schwanger wurde. Nach der Geburt ihrer Tochter merkte sie jedoch schnell, dass sie auf ihr Berufsleben nicht verzichten wollte. Daher übernahm sie zunächst die Buchhaltung im Naturdarmveredelungsbetrieb ihres Mannes.

Schwerpunkt verlagert

„Mehrere unserer Bekannten, die selbstständig sind, haben dann angefragt, ob ich sie ebenfalls unterstützen könnte“, erinnert sich Tamara Fischer. Der Kundenkreis ihres Büroservices wuchs stetig. Vor anderthalb Jahren ergab sich der Kontakt zur Nürnberger Wirtschaftssozietät four-quarters, unter deren Dach sich verschiedene Dienstleister zusammengeschlossen haben, die Gründern in der Startphase ihres Unternehmens zur Seite stehen.

Was im Portfolio noch fehlte, war ein Buchungsservice. „Da ich sowieso bereits viele Kunden in Nürnberg hatte, war es praktischer, meinen beruflichen Schwerpunkt dorthin zu verlegen“, erläutert Tamara Fischer. Daher gründete sie die Unternehmergesellschaft four-quarters & Fischer Buchungsservice mit Standort in der Nürnberger Südstadt. Die four-quarters Wirtschaftssozietät GmbH hält einen Teil der Anteile. Die Gründungsberater der Sozietät bieten ihren Kunden die Dienstleistungen des Buchungsservices an. Die Zusammenarbeit funktioniert also zu beiderseitigem Nutzen.

Tamara Fischer ist mit ihrer jetzigen beruflichen Situation hochzufrieden. „Auf diese Weise gelingt es mir, Beruf und Familie flexibel miteinander zu vereinbaren“, sagt die Buchhalterin. Das sei aber nicht der einzige Vorteil. „Als Steuerfachangestellte ist es ab einem gewissen Punkt schwierig, das Einkommen noch zu steigern“, hat Tamara Fischer festgestellt. Die Selbstständigkeit ermögliche ihr, besser zu verdienen, als es ihr als Angestellte möglich wäre — und das in ihrem Traumberuf.

„Viele Menschen haben das Vorurteil, dass die Tätigkeit einer Steuerfachangestellten sehr trocken und monoton ist“, hat sie festgestellt. Das sieht Tamara Fischer allerdings ganz anders: „Jede Buchhaltung hat ihren ganz eigenen Charakter und ist deswegen auf ihre besondere Weise eine Herausforderung“, so die 36-Jährige. Ein „Schema F“ gäbe es nicht: „Außerdem habe ich bei meiner Arbeit nicht in erster Linie mit Zahlen, sondern mit Menschen zu tun, von denen jeder in einer anderen Lebenssituation ist.“

Neue Gesetze

Demzufolge seien auch der zwischenmenschliche Bereich und der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses wichtig. „Meine Kunden legen mir schließlich ihre komplette finanzielle und wirtschaftliche Situation offen“, sagt Tamara Fischer, die in ihrem Beruf nicht zuletzt große Flexibilität beweisen muss. „Jedes Jahr ändern sich die Steuergesetze, deswegen muss ich immer bereit und in der Lage sein, etwas Neues zu lernen.“

In den kommenden Jahren soll das Unternehmen weiter wachsen. „Mein erstes Ziel ist es, alle Mitarbeiterinnen auf denselben Wissensstand zu bringen und konsequent weiterzubilden“, erläutert die Gründerin. Erst dann will sie den Betrieb erweitern. „Wenn ich irgendwann zehn Mitarbeiter beschäftigen kann, wäre ich sehr zufrieden“, so Tamara Fischer.

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