Altstadtfest: Zwischen Hax’n und Kaiserschmarrn

24.9.2014, 11:13 Uhr
Hax’n sind der Renner am „Markt der Gastlichkeit“. Die gibt es auch bei Jenny Kainz in der Hütte „Zum Bauernsepp“.

© Stefan Hippel Hax’n sind der Renner am „Markt der Gastlichkeit“. Die gibt es auch bei Jenny Kainz in der Hütte „Zum Bauernsepp“.

Schäufele und die halbe Ente, das sind die Renner im „Spalter Hopfenhaus“ am Hans-Sachs-Platz. Für Wirt Thomas Dürsch ist das Altstadtfest „eine Super-Zeit“. Entspannt sitzt der Metzgermeister am Biertisch, winkt ein paar Bekannten zu. Im achten Jahr führt er die Hütte mit 62 Plätzen. Nach einem kulinarischen Ausflug ins Nachbarland Österreich mit Schnitzel und Marillenknödel sind nur Letztere auf der Karte geblieben. Dürsch ist mit ganzem Herzen zur fränkischen Küche zurückgekehrt. Vor Ort werde alles frisch gekocht, „ich habe ja kein Wirtshaus, in dem ich Speisen vorbereiten kann“, sagt er.

Nicht alle Wirte können alle Speisen in der Hütte kochen. Zu klein ist die Küche, zu groß der Wunsch nach vielen Schäufele. Es sei ja auch kein Makel, das Essen im Restaurant vorzubereiten und dann zu liefern. „Das ist gang und gäbe und geht oft nicht anders“, sagt Wirtesprecher Klaus Böhm vom Lokal „Zum Brückkanal“.

„Wir legen nicht fest, was auf der Karte stehen muss“, sagt Jörg von Rochow, Vorsitzender des Vereins Altstadtfest Nürnberg. „Es gab auch mal einen Chinesen, aber da wollte keiner hin.“ Jeder dürfe sich ausprobieren, aber die Gäste, Touristen wie Einheimische, würden den Markt der Gastlichkeit wohl mit fränkischer Küche verbinden. Oder, wie von Rochow sagt: „Das Publikum will Schäufele!“ Und das kriegt es.

Sechs auf Kraut

Allseits beliebt sind neben Sechs auf Kraut und dem Schäufele aber die Hax’n und das gebratene Hähnchen. Jedes Jahr kommen die Münchner Elisabeth, Herbert und Ilona deswegen nach Nürnberg. Beim „Hax’n Liebermann“ verspeisen sie dann eine Kalbshaxe. „Köstlich“ sei die und das ganze Altstadtfest „ist viel schöner als das Oktoberfest“, sagen sie. Das hören die Nürnberger gern. 100 bis 200 Schweinshaxen, etwa 50 bis 100 Hax’n vom Kalb und 20 bis 40 Enten verkauft Fritz Stahlmann, Inhaber von „Hax’n Liebermann“, täglich – je nach Wetter.

Altstadtfest: Zwischen Hax’n und Kaiserschmarrn

© Stefan Hippel

Zwei neue Wirte sind in diesem Jahr dabei. Tuncay Türüc, der seit diesem Jahr den „Kettensteg“ führt, hat eine Hütte gleichen Namens auf der Insel Schütt übernommen. „Die Frauen essen Bratwürste oder Spätzle, die Männer Schäufele“, hat er festgestellt. Die „Nürnberger Alm“ von Gerhard Pickel und Thomas Landherr ist ebenfalls das erste Mal dabei. „Wir wollten unbedingt aufs Altstadtfest“, sagt Landherr, der auch durch das „Fränkische Bierfest“ im Burggraben bekannt ist. Etliche Wildgerichte stehen bei ihm auf der Karte, die Kreuzung aus fränkischer und alpenländischer Küche, die seine Gäste in der Burgstraße genießen, käme auch hier „sehr gut an“. „Schlutzkrapfen“, eine Art Südtiroler Ravioli, oder Wildgulasch werden frisch in der kleinen Küche zubereitet.

Nein, die Wirte würden nicht Schlange stehen, um eine Hütte zu bekommen, sagt Jörg von Rochow. Manche geben bereits nach einem Jahr wieder auf, weil sie es nicht schaffen. Die Kosten, die Auflagen, die zusätzliche Arbeit – das sei alles viel. Auch der Service sei ein wichtiges Thema, so der Erste Vorsitzende. Viele hätten ein festes Team, das tolle Arbeit mache. Andere wiederum würden 450-Euro-Kräfte beschäftigen, „und das merkt man leider manchmal“, so von Rochow.

Am Eröffnungswochenende beispielsweise seien alle Rekorde gebrochen worden und so mancher wartete lange auf sein Essen. „Dafür entschuldigen wir uns“, sagt der Vorsitzende. „Wir wurden überrollt.“ Was ja auch sein Positives hat.

Wirtesprecher Christian Wagner („Zeit & Raum“, „Lorenz“) liebäugelte schon länger mit „Sissy’s Kuhstall“. Er bekam den Zuschlag und führt Haus Nummer 7/8 in diesem Jahr zusammen mit der bekannten Promi-Wirtin Sissy Kleinke-Kühnel. Beide legen viel Wert auf die Qualität, das Ambiente, die gehobene Küche. Die Gäste verlangen auch hier Schäufele, Spanferkel oder Rehbraten. „25 Rehe aus privater Zucht werden nicht reichen“, meint Wagner.

Der Kaiserschmarrn im „Dampfnudel-Bäck“ ist legendär, behaupten die Gäste.

Der Kaiserschmarrn im „Dampfnudel-Bäck“ ist legendär, behaupten die Gäste.

Etwas Süßes zum Schluss

Zum Abschluss etwas Süßes nach der Hax’n oder dem Wildgulasch? Die beiden Rentner Otto und Helfried schwören alle Jahre wieder auf den Kaiserschmarrn mit Apfelmus und Rosinen beim „Dampfnudel-Bäck“ – „die Rosinen müssen rein“, sagt Otto und beißt in ein süßes, krosses Stückchen. Auch Dampfnudeln gibt’s frisch aus dem Ofen. Rund 100 Stück werden hier täglich genossen, so Helga Teichmann.

Wer nur noch wenig Platz im Magen hat, der greift zu einer Tüte gebrannter Mandeln. Ein Klassiker — wie der Liebesapfel oder die vor den Augen der Kunden schokolierten Bananen. In diesem Jahr ebenso angesagt seien aber „Cocos-Chips“ für zwei Euro. „Die sind nicht so süß, aber ganz knusprig“, sagt ein Mitarbeiter bei „Wunderle“.

Eines wird zwischen Hax’n, Kaiserschmarrn, Karpfen und Ochsenfleisch gerne vergessen, bedauert der Verein: Dass das Altstadtfest ein kostenloses Kulturprogramm am Hauptmarkt und im Katharinenkloster bietet. Und dort lassen sich zu den Klängen der „Rick Allen Band“ oder der „Dorfrocker“ die angefressenen Pfunde beim Tanzen gleich wieder loswerden.

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