Am Premierentag: Tödlicher Unfall bei Circus Krone

30.10.2014, 05:44 Uhr
Am Premierentag: Tödlicher Unfall bei Circus Krone

© Thomas Correll

Eigentlich waren sie ein eingespiel­tes Team. „Das beste Team“, wie einer von Circus Krone sagt: der 22-Jährige, sein Onkel und der Mann (77) am Steuer der Zugmaschine, den sie hier alle nur „Bürgermeister“ nen­nen, weil der 77-Jähri­ge seit vielen Jahren den Aufbau der gro­ßen Zirkusstadt plant und koordiniert.

Am Mittwochmorgen woll­ten sie gemeinsam den letzten von insge­samt 372 Wagen mit Zirkus-Aufbauten ab­laden. Am Tag der Premiere des Nürn­berg- Gastspiels auf dem Volksfest­platz. Nur die Treppen vor dem Zir­kuszelt mussten noch montiert wer­den. Der 77-Jährige lenkte das Fahr­zeug, an dem ein Anhänger mit den Treppen hing. Die beiden anderen ga­ben ihm wohl Kommandos. Beim Ran­gieren ist es dann passiert. Der 22-Jäh­rige geriet unter die Räder der schwe­ren Maschine. Rettungskräfte versuch­ten, ihn wiederzubeleben. Doch sie konnten nichts mehr für ihn tun.

Wie es zu dem Unglück kam, ist Gegenstand der polizeilichen Ermitt­lungen. Der Fahrer sagt, er habe es nicht gesehen. Auch der Onkel des jun­gen Mannes hat offenbar nicht beob­achtet, wie der Unfall passierte. „Wir können gar nicht so viel dazu sagen“, meint auch Markus Strobl, Sprecher von Circus Krone. „Weil selbst diejeni­gen, die dabei waren“, nicht wüssten, wie es passiert sei. Die Staatsan­waltschaft schaltete einen Sachverständi­gen ein, der den Ab­lauf des tödlichen Unfalls klären soll.

Schock sitzt tief

Die Mitarbeiter des Zirkus reagierten ge­schockt. „Sie saßen im Wagen und haben geweint“, fährt Stro­bl fort. „Für uns ist das ganz schlimm.“ Der junge Rumäne sei quasi bei Krone auf­gewachsen. Er gehöre mit zur Zirkusfami­lie. Seine Eltern arbei­ten auch für Krone, sie reisen als Handwerker im Tross mit. Der 22-Jäh­rige hatte aber offenbar andere Pläne. Er studierte in Rumänien und kam immer dann zu Krone zurück, wenn er seine Eltern besuchen und Geld ver­dienen wollte. Wie jetzt.

Eine Pfarrerin betreute die Eltern des verunglückten 22-Jährigen. Ein Notfallseelsorger kümmerte sich um den Fahrer, der ebenfalls unter Schock stand. Zwei Stunden lang sprach Notfallseelsorger Siegfried G. mit dem 77-Jährigen. „Zeit haben, da sein, es mit aushalten“, mehr könne man anfangs nicht machen, erzählt er hinterher.

Zirkus Krone sagte trotz des tödli­chen Unglücks die Premierenveran­staltung am Mittwochabend nicht ab. „So hart es klingt: The show must go on“, meint Sprecher Strobl. Die Show muss weitergehen. Selbst wenn es innerhalb der Familie Krone einen Todesfall gebe, finde die Vorstellung statt.

Beileid auf Facebook

„Circus Krone und die gesamte Cir­cus- Krone-Familie in tiefster Trauer um unseren Mitarbeiter“, postete der Zirkus auf seiner Facebook-Seite. Dutzende Menschen bekundeten ihr Beileid.

Auch an den Fahrer der Zug­maschine gingen etliche Solidaritäts­bekundungen. „Auch in diesem Moment werden sehr viele Menschen, Zirkusleute, Artisten und Zirkus­freunde, in Gedanken bei Ihnen sein!“, schrieb einer. Andere wünsch­ten „Viel Kraft!“, der Familie des Opfers und dem 77-Jährigen.