Anders als Nürnberg: Fürth stört sich nicht am Gänsekot

25.10.2018, 20:56 Uhr
Vor allem die sich immer stärker ausbreitenden Kanadagänse und ihre Hinterlassenschaften bereiten der Stadtverwaltung nach wie vor Probleme. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, die Jagd will man künftig möglichst vermeiden.

© Eduard Weigert Vor allem die sich immer stärker ausbreitenden Kanadagänse und ihre Hinterlassenschaften bereiten der Stadtverwaltung nach wie vor Probleme. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, die Jagd will man künftig möglichst vermeiden.

"Es ist noch keine Entscheidung gefallen, wie es weitergehen soll", sagt Bürgermeister Christian Vogel in seiner Funktion als oberster Chef des Servicebetriebs öffentlicher Raum (SÖR). Bisherige Lösungsversuche waren bekanntlich nicht von Erfolg gekrönt. Die Jagd auf das Federvieh brachte nicht nur Vogel persönlich viel Ärger ein – bis hin zur Morddrohung. Sie hat auch nur bedingt Wirkung gezeigt: Acht Gänse wurden abgeschossen, die anderen, die dadurch "vergrämt" werden sollten, ergriffen zwar kurzfristig die Flucht, kehrten aber bald wieder zurück.

Laut Vogel "gehen die Gänse hin, wo sie sich wohlfühlen". Besonders wohl fühlen sie sich naturgemäß, wo der Tisch für sie reich gedeckt ist. So ließen sie sich zum Beispiel durch ausgelegtes Futter auf "Ablenkungsflächen" locken. Unerwünschter Nebeneffekt: Das Ausweichquartier wird bisher von Hunden als Auslauffläche genutzt; solche Areale sind im Stadtgebiet sowieso schon rar gesät.

Die Abschuss-Aktion der Stadt stieß in Teilen der Bevölkerung auf massive Proteste.

Die Abschuss-Aktion der Stadt stieß in Teilen der Bevölkerung auf massive Proteste. © Roland Fengler

Nun will man es vielleicht mit einem Falkner versuchen, der einen Steinadler über der Gänseschar kreisen lässt – in der Hoffnung, dass die Angst vor diesem tierischen Jäger die Gänse vertreibt. Der Greifvogel würde mit Krallenschutz ausgerüstet, damit er Gänse nicht verletzen kann. "Wir prüfen alle möglichen Alternativen", so Vogel, "SÖR ist mit Umweltbehörden und dem Wasserwirtschaftsamt in Kontakt."

Auch ein Pilotprojekt des Freistaates am Rothsee, wo Gänse auch zu Problemvögeln geworden sind, wolle man prüfen. "Wir werden mit aller Vehemenz versuchen, eine erneute Bejagung zu verhindern", verspricht der Bürgermeister. Falls alle anderen Vergrämungsarten nicht fruchten, bleibe aber nur die Bejagung übrig. "Oder man muss die Verkotung akzeptieren."

Fürther sind toleranter

Nur wenige Kilometer pegnitz-abwärts, in Fürth, sind die Menschen anscheinend toleranter als in Nürnberg. Dort bevölkern Grau- und Kanadagänse den Stadtpark mit seinen Weihern. Häufig tummelt sich eine munter schnatternde Gänseschar auf der Liegewiese, wo sich im Sommer viele Leute sonnen oder Familien mit Kindern picknicken. Die stören sich offenbar nicht daran, wenn im Gras oder auf den Spazierwegen Gänsekot liegt. Ebenso wenig wie die Sonnenhungrigen am inoffiziellen Badestrand bei den Espanwiesen. Die teils asphaltierten Wege im Park werden regelmäßig mit einer Kehrmaschine gereinigt, so dass auch die Hinterlassenschaften der Gänse mit dem übrigen Schmutz beseitigt werden.

"Vielleicht herrscht bei den Fürthern auch eine größere Leidensfähigkeit", mutmaßt Hans-Peter Kürzdörfer, der Leiter des Fürther Ordnungsamtes. Jedenfalls lägen aktuell keine Beschwerden über Gänsedreck vor. Die letzte habe es im Jahr 2006 gegeben, allerdings nicht von Parkbesuchern, sondern vom Grünflächenamt: wegen starker Verschmutzung des Weihers und weil die Gänse dort andere Wasservögel verdrängt hatten. Auf Bitte des Amtes hin erteilte man Jägern die Erlaubnis, außerhalb der Schonzeiten "Wasserwild" abzuschießen. Bei der Jagd mussten strenge Sicherheitsauflagen – etwa die Sperrung von Gehwegen – beachtet und die Anzahl der erlegten Tiere in ein Verzeichnis eingetragen werden.

In der Nachbarstadt protestierte damals niemand gegen die Gänsejagd. Sie war allerdings auch nicht an die große Glocke gehängt worden wie in Nürnberg.

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