Angepeilte Klimaziele auch in Nürnberg nicht erreichbar

9.1.2018, 05:56 Uhr
Ob Diesel oder Benziner: Die Fahrzeugabgase belasten die Umwelt gerade in den Großstädten besonders stark.

© dpa Ob Diesel oder Benziner: Die Fahrzeugabgase belasten die Umwelt gerade in den Großstädten besonders stark.

Waren die Klimaschutzziele für 2020 zu ehrgeizig? Oder waren vielmehr die Schritte zur Umsetzung einfach viel zu halbherzig? Während in Berlin bei den Sondierungen für eine Regierungsbildung mehr über eine Aufweichung als über konsequentes Handeln geredet wird, ist klar, dass vor allem die angepeilte Kohlendioxid-Reduzierung auch in Nürnberg nicht zu erreichen ist. Genaue Zahlen zum aktuellen Stand will das Umweltreferat Ende Januar vorlegen.

Gegenüber 1990 sind zwar durchaus bemerkenswerte Einsparungen gelungen, aber auf ein Fünftel des damaligen Wertes wird sich der Ausstoß der Klimakillergase kaum noch drücken lassen. Gute Fortschritte hatte in Nürnberg unter anderem die Einstellung der Kohleverstromung im Heizkraftwerk Sandreuth gebracht, verbunden mit der Nutzung der Abwärme der Müllverbrennung.

So wurden in Nürnberg 2016 aus der Energieerzeugung noch knapp 69.000 Tonnen CO-2 in die Luft gepustet, im Jahr 2000 waren es noch 125.000 Tonnen. Für die Stadt koordiniert seit nun drei Jahren ein kommunaler Klimaschutzbeauftragter alle Aktivitäten. Nur der beim Baureferat angesiedelte Verkehrssektor – ausgerechnet einer der problematischsten Bereiche – blieb bisher ausgeklammert.

Vor allem konzentriert sich Wolfgang Müller auf mehr und bessere Wärmedämmung, dazu den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien. "Besonders bei den schon länger bestehenden Wohngebäuden, speziell Mehrfamilienhäusern in Privatbesitz, ist noch viel zu tun", stellt der Ingenieur fest. Schon im Studium hatte er sich auf Energietechnik spezialisiert. Über Tätigkeiten bei einem freien Büro und in einem Labor war er vor 17 Jahren zum Kommunalen Energiemanagement (KEM) der Stadt gekommen.

Klimafahrplan für Nürnberg

Seine "Bibel" ist der im Sommer 2014 verabschiedete "Klimafahrplan" für Nürnberg. Nach einer dreijährigen Projektförderung durch das Bundesumweltministerium wird seine Stelle jetzt aus städtischen Mitteln weiterfinanziert – denn die Aufgaben und Herausforderungen im Klimaschutz werden auch auf kommunaler Ebene eher noch zunehmen. Dabei setzt Müller stark auf die regionale Vernetzung und die Kooperation mit seinen Kollegen in ganz Nordbayern. Erstmals soll im kommenden Frühjahr auch eine Endenergiebilanz für die gesamte Metropolregion vorgelegt werden.

Während in der Großstadt Wasserkraft und Biogas nur eine untergeordnete Rolle spielen können, steht Nürnberg bei der Nutzung Solarenergie gut da – 2016 sogar auf Platz 1 unter allen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Allerdings seien inzwischen alle rentabel nutzbaren Dachflächen weitgehend "ausgereizt", zumindest die in städtischem Besitz, meint Müller.

Die Möglichkeit, Strom zunächst zum Eigenverbrauch zu produzieren, nutzt die Stadt beispielsweise mit einer Anlage auf der Kulturwerkstatt Auf AEG. Und zu den Vorzeigeprojekten gehört das ehemalige Flusspferdehaus aus dem Jahr 1939 im Nürnberger Tiergarten. Es entspricht nun dem Passivhausstandard und wird gerade als Wüstenhaus eingerichtet. Ab dem Frühjahr soll es für die Öffentlichkeit zugänglich sein. 

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