Mahnwache: Stadt Nürnberg sorgt sich um ihren Ruf

23.7.2014, 20:52 Uhr
Mahnwache: Stadt Nürnberg sorgt sich um ihren Ruf

© Günter Distler

Zwar erwartete sie „kein besonderes Konfliktpotenzial“, so ein Polizeisprecher, doch sei man seit der Eskalation im Gaza-Streifen sensibilisiert: In Mittelfranken sei es häufiger zu judenfeindlichen Schmierereien gekommen. Am vergangenen Wochenende hatten mehrere Hundert Teilnehmer eines Protestzugs gegen die Politik Israels ein Fast-Food-Lokal am Hauptbahnhof gestürmt. Darunter waren junge Männer mit Salafistenkäppis und Palästina- und Türkei-Flaggen (wir berichteten).

Nürnberg sorgt sich um seinen Ruf – und hat am Mittwoch im Stadtrat ohne Gegenstimmen eine Resolution gegen Antisemitismus verabschiedet. Darin heißt es: „Es muss verhindert werden, dass Demonstrationen im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts zu politischen Manifestationen des Antisemitismus missbraucht werden.“

Die Mahnwache des Evangelischen Friedensforums lehnt sich an Forderungen an, die laut Rüdeger Baron auch von israelischen sowie palästinensischen Menschenrechtsgruppen erhoben werden. Baron, beim Nürnberger Friedensforum im Arbeitskreis Palästina aktiv, verteilte Flugblätter, in denen für die Aufhebung der Belagerung von Gaza plädiert wird: Nur dies eröffne eine Chance für Frieden und Ruhe an der Grenze Israels zum Gazastreifen. Das Friedensforum tritt zudem für einen Stopp der israelischen Siedlungsbaupläne in Palästinensergebieten ein.

Unterdessen hat auch der Dekanatsausschuss des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Nürnberg Stellung bezogen. „In Deutschland lebende Juden können nicht für die Politik des Staates Israel verantwortlich gemacht werden“, betonte Stadtdekan Jürgen Körnlein in einer Mitteilung. Die politische Lage in Israel und Palästina sei dermaßen komplex, dass einseitige Schuldzuschreibungen völlig unangemessen seien. Der katholische Stadtdekan Hubertus Förster gibt außerdem zu bedenken: „Wenn Kritik an der Politik Israels derart schnell in undifferenzierten Antisemitismus und Gewalt umschlägt, scheint es bestimmten Gruppen immer noch an Wissen und Aufklärung zu fehlen.“

Für diesen Freitag ist die Demonstration „Nie wieder! Antisemitismus in Nürnberg“ am Hallplatz geplant, am Samstag soll es eine „Mahnwache für den Frieden“ auf dem Kornmarkt geben.

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