Anwohner in Zabo sind weiterhin über Kaninchenjagd empört

25.3.2014, 15:45 Uhr
Wildkaninchen sieht man mittlerweile immer häufiger in Nürnberg. Sie vermehren sich explosionsartig, wodurch sich die Seuchengefahr extrem erhöht.

© colourbox.de Wildkaninchen sieht man mittlerweile immer häufiger in Nürnberg. Sie vermehren sich explosionsartig, wodurch sich die Seuchengefahr extrem erhöht.

Viele Tierfreunde äußerten sich im Internet extrem kritisch zu der nächtlichen Jagdaktion: "Eine absolute Schweinerei so etwas, das kann und darf nicht wahr sein" schreibt eine Facebook-Nutzerin auf der Seite der Nürnberger Nachrichten.

Hügel betont aber, dass das Jagen in Städten mittlerweile dringend notwendig sei. "Ich will keine Tiere ausrotten," stellt der 59-Jährige klar. "Ich möchte nur ein erträgliches Maß der Wildtierbestände für alle sicherstellen." Zudem sei er ja von dem Eigentümerverband in der Pastoriussiedlung beauftragt worden: "Natürlich schaut man sich das dann erst mal an und wägt ab, was getan werden kann beziehungsweise getan werden muss. Die meisten Kaninchen in Zabo habe ich auf Spielplätzen geschossen, da war alles vollgekotet und vollgepinkelt" berichtet Hügel. "Wenn das Hundekot wäre, was denken Sie, wie sich die Leute aufregen würden. Das ist ein gesundheitliches Risiko. Wenn da das Gesundheitsamt kommt und das überprüft, werden alle Kaninchen beseitigt."

Seuchengefahr bei zu großer Populationsdichte

Weiter betont der ehrenamtliche Jäger, dass sich die Kaninchenpest - die Myxomatose - ausbreiten könnte, wenn die Population der Wildtiere nicht eingedämmt würde. Dies bestätigt auch Frau Dr. Gisela Popp vom Veterinäramt Nürnberg: "Je größer eine Population, desto höher ist auch das Ansteckungsrisiko. Auf den Menschen wird die Myxomatose aber nicht übertragen."

Hügel hat in seiner jahrelangen Tätigkeit schon häufig miterlebt, dass Menschen selbst gegen Tiere vorgegangen sind: "Wenn ich es nicht mache, dann nehmen es die Leute selbst in die Hand. Dann bauen sie allerhand Fallen und Schlingen, um Marder und andere Tiere zu fangen. Manche legen auch mit Rattengift versetzte Wurst aus und dann sterben die Tiere nach langem Leiden."

Er selbst sei ein großer Tierfreund,  müsse aber eingreifen und eine Population ausdünnen, wenn diese sich explosionsartig vermehrt. Begünstigt wird das durch das direkte Füttern durch den Menschen, das - entgegen des guten Willens - schädlich für Wildtiere ist. Ob die Kaninchen in Zerzabelshof auch gefüttert wurden? "Ich habe dort Salate, Karotten und vieles mehr vorgefunden, in rauen Mengen." Seiner Meinung nach hätten sich dort inzwischen dutzende Kaninchen angesiedelt.

Stadtjäger geht kein Risiko ein

Derweil ist Karin Liewald, Anwohnerin der Pastoriussiedlung, besorgt über die Tatsache, dass in ihrer Nachbarschaft scharf geschossen wird: "Es hinterlässt ein ungutes Gefühl". Dazu sagt der Stadtjäger: "Ich habe jahrzehntelange Erfahrung und es ist noch nie was passiert. Ich benutze ein Nachtsichtgerät und gehe kein Risiko ein. Wenn da irgendwas vor, hinter oder neben dem Kaninchen ist, dann schieße ich nicht." Bei der kleinstmöglichen Gefährdung von Personen oder Eigentum lässt er deshalb schon mal das ein oder andere Tier davonkommen.

Möchte nicht ausrotten, sondern die Wildtierbestände vor Seuchen schützen: der Nürnberger Stadtjäger Gert Hügel.

Möchte nicht ausrotten, sondern die Wildtierbestände vor Seuchen schützen: der Nürnberger Stadtjäger Gert Hügel. © Alexa von Busse

Dennoch hatten Kritiker immer wieder den Einsatz von Schusswaffen in Wohngebieten bemängelt und die Jagd mit einem Falken als Alternative in den Raum gestellt. Auf diese Art in einem Wohngebiet zu jagen, kommt für den Jäger allerdings nicht in Frage: "Das ist nicht möglich, da ein Falke sich in der Stadt verfliegen würde. Der fliegt ein, zwei Mal ums Haus und dann ist er weg. Außerdem kann ein Falke selbst auf freier Flur vielleicht maximal vier bis fünf Kaninchen jagen, dann ist für den Tag Schluss."

Auch wenn die Jagd mit einem Falken im Stadtgebiet also keine Möglichkeit ist, behagt vielen Anwohnern die Vorstellung eines im Wohngebiet schießenden Jägers nicht. Schließlich erinnern sich die Nürnberger noch an den Jäger, der 2012 im Stadtteil Rehhof aus Versehen eine Hündin erschoss, die er nach eigenen Angaben mit einem Fuchs verwechselt hatte.

Die Befürchtung, dass auch einmal ein Mensch von einer Kugel getroffen werden könnte, ist bei besorgten Bürgern gegeben. So der Kommentar eines Nutzers bei Facebook: "Man stelle sich mal vor, ein Querschläger hätte etwas oder jemand anderen getroffen als die besagten Hasen, dann wäre der Aufschrei groß z.B. ein Kind..."

Die Jagd hat einen Sinn

Einen derartigen Unfall gab es bei der Stadtjagd allerdings noch nicht. Zudem verwendet Hügel eine Spezialmunition, deren Auswirkung seiner Aussage nach minimal stärker sei als der Schuss aus einem Luftgewehr. Die Leute bräuchten keine Angst zu haben. Er wünscht sich allerdings, dass seine Kritiker beim Thema Jagd ein Stück weiter über die Hintergründe und den Sinn nachdenken, bevor sie ihn zum "Buhmann" abstempeln.

Während andere Großstädte wie Berlin oder Hamburg ein Problem mit Wildtierbeständen mitten in Wohngebieten haben, sei das laut Robert Pollack vom Ordnungsamt in Nürnberg nicht der Fall.

Dennoch: "Wenn die Leute die Tiere nicht mehr so viel füttern würden," so Stadtjäger Hügel, "dann hätte ich auch nicht so viel zu tun. Das wäre wünschenswert."

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