Ärger um Flüchtlingsunterkunft: Nur ein Einzelfall?

9.6.2016, 08:00 Uhr
Ärger um Flüchtlingsunterkunft: Nur ein Einzelfall?

© Eduard Weigert

Wie bereits gemeldet, hat ein Hauseigentümer genau das getan, was die Stadt vermeiden will: Er drängte Mieter aus dem Gebäude, um eine Flüchtlingsunterkunft anbieten zu können. Der Fall hatte in der Reichelsdorfer Bevölkerung für sehr viel Empörung gesorgt.

Die Stadtverwaltung kündigte umgehend den Vertrag und stellte klar, dass sie getäuscht worden war. "Unsere Linie ist eindeutig", sagt Sozialreferent Reiner Prölß. "Wir nehmen keinen Wohnraum vom Markt." Beim Fall Geigerstraße habe es sich um eine Einzelfall gehandelt.

Prölß verweist auch noch einmal auf die Situation, der sich die Stadt im vergangenen Jahr gegenüber sah. Die Stadt stand unter enormen Druck, die vielen Flüchtlinge, die ankamen unterzubringen. Das Team des Sozialamts habe innerhalb kurzer Zeit 1000 Objekte geprüft. Es weise jeden Anbieter darauf hin, dass die Stadt „keinen Wohnraum vom Markt nimmt“. Eine „direkte Anschlussunterbringung von Flüchtlingen in ehemaligen Wohnobjekten“ sei nicht möglich.

Es würden vorwiegend ehemalige Gewerbeobjekte gesucht,  Hotels, Pensionen oder Arbeiterwohnheime. "Wir mieten nicht willkürlich etwas an, wenn die Vorgaben oder Standards nicht eingehalten werden." Prölß räumt aber auch ein, dass die Stadt sehr viel dazugelernt habe. "Wir haben die Findigkeit mancher unserer Geschäftspartner unterschätzt."

Derzeit leben rund 8200 Flüchtlinge in Nürnberg, davon rund 4600 in den 155 Gemeinschaftsunterkünften der Stadt, rund 900 in Notgemeinschaftsunterkünften wie Leichtbauhallen. Die Übrigen leben in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften oder in Einrichtungen für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge des Jugendamts. Momentan kommen zwischen fünf und zehn Flüchtlinge pro Woche nach Nürnberg, im vergangenen Jahr waren es 250 im Schnitt.

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