Ärger um Tickets beim Norisring: Voller Preis für Begleiter?

27.6.2017, 11:32 Uhr
Ärger um Tickets beim Norisring: Voller Preis für Begleiter?

© Foto: Wolfgang Zink

"Das ist einfach unglaublich und eine Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung, dafür gibt es keine Entschuldigung", meint Stefan M., der als Pfleger in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeitet. Einer seiner Schützlinge hatte ihn angesprochen, ob er ihn zur DTM begleitet.

Doch bei der Nachfrage nach Karten stellte sich heraus, dass zu den 33 Euro für das Behinderten-Ticket weitere 66 Euro plus Vorverkaufsgebühr und Versand fällig wären. 100 Euro konnte sich der Behinderte jedoch bei seinem geringen Verdienst nicht leisten, meint Pfleger M., der über die Motorsport-Organisatoren sehr verärgert ist. Schließlich sei der Rollstuhlfahrer auf seine Unterstützung angewiesen: beim Schieben des Gefährts, als Helfer beim Essen und Trinken oder bei der Medikamentengabe.

Der Motorsport-Club Nürnberg (MCN), der für das Norisringrennen verantwortlich ist, bestätigt auf Anfrage, dass Begleiter von Schwerbehinderten den vollen Eintrittspreis bezahlen müssen. "Das ist historisch so gewachsen, es war schon immer so", meint MCN-Pressesprecher Philipp Schwarm. Er argumentiert, dass nicht jeder Inhaber eines Behindertenausweises eine Begleitperson nötig habe. Außerdem seien die 20 bereitgestellten Rollstuhlfahrer-Plätze am Norisring erfahrungsgemäß nicht ausverkauft. Aber vielleicht liegt das ja gerade an der wenig kulanten Ticketvergabe? Auf jeden Fall, betont MCN-Pressesprecher Schwarm beim Telefonat mit der Lokalredaktion, wolle man den "Denkanstoß aufnehmen und intensiv über Konsequenzen für das nächste Jahr nachdenken".

Club und Ice Tigers viel kulanter

Da kann es nicht schaden, die Regelungen bei anderen Veranstaltungen anzuschauen: Pfleger M. berichtet, dass das Musikfestival Rock im Park einem Behinderten wie auch dessen Begleiter die gleiche Ermäßigung gewähre. Noch sportlicher zeigen sich 1. FC Nürnberg und Ice Tigers.

Der Club hat im Max-Morlock-Stadion 95 barrierefreie Plätze auf der Haupttribüne für Rollstuhlfahrer reserviert. Fünf Euro zahlen die Behinderten, die Begleitung kommt kostenlos ins Stadion. "Wir machen das aus Kulanzgründen und Behindertenfreundlichkeit", meint Katharina Fritsch, Leiterin der FCN-Unternehmenskommunikation. Dies habe man aber schon vor 1990 so gehalten, als der Sportverein eine eigene Behindertenbeauftragte eingesetzt hat.

Außerdem sind im Fußballstadion 15 Plätze für Menschen mit Sehbehinderung reserviert. Die Ermäßigung für Seh-, Geh- und geistig Behinderte beträgt 50 Prozent, die Begleitperson ist frei. Als Nachweis muss der Schwerbehindertenausweis vorgelegt werden.

Bei den Spielen der Ice Tigers zahlten Rollstuhlfahrer in der zurückliegenden Saison den Sonderpreis von 15 Euro, der Begleiter kam kostenlos in die Arena. Die vorgesehenen 30 Plätze sind immer vergeben, erläutert Ice-Tigers-Pressesprecher Roman Horlamus: "Deshalb haben wir ein zusätzliches Podest gebaut. Wir nehmen Inklusion bei unserem Fanprojekt sehr ernst. So besuchen unsere Spieler beispielsweise gelegentlich den Stammtisch der Rollstuhlfahrer." Und in der kommenden Saison sollen die Behinderten die Wertschätzung des Vereins noch auf andere Weise zu spüren bekommen. Dann dürfen zu Spielbeginn nicht nur Kinder den Puck an den Schiedsrichter übergeben, sondern mitunter auch Rollstuhlfahrer.

Das Norisringrennen müsste also Gas geben, um in Sachen Behindertenfreundlichkeit bei der sportlichen Konkurrenz Boden gutzumachen.

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