Asylbeauftragter: "Mein Misstrauen muss man sich verdienen"

30.9.2014, 06:00 Uhr
Christian Mätzler sieht seine Aufgabe als "Traumjob".

© Alexander Brock Christian Mätzler sieht seine Aufgabe als "Traumjob".

„Ich bin das Bindeglied zwischen Verwaltung und sozialer Arbeit“, sagt der 33-Jährige. Die Stadt hat ihn engagiert, weil mit der Aufgabe der Flüchtlingsunterbringung ein enormer Berg an Arbeit auf das Sozialamt zurollte – in den ersten Monaten mussten Behördenchef Dieter Maly und Reinhard Hofmann, Abteilungsleiter für Wohnungsfragen, dies alleine stemmen.

Nun greift ihnen Mätzler unter die Arme. Er akquiriert neue Unterkünfte, zum Beispiel Hotels. „Die Betreiber bekommen eine Pro-Kopf-/ Pro-Nacht-Pauschale für einen Asylbewerber, die nicht so hoch ist wie im normalen Hotelbetrieb; dafür aber haben sie eine Belegungsquote von 98 Prozent.“ Mätzler muss die Rechnungen der Betreiber prüfen, die dann von der Regierung von Mittelfranken beglichen werden; und er kümmert sich darum, dass in den Häusern ein Sozialbetreuer als Ansprechpartner für die Flüchtlinge installiert wird. Die Stadt kooperiert in den bisherigen Unterkünften mit dem Bayerischen Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt und der Stadtmission.

Mätzler als Pädagoge

Doch Mätzler muss über diese kaufmännischen Fragen hinaus – und nun kommt der Sozialpädagoge ins Spiel – mitunter auch schlichtend eingreifen. „Wenn ein Betreiber oder Sozialbetreuer Probleme hat, dann bin ich im Boot.“ Etwa, wenn die Asylbewerber sich mit den deutschen Regeln zur Mülltrennung schwer tun, was für die Hotelinhaber ein Problem darstellt, weil ihnen Strafzahlungen drohen. „Rauchen auf den Zimmern ist auch ein großes Thema, ebenso die Nachtruhe.“

Falls sich ein Flüchtling daneben benimmt – einmal sei einer betrunken die Dachrinne hochgeklettert, um in sein Zimmer zu gelangen –, kann der Betreiber auch einen Hausverweis aussprechen; dann muss der Asylbeauftragte eine neue Unterkunft für den Betroffenen suchen. Dies komme jedoch selten vor, betont Mätzler. „Selbst wenn man mit guten Freunden in Urlaub fährt, kann es Knatsch geben. Ich bin bass erstaunt, wie gut es in unseren Unterkünften läuft, obwohl da Menschen aus verschiedensten Kulturen zusammenleben, die sich unterscheiden in ihrem Glauben, in ihren Tagesrhythmen, Schlaf- und Essgewohnheiten.“

Mätzler: "100 Prozent pro Asyl"

Mätzler sieht seine Aufgabe als „Traumjob“, es bereitet ihm Freude, den Flüchtlingen trotz Sprachbarriere zu helfen. „Ich bin 100 Prozent pro Asyl. Mein Misstrauen muss man sich erst verdienen.“ Doch eine Sorge treibt ihn um. Bisher kann Mätzler je 50 Prozent seiner Arbeitskraft in den kaufmännischen und in den sozialpädagogischen Teil der Aufgabe investieren.

Der Bankkaufmann, der diesen Beruf 2005 nach acht Jahren hinter sich ließ, „weil es überhaupt nicht mein Bereich ist“, befürchtet, dass
der kaufmännische Part bald deutlich überwiegen könnte – zumal es immer mehr Objekte werden, die es zu betreuen gilt. Deswegen hofft er auf weitere Verstärkung, damit er nicht der städtische Asylbeauftragte bleibt, sondern sich die Arbeit auf zusätzliche Schultern verteilt.

Aber da ist er sich mit seinem Chef durchaus einig: Auch Dieter Maly drängt darauf, dass das bisher für die Flüchtlingsunterbringung zuständige Dreier-Team (Maly, Hofmann, Mätzler) bald aufgestockt wird.

3 Kommentare