Atomkraftgegner, Schatzmeister und gläubiger Katholik

21.9.2018, 17:55 Uhr
Wahlkampf mal ganz entspannt: Elmar Hayn im Gespräch mit Bürgern bei der Kirchweih in Wöhrd.

© Peter Roggenthin Wahlkampf mal ganz entspannt: Elmar Hayn im Gespräch mit Bürgern bei der Kirchweih in Wöhrd.

Wenn es denn überhaupt eine klassische Grünen-Biografie gibt, dann sähe sie vermutlich anders aus: Wehrdienst bei der Marine an der Ostseeküste, Banklehre, Studium der Betriebswirtschaft, Unternehmensberater. Und doch: Elmar Hayn ist ein Grüner von ganzem Herzen.

Eine andere Partei, sagt er im Gespräch mit der NZ, sei für ihn nie infrage gekommen. "Die Natur und der Erhalt der Schöpfung liegen mir sehr am Herzen." Und was noch dazu kommt: Er ist ein dezidierter Atomkraftgegner, auch deshalb fand er bei den Grünen seine politische Heimat.

Während seiner Studienzeit in Passau wurde Hayns politischer Gestaltungswille geweckt. Er sehnte einen Machtwechsel herbei. Es sei an der Zeit, fand er, dass Dauerkanzler Helmut Kohl (CDU) nach 16 Jahren abgewählt wird. Dazu wollte er seinen Teil beitragen. Im Wahljahr 1998 trat er den Grünen bei. "Das war eine superspannende Zeit."

Wer grüne Politik macht, dürfte derzeit ein Dauerlächeln im Gesicht tragen. Die Umfragewerte sind erfolgversprechend. Die Umweltpartei ist auf dem Weg, zweitstärkste Kraft in Bayern zu werden. Elmar Hayn, seit 2008 Kreisschatzmeister seiner Partei, freut das freilich. "Die Themen, die wir setzen, interessieren die Menschen." Aber er übt sich gleichzeitig in Zurückhaltung: "Wir dürfen uns nicht auf solchen Zahlen ausruhen, wir müssen auf dem Teppich bleiben." Die SPD, sagt Hayn mit Blick auf die Sozialdemokraten, die in Umfragen hinter den Grünen und der AfD liegen, tue ihm leid. "Sie kann tun, was sie will, sie kriegt die Nackenschläge ab."

Elmar Hayn ist 1971 in Nürnberg geboren, Vater von vier Kindern und beruflich im Vorstand der ökologisch-sozialen Wohnungsgenossenschaft "Wohnblau" tätig. Das Thema Wohnen gehört denn auch zu den Schwerpunkten seiner politischen Arbeit. Sein erklärtes Ziel: den geförderten Wohnungsbau ausbauen, bestehende Objekte energetisch sanieren, ohne die Mieter zu stark zu belasten. Und er möchte gemeinschaftliches Bauen fördern. Dass der Freistaat die Wohnungsbaugesellschaft GBW an einen Privatinvestor verkauft hat, empört ihn nachhaltig.

Klimaschutz ohne Bevormundung

Auch die Energiewende ist ein Thema, mit dem sich Hayn intensiv beschäftigt. Zwei Jahre war er für ein Energieunternehmen tätig, hat die Innenansicht kennengelernt und für sich festgestellt: "Die Arbeit für den Konzern passt nicht zu meinen politischen Überzeugungen." Hayn sieht die Energiewende in Gefahr, "Gewinnerhöhungsmaßnahmen der Netzbetreiber" würden ihr angelastet, sagt er. Es bestehe die Gefahr, dass die Atomkraftwerke wieder angeschaltet werden. Für eine Chance hält er die Power-to-Gas-Methode – die Umwandlung von Strom in Methan, das sich im Netz speichern lässt. Abgesehen davon ist Hayn überzeugt: "Die Energiewende will jeder. Den meisten Menschen ist bewusst, dass wir das Klima schützen müssen."

Bevormunden möchte der 47-Jährigen niemanden. "Es muss ein Bewusstseinswandel in Gang kommen", findet er. Den spüre er im Gespräch mit den Menschen durchaus. "Sie sind sensibler geworden. Beim Stichwort Plastik zum Beispiel." Die Abstandsregel 10-H-Regelung will er abschaffen, denn sie komme quasi einem Verbot der Windkraft in Bayern gleich.

Nachhaltiges Denken und Handeln ist dem gläubigen Katholiken wichtig – auch in den Bereichen Haushalt, Finanzen und Steuern. Das Familiengeld der CSU ist aus seiner Sicht unverantwortlich. "Es ist eine Schande, dass das als Wahlkampfmittel eingesetzt wird." Das Geld sieht er im Ausbau der Kindertagesstätten besser angelegt. Kostenfreie Kitas seien wünschenswert, fügt er hinzu. Aber erst einmal müssten genug Erzieher ausgebildet und der Betreuungsschlüssel gesenkt werden. "Es ist eine Qualitätsoffensive nötig, dann können wir auch über eine Kostenfreiheit sprechen."

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