Auch in Nürnberg: Autodiebe nutzen "Keyless Go" aus

14.3.2019, 11:14 Uhr
Früher mussten Autodiebe ihre Beute noch mit brachialer Gewalt bearbeiten, bevor sie sie mitnehmen konnten. Profi-Autoknacker gehen mittlerweile anders vor. Sie fangen die Funksignale von "Keyless Go"-Systemen ab – und steigen bequem ein.

© Uli Deck/dpa Früher mussten Autodiebe ihre Beute noch mit brachialer Gewalt bearbeiten, bevor sie sie mitnehmen konnten. Profi-Autoknacker gehen mittlerweile anders vor. Sie fangen die Funksignale von "Keyless Go"-Systemen ab – und steigen bequem ein.

60.000 Euro - so viel sind die beiden Autos, die am Wochenende in Fischbach gestohlen wurden, zusammen wert. Es sind - wie sollte es auch anders sein: SUVs. Die werden, so erklärt es ein Polizeisprecher, besonders gern geklaut. Hochwertige und möglichst neuwertige Autos stehen bei Kriminellen hoch im Kurs, erklärt ein Sprecher der Polizei auf Anfrage der NZ. Der Sprecher erzählt von Banden – oft aus dem osteuropäischen Raum – die zum großen Teil auch auf Bestellung Nobelflitzer stehlen.

Die Marken, die ihre "Kunden" bestellen, gelten schließlich nicht nur hierzulande als Statussymbole. Vor allem haben es die Diebe demnach auf Karossen der Hersteller Audi, BMW und Mercedes abgesehen. Und dabei natürlich nicht auf die kleinen Varianten – etwa die noch relativ "günstigen" Einsteigermodelle A1, 3er BMW oder die A-Klasse, die Diebe schlagen gleich richtig zu und schnappen sich Q7, X5 und Co. – Geländewagen also, deren Wert locker den eines durchschnittlichen Brutto-Jahresgehalts übersteigt.


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Eine Masche, die die Polizei häufig feststellt: Die Autodiebe brechen die Fahrzeuge nicht mit brachialer Gewalt auf, sondern beobachten ihre Opfer, wie sie ihre Autos mit dem schlüssellosen System "Keyless Go" aufsperren und greifen das Signal ab. Der Vorteil: An der Beute entstehen keine Schäden, auch Alarmanlagen, die Zeugen aufschrecken könnten, schlagen nicht an und erzeugen keinen Lärm.

Die Masche im Zusammenhang mit dem "Keyless Go"-System ist beliebt, Allein 2017 wurden in Mittelfranken 50 Audi, BMW und Mercedes auf diese Weise gestohlen. Die Beute kann sich sehen lassen: Zusammen haben die 50 Autos einen Wert von rund 3,3 Millionen Euro. Besonders beliebt war der BMW X5 mit insgesamt 13 Entwendungen (davon zehn Fälle mit "Keyless Go") und der Audi Q5 mit zehn Entwendungen (davon acht mit "Keyless Go").

Ist das Auto wirklich verschlossen?

Aber natürlich geben sich auch die größten Diebe ab und an mit kleineren Autos zufrieden. Wolfgang Lieberth vom ADAC rät deshalb, immer genau darauf zu achten, dass das Auto auch wirklich verschlossen ist. Am besten sollte man einmal um das Fahrzeug herumlaufen und alle Fenster und auch den Kofferraum kontrollieren. Auch Alarmanlagen können Diebe abschrecken, rät der Experte. Die könne man von einer Fachwerkstatt auch nachrüsten lassen, so Lieberth.

Günstiger kann man sein Auto durch mechanische Sperren vor Dieben schützen. Autodiebstahlsicherungen, die zwischen Pedale und Lenkrad geklemmt werden, gibt es bereits ab 30 Euro im Fachhandel. Spezielle Parkkrallen seien bereits ab knapp 50 Euro zu haben.


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Den besten Schutz vor Dieben bietet aber vor allem ein sicherer Stellplatz. Wer kann, sollte sein Fahrzeug daher in die Garage stellen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, sollte auf jeden Fall darauf achten, dass nichts im Auto liegt, das wertvoll aussieht – etwa Handys oder kostspielige Kleidung. Vor allem dann nicht, wenn das Auto schon nach viel Geld aussieht. Attraktive Autos seien schließlich häufiger Ziel von Kriminellen, weiß auch der Experte.

Ist das Auto gestohlen, dann können die Eigentümer oft schon nach kurzer Zeit aufatmen – die Teilkasko-Versicherung kommt schließlich für Entwendungsschäden auf. Wolfgang Lieberth betont aber, dass Versicherer nur die Fahrzeuge und fest verbaute Gegenstände (etwa die Stereoanlage) ersetzen. Nehmen die Diebe ein Auto samt hochwertigem Inhalt mit, dann ist der verloren.