Auch in Nürnberg: Stickoxid-Grenzwert deutlich überschritten

24.1.2019, 05:41 Uhr
Auch in Nürnberg: Stickoxid-Grenzwert deutlich überschritten

© Michael Matejka

46 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurden im Durchschnitt im vergangenen Jahr an der Messstelle in der Von-der-Tann-Straße gemessen, so das vorläufige Ergebnis aus dem Landesamt für Umwelt. Damit war die Belastung mit Stickstoffdioxid wieder höher als im Jahr davor (43 µg/m³). Und sie lag deutlich über dem Grenzwert, der für Stickstoffdioxid bei 40 µg/m³ liegt. Der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer könnte für den Anstieg verantwortlich sein, vermutet man im Rathaus.

Kommen nun doch Fahrverbote auf die Stadt zu? "Straßenbezogene Fahrverbote werden nicht helfen", sagte Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) im Umweltausschuss des Stadtrats. Diese führten nur zu Umgehungsverkehr. "Der entscheidende Punkt ist: Wie gelingt es, die Gesamtmenge der Emissionen aus den Abgasrohren zu reduzieren?" Denn "die Belastung geht vom Verkehr aus", das sei der Hauptfaktor. Der Ausweg sieht für Pluschke so aus: Umstieg aufs Rad und auf den ÖPNV sowie andere Antriebssysteme für Autos, sei es auf Elektro- oder Wasserstoffbasis.

Fahrverbote sollen verhindert werden

Die Freien Wähler wollten wissen, ob die Messstellen in Nürnberg überhaupt korrekt platziert sind. Denn je nach Standort, je nach Nähe zum Straßenrand oder Messhöhe liefern sie unterschiedliche Ergebnisse. Das könne zu verfälschten Werten führen, argwöhnten die Freien Wähler. "Uns geht es darum, Fahrverbote zu verhindern", sagte Stadtrat Jürgen Dörfler zur Begründung eines entsprechenden Antrags und erinnerte daran, dass die Messstellen auf Regierungsanordnung auch durch den Tüv überprüft werden sollen.

"Wir sehen uns auch in der Lage, so etwas zu überprüfen", entgegnete Pluschke. "Es gibt keinen Grund, an der Werthaltigkeit der Messergebnisse zu zweifeln", fuhr er fort. Die Standorte wurden laut Umweltreferent mit Blick auf den Abstand zur Straßenmitte, die Distanz zu Gebäuden, auf Ansaughöhe und Abstand zu Kreuzungsbereichen überprüft und als korrekt eingestuft.

Nur die Messstation am Bahnhof befinde sich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (Parkstreifen, Grünstreifen, Fußgänger- und Radweg) etwas weiter vom Fahrbahnrand entfernt als eigentlich vorgeschrieben. Die tatsächliche Schadstoffbelastung ist deshalb vermutlich etwas höher als die gemessene. Laut Pluschke wird diese Abweichung aber vom Landesamt für Umwelt toleriert, weil es zu keiner relevanten Veränderung des Messergebnisses komme.

Zu wenig Kontrollpunkte?

Das Bayerische Landesamt für Umwelt betreibt seit 1974 das Lufthygienische Landesüberwachungssystem Bayern mit derzeit über 50 Messstationen in Bayern. In Nürnberg wird die Luft in der Von-der-Tann-Straße, am Bahnhof und in der Muggenhofer Straße überwacht. Automatisch werden dort zum Beispiel Stickoxide, Ozon und Feinstaub erfasst. Daneben gibt es Messstationen, die von der Stadt betrieben werden: am Jakobsplatz und am Flughafen.

 

Fragen vonseiten der Grünen und der ÖDP, ob die Zahl der Messstationen in Nürnberg angesichts der wachsenden Bevölkerungsdichte ausreiche, beantwortete Pluschke klar mit Ja. Es gebe weltweit kaum eine Stadt, in der so viele Messungen zur Luftqualität wie in Nürnberg durchgeführt würden. Das sei seinen Vorgängern zu verdanken. Mittlerweile gebe es aber sogar den Trend, die Messstellen wieder auf einige wenige zu reduzieren, weil man die Möglichkeit habe, die Luftqualität hochzurechnen.

Solche Berechnungen wurden für viele Stellen im Stadtgebiet angestellt. An zig Orten gebe es eine Überschreitung des Grenzwertes, daran erinnerte Otto Heimbucher, umweltpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, und zählte beispielhaft Frauentorgraben, Wölckernstraße oder Bayreuther Straße auf. Da könne man nicht überall Fahrverbote verhängen, fuhr er fort und plädierte ebenfalls für den Ausbau der Radwege und des ÖPNV.

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