Auf den Spuren der Schlammschnecke

25.7.2013, 00:00 Uhr
Auf den Spuren der Schlammschnecke

© Harald Sippel

Kaum ist die triefend nasse Absperrbake mit vereinten Kräften aus dem Wasser ans Goldbach-Ufer gezogen, schreit die erste Schülerin „Igitt, das stinkt!“ und rennt vom Fundort. Die beiden Elfjährigen Lisa und Julia hingegen gehen erst recht nah an das Kunststoffteil heran, um es genau unter die Lupe zu nehmen. Ihr Einsatz wird belohnt. „Schnell, hol einen Becher“, ruft Lisa plötzlich und reckt die Hand triumphierend in die Höhe. Der Grund für die Aufregung sitzt auf der Spitze ihres Zeigefingers: Ein für Außenstehende recht unspektakulärer kleiner, schwarzer Punkt.

Auf den Spuren der Schlammschnecke

Für die Sechstklässlerinnen von der Maria-Ward-Schule ist es eine höchst spannende Entdeckung, auch wenn Julia mit dem Befund „Fluchtstrecke“ knapp daneben liegt. „Nein, das ist eine Schlammschnecke“, korrigiert Katharina Michielin. Für die Biologin, die die Schülerinnen im Rahmen des Projekts „Was(s)erleben“ betreut, ist der Fund auch ein Anhaltspunkt, um die Qualität des Wassers zu bestimmen. Egel und Schlammschnecken, so die Expertin, deuten daraufhin, dass der Goldbach an dieser Stelle nur die niedrige Gewässergüteklasse 4 aufweist.

„Die meisten unserer Gewässer erreichen aber die Stufe 2“, hält Klemens Gesell dagegen, der das Treiben an der Wöhrder Wiese, wenige Meter von der gleichnamigen U-Bahn-Haltestelle entfernt, gespannt verfolgt. Das Interesse des Schulbürgermeisters gilt aber nicht der hydrologischen Momentaufnahme des Goldbachs, sondern den 18 eifrigen Nachwuchsforscherinnen, die (fast) furchtlos ins kniehohe Wasser steigen, um die Fauna darin genau unter die Lupe zu nehmen. „Nur bei einer schwimmenden Ratte war mir schon mulmig zumute“, räumt Jessica ein.

Dass die Elfjährige und ihre Mitschülerinnen heute unter freiem Himmel stehen, statt im Klassenzimmer zu schwitzen, haben sie — ebenso wie das theoretische Rüstzeug, mit dem sie ausgeschwärmt sind — der Umweltstation Nürnberg zu verdanken. Eine Einrichtung, die nicht nur für das seit 14 Jahren bewährte Energiesparprogramm KEiM (Keep Energy in Mind) an Nürnbergs Schulen verantwortlich zeichnet. Auch die zahlreichen weiteren Projekte der Umweltstation zu Themen wie Biodiversität oder Natur in der Stadt sind „unverzichtbar für die Umweltbildung“, wie Schulbürgermeister Gsell lobt. Beim „Was(s)erleben“, das heuer aus der Taufe gehoben wurde, haben sich 15 Klassen drei Tage lang intensiv mit dem Thema Wasser beschäftigt, berichtet Projektleiterin Birgit Paulsen.

Mit dem Eimer auf dem Kopf

Am ersten Tag duften die Dritt- bis Achtklässler an Lernstationen in ihrer Schule experimentieren und Antworten auf Fragen wie: Woher kommt Wasser? Wie funktioniert die Trinkwasserversorgung? suchen. Für den Blick über den Tellerrand sorgten Eimer, die sie auf dem Kopf balancierten, um nachzuvollziehen, wie es Kindern in ärmeren Ländern geht, die das kostbare Nass täglich holen müssen. Tags darauf geht es erst an einen spannenden Wasserort wie das Klärwerk, den Hochbehälter in Krottenbach oder die Schleuse in Eibach, bevor mit Käschern und Lupen ein nahe gelegenes Gewässer erforscht wird.

Fotos und Berichte darüber werden am dritten Tag zu Postern verarbeitet, die nicht nur im eigenen Schulflur verstauben, wie Umweltstation-Leiterin Cordula Jeschor betont: Aus den Beschreibungen der 15 besuchten Wasserorte entsteht zum Abschluss eine Broschüre von Kindern für Kinder und Lehrkräfte, mit der die Umweltstation zeigen will, wie viel es zum Thema Wasser in Nürnberg für Schulklassen doch zu entdecken gibt.

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