Aufbau des Volksfests: Malochen für den Spaß der anderen

23.8.2016, 09:01 Uhr
Am Freitag beginnt das Herbstvolksfest. Vorher müssen die Schausteller und ihre Kollegen auf Testfahrt.

© Eduard Weigert Am Freitag beginnt das Herbstvolksfest. Vorher müssen die Schausteller und ihre Kollegen auf Testfahrt.

Eigentlich müsste sich Mirzo Trtovac glatt beschweren. Er hat mit seinem Imbisswagen den unattraktivsten Stellplatz erhalten, den man auf dem Volksfest haben kann: Abseits von allen anderen Fahrgeschäften, am äußersten Rand des Festplatzes. Und das, obwohl Trtovac noch vor den anderen Schaustellern als Erster vor Ort steht. Immer. Doch dem Kioskbetreiber ist der Standort gar nicht so wichtig, seine Kunden finden ihn auch so. Garantiert. Denn der 34-Jährige röstet keine Mandeln oder grillt Makrelen für Festbesucher. Nein, Mirzo Trtovac verkauft seine Wurstbrötchen und Wienerle an die Schausteller und ihre Mitarbeiter.

Hungrige Männer

Hungrige, schwitzende Männer mit nackten Oberkörpern zählen ebenso zu seinen Kunden wie Schausteller-Frauen, denen in ihrem Wohnwagen das Spülmittel ausgegangen ist. "Während des Fests kommt man als Schausteller nicht dazu, zum Einkaufen zu fahren", sagt er. Darum hat er neben der Zeitung, Snacks, Gebäck und Getränken auch Reinigungsmittel sowie Kondome, Deos, Duschgels und andere Hygieneartikel im Sortiment. Selbst ein Zigarettenautomat steht vor seinem Imbisswagen. "Nur Alkohol darf ich nicht verkaufen", verrät Trtovac. "Das geht schon wegen der Sicherheit nicht."

Recht hat der Mann. Da reicht schon ein Blick zu Kranführer Marcel Böttger und seinen Kollegen, die gerade die "Wilde Maus XXL" aufbauen. Ein Knochenjob, der unter Alkoholeinfluss kaum zu schaffen wäre und der Truppe auch noch einen Affenzahn abverlangt. Während sich das orangefarbene Stahlskelett Bauteil für Bauteil in die Höhe reckt, sehen die Männer ein wenig aus wie Gerüstbauer, die im Zeitraffer gefilmt wurden.

Damit bei dem Tempo kein Unfall geschieht und die Achterbahn rechtzeitig steht, muss jeder Handgriff sitzen. Doch obwohl die Männer bei der Arbeit einen professionellen und routinierten Eindruck machen, ist Marcel Böttger unzufrieden. "Von einem Fest zum nächsten vergessen die glatt jeden einzelnen Handgriff", nörgelt er und ruft aus seinem Kranführersitz immer wieder per Mikrofon Arbeitsanweisungen über den Platz.

Dass Böttger derart aufs Gaspedal drückt, hat natürlich auch seinen Grund. "Die Wilde Maus XXL ist gut dreimal so groß wie ihr Vorgänger", sagt er. "Früher passten die Bauteile auf einen Anhänger, jetzt haben wir 20." Dennoch ist der Kranführer überzeugt, dass spätestens Donnerstag die Maus ihre ersten Testrunden absolviert. Und zwar mit Mann und Maus, wie der Kranführer betont: "Zwei Kollegen wird davon zwar immer schlecht, aber bei der ersten Testrunde muss jeder mit — ohne Ausnahme."

Ob die zahlreichen Handwerker und Bauleute, die im Papert Festzelt schrauben und hämmern, nach getaner Arbeit ebenfalls zu einer "Testrunde" am Biertisch verpflichtet sind, ist unbekannt. Verdient hätten es die Männer jedoch allemal. Während beispielsweise vom Riesenrad noch gar nichts zu sehen ist, sieht unter dem hellblauen Zeltdach alles schon recht fertig aus — fehlen (fast) nur noch die Tische und Bänke. Der Anstich am Freitagabend ist jedenfalls definitiv nicht in Gefahr.

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