Aufklärung-Projekt: St. Leonhard punktet bei Bayern 2-Aktion

25.4.2018, 14:19 Uhr
Der Global-Elternverein in St. Leonhard konnte mit seinem Antiradikalisierungsprojekt bei der Bayern 2-Aktion "Gutes Beispiel" den 5. Platz einheimsen. Die Bei der Preisverleihung in München vertrat Wilhelms Kollege Eddie Kayiira (kl.Bild, Zweiter v.l.) den Verein.

© Michael Matejka,Global Elternverein Der Global-Elternverein in St. Leonhard konnte mit seinem Antiradikalisierungsprojekt bei der Bayern 2-Aktion "Gutes Beispiel" den 5. Platz einheimsen. Die Bei der Preisverleihung in München vertrat Wilhelms Kollege Eddie Kayiira (kl.Bild, Zweiter v.l.) den Verein.

Seit dem rassistischen Überfall in Berlin, bei dem ein junger Mann mit Kippa mitten am helllichten Tag auf offener Straße gewaltsam angegriffen wurde, ist Antisemitismus unter Migranten das Gesprächsthema Nummer eins - ob in Kabinettssitzungen, Schulen, Stammtischen oder auch Talkshows. Auch beim Global-Elternverein ist St.Leonhard ist Antisemitismus ein Thema. Doch hier wird nicht nur darüber gesprochen, sondern etwas dagegen getan - und das nicht erst seit der perfiden Attacke in Berlin, sondern schon seit 2015.

Die Einrichtung in St. Leonhard, die seit Jahren Nachhilfe, PC-Kurse und Quali-Trainings für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien anbietet, hat im Herbst 2015 ein Antiradikalisierungsprojekt aus dem Boden gestampft. Auslöser, so Global-Mitbegründer und Vorstandsmitglied Celalettin Avci, war damals noch nicht einmal ein Übergriff, sondern die Aussage eines einzelnen Jungen. Der 14-Jährige weigerte sich, einen angebotenen Englischkurs zu besuchen, mit der Begründung: Er wolle die Sprache nicht erlernen, "weil die USA und England den Staat Israel und die Zionisten gegen die Muslime" unterstützten.

Rattenfänger im Netz

Im Mittelpunkt des Projekts, das der alarmierte Verein innerhalb kürzester Zeit aus der Taufe hob, steht neben Besuchen von Moscheen, Kirchen und Synagogen, dem gemeinsamen Feiern religiöser Feste und Kennenlernen fremder Kulturen vor allem: die Arbeit am Computer. Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, macht dabei durchaus Sinn. Da radikale Gruppen heutzutage vor allem in sozialen Netzwerken Stimmungsmache betreiben und dort auch neue Anhänger gewinnen, lernen die Schüler bei Global, wie man kritisch mit vermeintlichen Fakten aus dem Netz umgeht.

Dass sie dabei quasi nebenbei auch Kenntnisse im Programmieren von Webseiten erwerben oder das Arbeiten mit Excel lernen, ist nicht nur für Schule und Ausbildung wichtig, sondern trägt mittelbar ebenfalls dazu bei, die Kinder und Jugendlichen immun gegen Annäherungsversuche radikaler Rattenfänger zu machen. Denn "die, die sich radikalisieren", erläutert Projekt-Initiator Eddie Kayiira, sind meistens "frustrierte Menschen, die keine Hoffnung für ihre Zukunft sehen". Durch Erfolge, die sie bei Global und später auch im Schuloder Berufsleben erzielen, seien sie motiviert. "Wir zeigen ihnen, dass sie hier angekommen sind und hier auch alle Chancen der Welt haben!" Ein Konzept, das nicht nur in Nürnberg Beachtung findet, sondern nun auch beim Preis "Gutes Beispiel" in München überzeugen konnte. Die Jury, die heuer 444 Kandidaten begutachtete, befand das Antiradikalisierungsprojekt des Elternvereins als einzigen Nürnberger Beitrag für würdig, unter die fünf Finalisten zu kommen. Geprüft wurde dabei unter anderem, ob die Kandidaten ein "gutes Beispiel" für die Gesellschaft abgeben, dabei einen innovativen oder kreativen Ansatz verfolgen - und ob ihre Arbeit darauf angelegt ist, langfristig zu wirken.

Münchner Konkurrenz

Bei der anschließenden Online-Abstimmung konnte sich das Global-Projekt zwar nicht gegen die fast ausschließliche Münchner Konkurrenz durchsetzen. Den ersten Platz machte die Aktion "Rettet den Hirsch", bei der ein ganzes Dorf gemeinsam einen Dorfgasthof renovierte, während das Antiradikalisierungsprojekt auf dem fünften Platz verblieb. Sehr stolz auf das Erreichte, so Celalettin Avci nach der Preisverleihung in München, sei man natürlich trotzdem.

Das mit dem fünften Platz verbundene Preisgeld von 2000 Euro - insgesamt schütten die Sparda-Bank München und die Hofpfisterei an die fünf Preisträger 20.000 Euro aus - kann Global dennoch sehr gut gebrauchen, berichtet Avci. Denn das Projekt, das Schüler stark macht gegen Rassismus und Radikalisierung, kostet 25.000 Euro pro Jahr. Viel Geld für den kleinen Elternverein, der nur das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg und den Rotary-Club Nürnberg-Reichswald als regelmäßige Förderer hat. Die Rotarier haben das Projekt 2015 mit ihrer Starthilfe in Höhe von 11.000 Euro nicht nur erst möglich gemacht, berichtet Avci. Sie unterstützen das Angebot seither auch jährlich mit bis zu 6000 Euro.

Weitere Infos rund um die Aktion und alle Preisträger 2018 gibt es hier. Infos zum Global-Elternverein sind auf der Website global-elternverein.de zu finden. 

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