Aufseßplatz: Viel Kritik an Plänen für "Schocken Center"

22.8.2016, 06:00 Uhr
Aufseßplatz: Viel Kritik an Plänen für

© Fengler

Wäre der dicke Ordner mit den ausklappbaren Plänen und Zeichnungen ein Buch, dann wäre er alles andere als ein Bestseller. Zumindest was das Publikumsinteresse angeht: Die Zahl der "Leser", die schon darin gestöbert hat, lässt sich - obwohl er seit knapp einer Woche öffentlich ausliegt - an nur zwei Händen abzählen. Dabei ist der Inhalt der Ordners alles andere als uninteressant. Er enthält die Entwürfe für das neue "Schocken Center", das Edeka Nordbayern an der Stelle des ehemaligen Kaufhofs in der Südstadt errichten will.

Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Anwohner und Händler dem Kaufhof nachgeweint haben und wie groß der Frust über den anschließenden jahrelangen Stillstand am Standort war, überrascht das geringe Interesse an dem Edeka-Entwurf. Das Unternehmen plant immerhin einen Kauf- und Wohnkomplex, der neben einem Vollsortimenter - natürlich Edeka - und einem Discounter auch eine Drogerie sowie zahlreiche kleinere Läden plus Parkflächen umfasst.

Keine Stellungnahme

Aber schon bei der Bürgerbeteiligung für das nie realisierte Vorgängerprojekt der Metro, das inhaltlich sehr ähnlich ausfallen sollte, war das ganz ähnlich. Als es vor eineinhalb Jahren zur Diskussion stand, habe es nicht eine einzige Stellungnahme dazu gegeben, hieß es aus dem Baureferat.

Für Baureferent Daniel Ulrich ein klares Signal, dass die Südstädter endlich wieder eine Einkaufsmöglichkeit in ihrem Stadtteil haben wollen. Im Gespräch mit dem Stadtanzeiger zeigte sich Ulrich daher vergangene Woche auch zuversichtlich, dass sich erneut kein Protest regen werde: "Das Projekt ist völlig unstrittig."

Das scheinen zumindest einige Anwohner etwas anders zu sehen. Die in den Plänen vorgesehene Belieferung der Geschäfte über die Wiesenstraße, die hier eine Fußgängerzone ist, sorgt für Unmut. Laut einem vorliegenden Gutachten wäre hier mit einem täglichen Lieferverkehr von jeweils sechs Sattelzügen und Lkw, sowie drei Kleintransportern zu rechnen.

Da mit maximal drei Fahrzeugen zur gleichen Zeit gerechnet wird und für diese im Entladebereich innerhalb des neuen Komplexes Platz ist, wären die Auswirkungen auf die Fußgängerzone - abgesehen von der An- und Abfahrt der Lkw - gering, heißt es weiter.

Kostspielige Auflage

Für Annemarie Müller, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist das Vorhaben trotzdem ein Unding. Sie ist Hauseigentümerin in der Siebenkeesstraße, die die Wiesenstraße kreuzt, und fürchtet massive Mieteinbußen. Auch die Umsätze der umliegenden Geschäfte und des Cafés in der Fußgängerzone sieht sie gefährdet. Die einzige Lösung für sie: Der Lieferverkehr muss wieder - wie zu Kaufhof-Zeiten - die Zufahrt gleich am Beginn der Siebenkeesstraße nutzen. Dafür, so Müller, wolle sie die anderen Betroffenen mobilisieren.

Daniel Ulrich kann sich über die in seinen Augen verfrühte Kritik allerdings nur wundern und hält den Ball betont flach: Denn ob Edeka die Zufahrt wirklich so realisiert wie im Entwurf, ist laut dem Baureferenten noch längst nicht ausgemacht. Für diesen Fall gelte die Auflage, dass eigens ein Einweiser beschäftigt wird, der die Lkw beim Ein- und Ausrangieren sicher durch die Fußgängerzone lotst.

Das verursache Kosten, gibt Ulrich zu bedenken, die dem Antragsteller sicher nicht egal sein dürften. "Ein Idealbescheid ist ohne Auflagen", so der Baureferent weiter. Das wisse auch der Bauherr.

Bei der von Edeka vorgelegten Zufahrtslösung aber könnte die Pflicht, einen Einweiser zu beschäftigen, nicht der einzige Hemmschuh bleiben. Weitere Auflagen seien denkbar, je nachdem, was für Bedenken und Einwände von Seiten der Bürger kommen. Dazu freilich müssten sie sich die Pläne dann doch mal anschauen und Stellung beziehen.

Noch bis zum 12. September können alle Bürger die Pläne (Bauhof 5, Zimmer 28) einsehen und schriftlich Stellung beziehen.

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