Aus der Villa in die Zelle: Hochstapler vor Gericht

20.7.2016, 06:00 Uhr
Aus der Villa in die Zelle: Hochstapler vor Gericht

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Ende Januar 2014 musste Georg S. (Name geändert) sein Leben im Fürther Villenviertel Dambach aufgeben, denn seither bewohnt er eine Zelle in der Nürnberger Untersuchungshaft. Er gilt als mehrfacher Betrüger, als er den Offenbarungseid ablegen musste, hat er gelogen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat ihn bereits wegen Betruges in sieben Fällen und wegen falscher Versicherung an Eides statt zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei  Jahren und acht Monaten verurteilt. Wegen der überlangen Verfahrensdauer wurden bereits vier Monate für vollstreckt erklärt. Doch Georg S. sitzt immer noch in U-Haft - das Urteil konnte noch nicht rechtskräftig werden, da er Revision beim Bundesgerichtshof einlegte, tatsächlich rügten die Richter einen Rechtsfehler im letzten Urteil. Doch nun, da der Fall eine andere Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth erneut beschäftigt, kommen weitere Vorwürfe hinzu. Denn in den letzten Verfahren soll der 42-Jährige mehrere Zeugen zu Falschaussagen angestiftet haben, diese neuen Anklagepunkte räumt S. weitgehend ein.

Als erwiesen gilt das Hochstapler-Leben des Georg S.: Im Juni 2007 zog er mit seine Familie in eine Penthousewohnung in der Fürther Händelstraße, eine noble Adresse für den kleinen Schwindler, der damals nicht einmal ein Girokonto besaß.

Ein Leben wie ein Millionär

Doch er stattete seine eigenen vier Wände mit schicken Möbeln aus, bestellte im Juni und Juli 2007 in einem Herzogenauracher Möbelhaus für 85.000 Euro. Bis auf eine Anzahlung von bis 10.000 Euro blieb er die Rechnung schuldig.
Im November 2007 hob Georg S. im Amtsgericht bereits zum zweiten Mal die Hand zum Offenbarungseid, diesmal verschwieg er die Möbel und gab an, überhaupt keine auf Abzahlung gekauften Gegenstände zu besitzen – und führte doch ein Leben wie ein Möchtegern-Millionär. Und ein Penthouse zur Miete passte offenbar nicht mehr in sein Bild.

Im Sommer 2008 verlangte es ihm nicht nur nach dem Penthouse, vielmehr erwarb er gleich das gesamte Mehrfamilienhaus in dem sich weitere sechs Luxuswohnungen befinden. Im Februar 2009 unterschrieb er beim Notar den Vertrag – 1,4 Millionen Euro war der Preis.

Nun zahlte Georg S. für das Penthouse auch keine Miete mehr, und von 46.000 Euro, die er im Jahr 2009 als Mieteinnahmen erhielt, konnte er gut leben. Der Ärger des Verkäufers ist leicht vorstellbar: Er wartete vergeblich auf den vollständigen Eingang des Kaufpreises – im August 2010 trat er vom Kaufvertrag zurück. Allein ihm entstand ein Schaden von 158.600 Euro, so das Landgericht Nürnberg-Fürth.

Wie Georg S. dem Verkäufer überhaupt vorgaukeln konnte, solvent genug für die Millionen-Immobilie zu sein? Zur Finanzierung begab sich S. bereits im November 2008 zur Sparda-Bank, beantragte in Vertretung für seine Mutter ein Darlehen über 800.000 Euro. Die vorgelegten Sicherheiten waren stattlich, aber, wie heute bekannt ist, frei erfunden: Er präsentierte seine Mutter als Steuerberaterin mit monatlichem Nettogehalt von 6542,20 Euro, und narrte die Bankmitarbeiter mit einer gefälschte Vermögensaufstellung, wonach die Mutter mehr als 2,1 Millionen Euro auf der Raiffeisenbank liegen hatte. Zu den Bankterminen fuhr er abwechselnd mit einem Ferrari oder einer Audi-Limousine vor.

Im August 2011 saß S. erneut beim Notar und ließ den Kauf einer 800.000 Euro teuren Villa in der Nachbarschaft mit einem 2000 Quadratmeter großem Gartengrundstück besiegeln. Diesmal überzeugte er mit gefälschten Depotauszügen – demnach  lag auf seinem Schweizer Konto fast eine Million. Doch am Ende sahen die Verkäufer des Anwesens keinen Cent.
Der Prozess geht weiter.