Azubi-Suche: Nürnberger versuchen es unkonventionell

20.7.2013, 07:00 Uhr
Azubi-Suche: Nürnberger versuchen es unkonventionell

© Horst Linke

In der Adalbert-Stifter-Schule versuchten Kita-Mitarbeiter als Clowns verkleidet, auf ihren Beruf aufmerksam zu machen. Auf dem Berufsinformationsbasar der Mittelschule war sogar das Jugendamt mit einem eigenen Stand vertreten. „Mehr Männer in Kitas“ lautete das Motto, Interessenten wurde kurzum eine bunte Perücke aufgesetzt.

„Bei allem pädagogischen Hintergrund muss ich mich in diesem Beruf auch auf die Ebene der Kinder begeben können“, begründete Mitarbeiter Reiner Seitz die Aktion. Offensichtlich machte das Konzept neugierig, denn am Stand von Seitz herrschte großer Andrang, eine Menge neongrüner Haarschöpfe ist zu sehen. Laut Seitz ließen sich auch viele aus der Zielgruppe — die der Männer — auf die ungewöhnliche Infokampagne ein.

Doch obgleich er mit der Resonanz zufrieden ist, ist ihm doch auch klar, dass noch ein weiter Weg vor ihm und seinen Kollegen liegt. „Wir brauchen mehr Öffentlichkeit für dieses Thema, die Kinder benötigen männliche Identifikationsfiguren in den Tagesstätten. Daher gehen wir gezielt in Schulen und werben auf Berufsmessen für die Tätigkeit als Erzieher.“

Hotelgewerbe hat Bedarf

Doch nicht nur die Kitas bemühen sich um Nachwuchs. Einige Meter weiter saß Jörg Schlag, Geschäftsführer der Arvena Hotels, vor sich einen Stapel Flyer. Selbst für das jetzt startende Ausbildungsjahr konnte er noch nicht alle freien Stellen besetzen: „Es ist bei allen das gleiche Problem, es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen zu vielen offenen Stellen und zu wenigen geeigneten Jugendlichen.“ Schlag beklagt die Ausbildungsreife einiger Bewerber, manche würden nicht einmal zum vereinbarten Praktikum erscheinen.

Die Stadt versucht gegenzusteuern und unterstützt Initiativen wie die „Ausbildung direkt!“, die in diesem Jahr erstmals dreigeteilt durchgeführt wird. Den Auftakt in der Adalbert-Stifter-Schule machten vor allem Berufe aus dem sozialen, pflegerischen und erzieherischen Bereich, bei der zweiten Veranstaltung geht es am 14. November an der Altenfurter Mittelschule weiter mit handwerklichen und technischen Berufen. Anfang 2014 folgt der Berufsbasar für die kaufmännische Ausbildung.

Lage wird schärfer

„Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt wird sich weiter verschärfen. Mittlerweile steht bei den Unternehmen der Schulabschluss bereits an zweiter Stelle, sie schauen stärker auf die persönliche Eignung und Motivation des Bewerbers“, sagt Birgit Hutzler. Für die Stadt Nürnberg begleitet sie den Basar. Immerhin kann sie sich am Ende des dreistündigen Events über die immer gleiche Rückmeldung der teilnehmenden Unternehmen freuen: Wir kommen gerne wieder.

Die Schüler der siebten bis zehnten Klassen konnten 14 Stände besichtigen, an denen es zum Beispiel um Ausbildungen in Altenpflege, Tierheim, Krankenhaus oder Physiotherapie ging. Nicht bei allen gab es nur Bonbons und Faltblättchen, am Stand der Notfallmediziner aus Fürth durften die Schüler etwa Wiederbelebungsmaßnahmen üben und professionelle Bewerbungsfotos schießen lassen. Bei einer Pflegefirma konnten sie gar in die Zukunft reisen.



Wie es sich anfühlt, 50 Jahre älter zu sein, das war dort mit Hilfe modernster Technik möglich. Ein elektrisch pulsierender Handschuh imitierte die Symptome einer Parkinson-Krankheit und wer wollte, der konnte gar eine komplette Verwandlung vollziehen. Eine spezielle Brille schränkte dann das Sehvermögen ein, Gewichte an den Gelenken beschränkten die Beweglichkeit und Ohrenschützer erschwerten das Hören. Eine spannende Erfahrung für die Jugendlichen — und für den ein oder anderen womöglich Motivation, Betroffenen im künftigen Beruf zu helfen.
 

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