"Bandidos-Prozess": Anklage fordert Haft für Polizisten

19.6.2018, 18:15 Uhr
Die Ermittler sollen 2009 einen vorbestraften V-Mann bei den "Bandidos" in Regensburg eingeschleust haben, um mehr über die Rocker zu erfahren.

© dpa Die Ermittler sollen 2009 einen vorbestraften V-Mann bei den "Bandidos" in Regensburg eingeschleust haben, um mehr über die Rocker zu erfahren.

Viel tiefer können Polizisten kaum sinken – so der Tenor der Staatsanwälte im Schlussvortrag: Seit mehr als einem halben Jahr wird in der 13. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth gegen frühere Chefermittler verhandelt. Sie wollten mit Hilfe des Spitzels Mario F. das kriminelle Rocker-Milieu ausspionieren, und schleusten ihn bei den Regensburger "Bandidos" ein. Dabei wurden sie selbst zu Kriminellen, so die Anklage.

Als Hauptschuldigen machen die Staatsanwälte F.s früheren V-Mann-Führer aus, nicht umsonst habe Spitzel F. ihn selbst als seinen "Joker" tituliert. Der LKA-Mann (53) sorgte dafür, dass seine Behörde F.s Strafzettel zahlte und auf freien Fuß setzte, wenn er mit Drogen erwischt wurde. Geht es nach den Anklägern, muss der 53-Jährige zweieinhalb Jahre hinter Gitter. Er soll die Machenschaften seines Spitzels bei den Bandidos nicht nur gedeckt, sondern auch unterstützt haben – damit Mario F. nicht enttarnt wird. Dafür sollen er und seine Kollegen auch Akten manipuliert haben.

Falschaussagen vor Gericht

Für vier weitere Polizisten – in unterschiedlicher Tatbeteiligung geht es um Strafvereitelung im Amt, Betrug und Falschaussage – fordern die Ankläger Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und einem Jahr und neun Monaten, diese könnten zur Bewährung ausgesetzt werden. Für einen Beamten halten die Ankläger eine Geldstrafe für angemessen.

Hinzu kommt der Vorwurf der versuchten Freiheitsberaubung: Drei der Beamten sollen als Zeugen in einem Strafverfahren vor dem Landgericht Würzburg falsch ausgesagt haben. Es ging um Drogengeschäfte ihres ehemaligen Spitzels – es sei nicht auszuschließen, dass damals durch ihre Aussagen die verhängte Freiheitsstrafe für Mario F. höher ausgefallen ist. In der nächsten Woche werden die Verteidiger der Beamten plädieren.