Bankkaufmann Michael Schneider liebt (Brett-)Spiele

27.2.2019, 21:00 Uhr
Bankkaufmann Michael Schneider liebt (Brett-)Spiele

© Foto: privat

Die Nachfrage, warum ein 32-jähriger Bankkaufmann einen Großteil seiner Freizeit mit Brettspielen, dem Schreiben von Reviews und Blogs über Graphic Novels verbringt, sei aber dennoch gestattet. Für die Antwort muss der junge Mann dann doch etwas ausholen.

"Seit mein Vater mir als kleinem Jungen zum ersten Mal Krieg der Sterne gezeigt hatte, war ich glühender Star-Wars-Anhänger", erinnert er sich. Eines Tages kam ein Brettspiel zu der Serie heraus – und obwohl Schneider nach eigenem Bekunden "bis dato nur langweilige Sachen wie ,Mensch ärgere Dich nicht’ oder ,Monopoly’ kannte, die keinen Teenager hinterm Ofen hervorlocken", kaufte er es sich natürlich.

"Da waren kleine Flugzeuge dabei mit Schablonen, man musste Manöver gestalten – das war total witzig und hat mir sehr gut gefallen." Gemeinsam mit seinem Kumpel und Game Freak Flo fanden sie im Netz Videos, in denen Leute dieses Spiel vor der Kamera austrugen. "Und da habe ich entdeckt, dass es ja noch viel mehr Spiele in dieser Richtung gibt", sagt der 32-Jährige mit einem leisen Lächeln auf den Lippen.

89 Spiele im Schrank

Drei Tage später brachte der Postbote die erste Bestellung: das Spiel "Castle Panic". Bei einer Lieferung blieb es freilich nicht. "Es macht einfach Spaß, gemeinsam mit Freunden neue Sachen auszuprobieren", sagt Schneider und ergänzt: "Und genau dieses Zusammensein ist der Punkt: Es sitzt nicht jeder alleine zu Hause vor dem PC und zockt." Heute hat er noch 89 Spiele im Schrank stehen. "Ich bin schon runtergekommen von 190, habe sehr diszipliniert ausgemistet", sagt er. Das Ziel seien jedoch 50. "Es ist ja auch eine Platzfrage", meint er augenzwinkernd.

So wirklich leicht, ist der Eindruck, trennt er sich jedoch nicht. "Und es kommen ja immer wieder neue hinzu", seufzt er, "leider." Ein bisschen sei das wohl tatsächlich wie der Schuhtick bei so mancher Frau, gibt er lachend zu. Allerdings hat sich seine Sammlung in den letzten Jahren auch verändert. Von "schwerer Kost", sprich: hochkomplexen Spielen mit bis zu 60-seitigen Regelbüchern auf Englisch, hat Schneider sein Repertoire nun auf Versionen verlegt, die "auch das Spielerherz erfreuen, aber nicht zu kompliziert sind".

Was ein Spielerherz erfreut? "Entscheidungen", lautet die eindeutige Antwort. Der Fachmann belegt es mit einem Beispiel: "Beim Leiter-Schlange-Spiel entscheidet der Würfel über Sieger und Verlierer – sprich: das Glück." Ob das Spaß mache? Eine rhetorische Frage. "Wenn ein Spiel sich selbst spielt und man als Teilnehmer nur der Ausführende ist, macht das keine Freude", sagt Schneider. Bei "Um Reifenbreite" würfle man zwar beispielsweise ebenfalls – jedoch könne man mit dem geschickten Einsatz von Karten selbst Einfluss nehmen. "Und da ist man gleich ganz anders bei der Sache dabei." Sage und schreibe zwölf Stunden am Stück dauerte seine bislang längste Spielesitzung.

"Es war die Lernpartie für "Twilight Imperium", das auf seiner Favoriten-Liste übrigens auf Platz zwei steht. Rang drei geht an "Conan" und ungeschlagener Spitzenreiter ist "Kingdom Death Monster".

Wie er Spiele bewertet, einordnet, was es Neues auf dem Markt gibt – darüber schreibt Mr. Schnizzel, so sein Alias-Name, seit eineinhalb Jahren in seinem wöchentlichen Blog für das Projekt "Geekeriki.tv". Für Comic Reviews haben sich Geekeriki-Gründer Florian Fraunholz und er eine Nische in der Nische einfallen lassen: Sie reden zu zweit vor der Kamera hauptsächlich über Graphic Novels (Das sind, kurzgefasst, Comics mit höherer erzählerischer Komplexität im Buchformat). "Flo hat mich da einfach ins kalte Wasser geworfen, und am Anfang war es echt merkwürdig, sich selbst zu sehen und zu hören", gibt er grinsend zu. "Aber man gewöhnt sich dran."

Brettspiele bleiben seine Leidenschaft

Die große Leidenschaft bleiben jedoch die Brettspiele. Bei allem Herzblut hat Schneider aber auch eine sehr pragmatische Sichtweise auf sein Hobby: "Wenn es gut gemacht ist, ist das was Tolles – aber es ist und bleibt ein Brettspiel, für das man sich mit anderen an einen Tisch hockt."

Seine KulTour-Tipps: Auf ihrer Homepage Mr. Schnizzel bloggen Schneider und Fraunholz alle zwei Monate über die "Aktion Hoher Spielwert", das nächste Mal am 3. März ("Wir sind im Übrigen deutschlandweit die Einzigen, die darüber berichten!"). Am Samstag, 23. März, findet der bundesweite "Gratis Rollenspiel Tag" statt, unter anderem im Laden "The Attic" in der Cadolzburger Straße 1 in Fürth. Und schließlich empfiehlt der junge Spieleprofi noch einen Besuch beim Ali Baba Spieleclub, der im Pellerhaus in Nürnberg beheimatet ist.

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