Banküberfallserie in Nürnberg: Zwölf Jahre Freiheitsstrafe

12.3.2019, 18:56 Uhr
Mehrere Banküberfälle, mehrere Opfer, die ihren Job wegen eines Traumas kündigen mussten: Jetzt wurde der Täter zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt.

© Stefan Hippel Mehrere Banküberfälle, mehrere Opfer, die ihren Job wegen eines Traumas kündigen mussten: Jetzt wurde der Täter zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt.

Es war kurz nach zehn Uhr morgens, als zwei Männer mit Mützen und Sonnenbrillen die mittlerweile geschlossene Filiale der Sparkasse im Stadtteil Buchenbühl betraten. An jenem 17. April 2013 spürte ein heute 26-Jähriger erstmals den Druck einer Pistole an seinem Kopf: "Meine Hände zitterten, ich schaffte es nicht gleich, den Code in den Tresor zu tippen", schilderte er als Zeuge vor Gericht. Die Räuber schnappten sich über 8000 Euro Bargeld.

Ein Jahr später, am 21. Mai 2014, wiederholte sich die Szene: Wieder wurde die Filiale überfallen, wieder stand der junge Mann hinter dem Schalter, wieder wurden über 8000 Euro Bargeld erbeutet. Die Erinnerung an die Überfälle lässt ihn bis heute nicht los. An manchen Tagen erschrickt er allein beim Anblick von Passanten mit Mützen und Brillen. Er und seine Kollegin haben gekündigt.

Geldautomat gesprengt

Einer der Männer, der ihm das antat, sitzt bereits hinter Gittern: Er wurde erwischt, als er in Baden-Württemberg weitere Straftaten beging. Nun hat das Landgericht Nürnberg-Fürth auch seinen Komplizen wegen schwerem Raub und schwerer räuberischer Erpressung in drei Fällen verurteilt.

Warum erst Jahre später? Der Angeklagte, ein 34-jähriger Fliesenleger, stammt aus Weißrussland. Offen ist, wo er sich in den vergangenen Jahren, nachdem sein Asylantrag in Deutschland abgelehnt worden war, aufhielt. Doch im Mai 2017 geriet er ins Visier der hiesigen Ermittler - er hatte versucht, in Bamberg einen Geldautomaten zu sprengen. Als seine Fingerabdrücke vorlagen, ergab ein Abgleich, dass er seine Spuren auch bei Banküberfällen in der Region hinterlassen hatte.

Der Mann war auch an zwei weiteren Überfällen, am 25. März und am 2. September 2015, auf die Sparkassen-Filiale in Moorenbrunn beteiligt (Beute: 25.500 Euro). Auch dort litt eine Mitarbeiterin nach den Überfällen unter Alpträumen, auch sie kündigte ihre Stelle.

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe, doch die Beweise, so wird in der Urteilsbegründung der 13. Strafkammer deutlich, lasten sehr schwer auf ihm: Trotz der Maskerade mit Mütze und Brille ist er auf den Filmen der Überwachungskameras erkennbar, Zeugen beschreiben seinen osteuropäischen Akzent, seine Ein- und Ausreisedaten von Weißrussland in die Länder des Schengen-Raums korrespondieren mit den Tatzeiten. An der Türklinke eines Geldinstituts fanden sich seine Fingerspuren und einmal hatte er auf der Flucht ein türkisfarbenes Handtuch verloren - dass er es bei sich hatte, belegt ein Überwachungsvideo der Bank.

Tathergang war immer ähnlich

Der modus operandi war immer ähnlich, so Ulrich Flechtner, Vorsitzender Richter der Strafkammer: Die Täter kamen immer mittwochs und immer gegen zehn Uhr - sie waren immer mit Sonnenbrillen und Kappen maskiert, manchmal trugen sie Gesichtsmasken aus Gummi, immer hatten sie Schreckschuss- oder Spielzeugwaffen dabei und flüchteten mit Fahrrädern. Auch Spürhunde der Polizei - ihre Nasen können bis zu 14 Tage eine Spur riechen - halfen, den Fluchtweg zu rekonstruieren.

Ursprünglich umfasste die Anklage zwischen April 2013 und April 2016 sechs Überfälle: neben den beiden Taten in Buchenbühl und Moorenbrunn einen in Kornburg und einen versuchten Raubüberfall in Lauf an der Pegnitz - die letzten beiden Vorwürfe wurden eingestellt.