Bardentreffen: Indie, Rap und Co. locken nach Nürnberg

27.6.2018, 16:12 Uhr
Auch das "Kellerkommando" wird beim Bardentreffen für ordentlich Stimmung sorgen.

© Klaus-Dieter Schreiter Auch das "Kellerkommando" wird beim Bardentreffen für ordentlich Stimmung sorgen.

Neun Bühnen, fast 100 Konzerte, rund 400 Künstler von allen Kontinenten: So klingt das Bardentreffen in Zahlen. Und keiner muss bezahlen! Deutschlands großes Umsonst-und-Draußen-Festival in der Nürnberger Altstadt findet heuer vom 27. bis 29. Juli statt. Wie bereits berichtet, werden 2018 viele Rapper, Wortakrobaten und Silbenjongleure antanzen, um "Rhythm and Poetry" unters Volk zu bringen. Dafür steht das Wort Rap.

Dass die dicke Hose der Schnellsprechkunst nicht nur im Musikschrank dümmlicher Gangsta-Rapper baumelt, macht Festivalleiter Rainer Pirzkall vom städtischen Projektbüro mit der Auswahl der Akteure deutlich. 20 Mal gibt es am Festival-Wochenende einen Sprachsound, der farbenfroher nicht sein könnte. Vom nahe liegenden Bamberger Kärwa-, besser gesagt "Kellerkommando" reicht das Lausch-Angebot über den kuriosen "Käptn Peng & die Tentakel von Delphi" bis hin zur jungen Formation "47 Soul", die flotte Friedensbotschafter aus Palästina und Jordanien sind. Töne über den Tellerrand hinaus werden aufgetischt.

Daneben sind Klassiker zu erleben. Das Biermösl-Blosn-Urvieh Hans Well mit seinen "Wellbappn" zählt dazu. Auch die deutsche Chansonsängerin Anna Depenbusch hat es weit gebracht. Sogar für die exklusive Hamburger Elbphilharmonie wurde sie heuer bereits gebucht. In Nürnberg wird Depenbusch für das Publikum in der Katharinenruine ein Solokonzert zum Nulltarif spielen.

Familienkonzerte an allen drei Tagen

Zwischen Afrika und dem Mississippi stapfen, tanzen und taumeln der US-Musiker Migthy Mo Rodgers und Baba Sissoko aus Mali ihres Wegs, die sich als Duo "Griot Blues" nennen. Ihre Richtung haben auch "Liniker e os Caramelows" aus Brasilien gefunden. Sie bringen Kleid, Lippenstift und Bart so aufregend mit der männlichen Stimme ihrer Transgender-Sängerin Liniker Barros zusammen wie Anti-Rassismus mit Tropical-Soul. So eröffnen sie Horizonte, diese Südamerikaner – und am Hauptmarkt das Bardentreffen gleich mit. Das kinderfreundliche Format "Familienkonzerte" soll es heuer erstmals an allen drei Barden-Tagen im Kulturgarten geben. Geraldino verspricht ein "Electro–Märchen". Bei Donikkl, der die Kleinen in der Krabbelstube mit seinen Liedern ebenso ins Wippen bringt wie die Großen auf dem Oktoberfest ins Schunkeln, treffen sich Generationen. 

Das städtische Spektakel, das jährlich die rund 400.000 Lauscher der rund 200.000 Lauschenden erreicht, ist längst über ein reines Konzertprogramm hinausgewachsen. Bei moderierten Künstlergesprächen im Heilig-Geist-Haus und im Burgtheater werden Musiker hautnah zu erleben sein. Im Herrenschießhaus laufen Musikfilme. Wer Lust hat, heitere Hüpfer im schottischen Stil zu machen, kann zum Tanzworkshop der Gruppe "Caulbums Ceilidh Band" aus Glasgow gehen. Während die "Kapelle Rohrfrei" Tanzwütige unerschrocken aufs fränkische Parkett schickt. Das Exotische und das Naheliegende, das Junge und das Altbewährte sind häufig nur eine Hausnummer voneinander entfernt. An der Lorenzkirche fungiert die Bühne der Musikzentrale als regionale Plattform.

Bardentreffen als Sprungbrett

Hier werden Gruppen wie "Die Japanische Clubjacke" auftreten. Die lokalen Indie-Veteranen von den "Shiny Gnomes“ sind dabei. Erstmals wagt man sich seitens der Musikzentrale - Augen zu, Ohren auf oder umgekehrt? - mit Noise-Rockern wie "Space Shuttle" oder "Flut" an den Härtetest.

Als Karriere-Sprungbrett darf die Gewinnerin des Sparda-Band-Votings, Popsängerin Theresa Michelson, ihren Auftritt verbuchen. Die Sparda hält dem Bardentreffen als Hauptsponsor weiter die Treue. Wer als Besucher dem Festival verbunden ist, kann zur Unterstützung den Ansteck-Pin kaufen. Passend zum Rap-Thema hat er die Form eines Mikrophons. Und wer ohne Ballast von Bühne zu Bühne ziehen will, für den enthält das umfangreiche Programmheft ein herausnehmbares "Hosentaschenprogramm". Was für ein Marktplatz der Möglichkeiten.

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