Baubehörde will die Meisengeige retten

2.10.2013, 07:00 Uhr
Daniel Ulrich, Chef der Bauordnungsbehörde, ist ziemlich sauer, dass ihm gegenwärtig bei der Schließung des Kult-Kinos der Schwarze Peter zugeschoben wird.

© Eduard Weigert Daniel Ulrich, Chef der Bauordnungsbehörde, ist ziemlich sauer, dass ihm gegenwärtig bei der Schließung des Kult-Kinos der Schwarze Peter zugeschoben wird.

Daniel Ulrich, Chef der Bauordnungsbehörde, ist ziemlich sauer, dass ihm gegenwärtig bei der Schließung des Kult-Kinos der Schwarze Peter zugeschoben wird. Dabei fehle dafür jede Grundlage. Bei einem Ortstermin im vergangenen Juni seien lediglich „kleinere Mängel“ festgestellt worden. Zum Beispiel, dass in einem der beiden Kinoräume sechs Sitze für einen Fluchtweg entfernt werden müssten und dass die Rettungswegbeschilderung sowie die Sicherheitsbeleuchtung nicht ausreichend seien.

Diese von Bauordnungsseite bestehenden Missstände hätten laut Ulrich mit „einem Zehntel“ des von Kinobetreiber Wolfram Weber genannten Betrages behoben werden können.

Die von Weber genannte Summe von 250.000 Euro bezieht sich nach Ulrichs Meinung auf die Gesamtkosten der vom Architekten vorgeschlagenen Sanierung. Ulrich nennt hier ein Beispiel: „Wenn der die Decken auf F90 ertüchtigen will, dann kann er das machen, bei einem 400 Jahre alten Haus würden wir das aber nie fordern.“ Es sei allerdings verständlich, wenn der Architekt größer einsteigt, denn schließlich sei an dem Gebäude 40 Jahre lang nichts gemacht worden

Diese Pläne hätten aber nichts mit den Vorgaben der Bauordnung zu tun. Deshalb beklagt der Chef der Behörde auch, dass mit ihm oder seinen Mitarbeitern nicht geredet wurde. „Da hätten wir bestimmt eine Lösung gefunden.“ So, wie es jetzt gelaufen ist, drängt sich für Ulrich der Eindruck auf, als ob nur ein Grund gesucht wurde, die Meisengeige schließen zu können. Wenn dem so sei, solle Weber aber „die Wahrheit sagen“ und nicht der Bauordnung die Schuld geben.

Auf Nachfrage lässt der Amtsleiter durchblicken, dass es für eine weniger wohlwollende Bauordnung im Weber’schen Kino-Imperium durchaus Anlass zum Einschreiten gebe. Zum Beispiel sei das Brandschutzkonzept im IMAX-Kino („das wurde vor meiner Zeit genehmigt“) einigermaßen bizarr: „Ich hoffe sehr, dass das nie zum Einsatz kommen muss.“

Aber Ulrich will es nicht auf einen Konflikt ankommen lassen, sondern das Problem gütlich regeln. „Ich will versuchen, die Beteiligten noch einmal an einen Tisch zu bringen“, erklärt er. Er hofft auch, etwaige Missverständnisse zwischen Hauseigentümerin und Betreiber beseitigen zu können. Im Augenblick sei aber ein solches Gespräch schwierig, weil Weber sich in Mexiko befindet. Sollte Weber ein echtes Interesse haben, die Meisengeige weiterzuführen, dann ist sich Ulrich sicher, dass diese nicht am 31. Oktober schließen muss.

Am Dienstagabend traf dann überraschend die Nachricht ein, die „Geige“ könne bis 30.November geöffnet bleiben. Man habe von der Bauordnungsbehörde eine „Gnadenfrist“ bekommen, teilte Webers Fantasia Film Gmbh mit. „Wolfram Weber steht den Gesprächen, die einen Erhalt der Meisengeige ermöglichen könnten, offen gegenüber.“

Auch das Bemühen der Unterstützer des Kinos hat derweil Erfolge zu verzeichnen. Die Online-Petition „Die Schließung der Meisengeige verhindern“ hat bereits mehr als 5000 Unterstützer gefunden.
 

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