Bedrohlicher Besuch: Wenn der Wutbürger zum OB stürmt

20.10.2016, 06:00 Uhr
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly in seinem Büro im Historischen Rathaus. Durch die Tür hinten kam am Dienstag ein aufgebrachter Mann in sein Dienstzimmer gestürmt.

© Michael Matejka Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly in seinem Büro im Historischen Rathaus. Durch die Tür hinten kam am Dienstag ein aufgebrachter Mann in sein Dienstzimmer gestürmt.

Der Sturm des Mannes aufs Rathaus ereignete sich am Dienstagmittag. Der aufgebrachte Bürger, der bereits im Jobcenter und im Ordnungsamt Hausverbot hat, lief im Rathaus an der Pförtnerloge vorbei in Richtung Amtszimmer des OB - der auch tatsächlich anwesend war. Die Sekretärinnen alarmierten die Polizei. "Ich habe ihm gesagt, er soll gehen", erzählt Maly. Der Besucher ließ sich kurze Zeit später von den Polizisten herausführen.

Es kommt immer wieder vor, dass sich Menschen auf diese Weise Zugang im Rathaus verschaffen und dann beleidigend auftreten. Auch Bürgermeister Christian Vogel kann davon ein Lied singen. "In meinem Sekretariat standen auch schon oft Leute, die mich sprechen wollten", sagt er.

Dass etwas mit der Sicherheit im Rathaus nicht stimmt, ist jetzt auch dem zuständigen Organisationsreferenten Wolfgang Köhler klar geworden. Er räumte im Personal- und Organisationsausschuss ein, dass Pförtner oft anderweitig beschäftigt sind und die Pförtnerloge in solchen Fällen nicht besetzt ist. Jetzt sollen 1,5 Pförtnerstellen zusätzlich geschaffen werden.

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Sicherheit ist aber nicht nur im Rathaus selbst ein großes Thema. Städtischen Ämter setzen immer mehr auf Security-Dienste, so wie das Einwohneramt. Behördenchef Olaf Kuch berichtet von "zunehmenden Reibereien und sogar körperlichen Auseinandersetzungen unter Kunden". Das habe das Sicherheitsempfinden der Bürger und Mitarbeiter immer mehr erschüttert.

Als Dienstherr habe er gegenüber den Angestellten eine Fürsorgepflicht. Aus diesem Grund steht seit August an den Eingängen der Behörde ein privater Sicherheitsdienst, der die Taschen der Kunden kontrolliert. Messer, Schraubenzieher, Nagelfeilen und Alkohol dürfen nicht mehr in das Haus gebracht werden. Die Security verwahrt die Gegenstände, bis die Besitzer das Gebäude verlassen.

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