Bei Jürgen Harries dreht sich alles um Musik

24.8.2016, 19:57 Uhr
Bei Jürgen Harries dreht sich alles um Musik

© Foto: Fengler

Seit 14 Jahren beglückt er vor allem die Menschen in und um Rückersdorf mit hochkarätigen Konzerten – und nicht wenige pilgern aus Nürnberg hinaus in den wohlhabenden Vorort. Allerdings greift er – obwohl er es könnte — nicht selbst in die Tasten und Saiten, sondern er gestaltet mit viel Geschick und Organisationstalent die von ihm ins Leben gerufene Reihe "Musik in Scheune und Kapelle". Mehr als 150 Abende hat er schon gestemmt – ehrenamtlich. Dafür wird ihm nun der "EhrenWert"-Preis im Monat August zuteil.

Dabei setzt er, der seit langem in der Gemeinde ansässig ist, nicht nur auf Top-Qualität, sondern auch auf ein breites Spektrum, um möglichst viele Bürger anzusprechen. "Es geht ihm um die Freude an Musik, um ihre gemeinschaftsstiftende Wirkung, die Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Ethnie, Geschlecht und Alter verbindet", würdigte Sozialreferent Reiner Prölß den Preisträger in einer Laudatio. "Ihm geht es um kulturelle und soziale Teilhabe, Überwindung von Schranken und darum, Menschen einen Zugang zur Musik zu verschaffen, nicht um ein elitäres, teures und medial gehyptes Vergnügen oder den Sound von der besten Audio-Anlage im stillen Kämmerlein."

So reichte die Bandbreite im ersten Halbjahr vom mitreißenden Hildegard-Pohl-Trio über einen Bonhoeffer-Abend mit Lesung und Musik, eine Cello-Soiree und eine Reise ins Mittelalter zu Ehren Kaiser Karls IV. bis zu einer Gala junger Stimmen aus der Meisterklasse von Siegfried Jerusalem. Nicht zu vergessen ein "echtes" Familienkonzert, also mit Werken, zu denen auch Kinder einen Zugang finden, und mit entsprechender Moderation.

Hier knüpft er nahtlos an das an, was ihn sein Berufsleben hindurch beschäftigt hat. Denn Jürgen Harries ist weder smarter Kulturmanager noch umtriebiger Konzertagent, sondern durch und durch ein Mann der Schule, mit Leib und Seele. Begonnen hatte er seine Laufbahn in Grund- und Förderschulen. Parallel aber folgte er schon damals seinen musikalischen Neigungen und studierte am damaligen Meistersinger-Konservatorium Cello, Klavier und historische Blas- und Streichinstrumente. Inmitten seiner stattlichen Sammlung fühlt er sich so richtig in seinem Element – schade nur, bedauert er, dass seine rechte Hand nicht mehr ganz so mitmache.

Für seine weitere Laufbahn setzte er noch ein Studium der Musikwissenschaft und Germanistik obendrauf – und gelangte über eine Zwischenstation in Neumarkt an die Nürnberger Veit-Stoß-Realschule, erst als Lehrkraft, von 1988 bis 2000 als Schulleiter. Nebenbei war er vielfach als Kammermusiker zu erleben, unter anderem mit dem Hugo-Richter-Quartett.

Früh waren dem ehrgeizigen Musikpädagogen die einst allzu bieder-betulichen Jugendkonzerte ein Dorn im Auge. Ab Ende der 70er Jahre gelang ihm mit dem Amt für Kultur und Freizeit eine flotte Neuorganisation – und Harries agierte selbst als Moderator. Der Zuspruch sollte ihm recht geben – die Erfahrungen boten freilich auch eine solide Grundlage für sein ehrenamtliches Engagement im Ruhestand.

"Es begann mit kleinen Konzerten in der Scheune des Schmidt-Bauernhofs", erzählt er, "dann kamen die Kapelle und weitere Spielstätten hinzu." Jede hat ihren Charme und erlaubt ganz unprätentiöse Aufführungen. Fotos und Programme füllen inzwischen acht dicke Alben. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem Planungen und Vorbereitungen den engagierten Senior nicht wenigstens eine kleine Weile beschäftigen würden.

Ab 2004 war es ihm übrigens gelungen, eine ähnliche Reihe — "Kultur in der Aula" — im benachbarten Neunkirchen am Sand zu etablieren. Und daneben gab es über Jahre hinweg noch den ehrenamtlichen Einsatz im Förderkreis der Nürnberger Musikhochschule. Und – nicht zu vergessen: Bereits vor dem "EhrenWert"-Preis hatte die Gemeinde Rückersdorf seinen Einsatz kürzlich mit der Verleihung ihrer Ehrenmedaille gewürdigt.

"Etwas vermitteln zu können und dafür so viel Anerkennung zu erfahren, ist der schönste Ansporn", beschreibt Harries seine Motivation. "Und viele Ältere sind dankbar für Angebote, die sie ohne lange Wege erreichen."

Bei der Aktion „EhrenWert“ zeichnen die Stadt Nürnberg und die Universa-Versicherungen mit Unterstützung der Nürnberger Nachrichten regelmäßig eine(n) Ehrenamtliche(n) des Monats aus. Sämtliche Informationen zum (mit 1000 Euro dotierten) "EhrenWert"-Preis finden sich unter www.universa.de/ehrenwert im Internet.

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