Bei Konzert in der Luise: Hitlergruß und "Sieg Heil"-Rufe

19.7.2018, 14:16 Uhr

"Hip-Hop vom Feinsten" wurde bei der Open-Air-Veranstaltung in der Luise an der Scharrerstraße angekündigt — am Ende gab es großen Krach, eine heftige Auseinandersetzung zwischen Besuchern, Künstlern und den Mitarbeitern sowie einen Polizeieinsatz. Nach Angaben von Polizeisprecher Michael Petzold wurde die Polizei am Sonntag gegen 20 Uhr von Mitarbeitern der Einrichtung des Kreisjugendrings verständigt: Ein Mann soll vor der Einrichtung die Hand zum Hitlergruß erhoben und zudem "Sieg Heil" gerufen haben.

Doch die Polizeistreifen konnten vor Ort zunächst wenig ausrichten, da sich der Mann und seine Begleiter davongemacht hatten. Im Rahmen der laufenden Fahndung stellten die Beamten von mehreren Personen im Umfeld die Identitäten fest - dabei gerieten drei Männer im Alter von 26, 27 und 28 Jahre ins Visier der Polizei. Die Männer waren nach Angaben der Polizei als Künstler bei der Veranstaltung in der Luise aufgetreten.

"Sieg Heil" bei Rapper-Auftritt

Die Jugendeinrichtung Luise teilte auf ihrer Homepage mit, dass der Ärger mit einem Auftritt des Rappers Joker478 begonnen habe: Im Laufe des Konzerts riefen der Rapper und seine Begleiter auf der Bühne "Sieg Heil“. Darauf habe man das Konzert abgebrochen und der Gruppe Hausverbot erteilt. Der Rapper und seine Crew hätten die Einrichtung verlassen, jedoch sei es auf dem Parkplatz mit Besuchern, den beteiligten Personen und den Mitarbeitern zu "wilden Diskussionen" gekommen. Auf Bitten der Mitarbeiter verließen die Personen das Gelände. Kurz darauf sei die Gruppe wieder aufgetaucht, ein Mann habe den Hitlergruß gezeigt — daraufhin wurde die Polizei gerufen.

Die Mitarbeiter schreiben auf der Homepage der Luise: "Wir hätten niemals damit gerechnet, dass auf unserem Parkplatz — circa 20 Meter entfernt wurde vor 13 Jahren Ismail Yaþar vom NSU erschossen — jemand seinen rechten Arm streckt und ,Sieg Heil‘ ruft. Das macht uns fassungslos und wütend." Auf Facebook veröffentlichte die Einrichtung den Schriftverkehr mit dem Rapper Joker 478, der sich mittlerweile für sein Verhalten entschuldigt hat. Der Rapper hat sich nun auch bei der Redaktion der Nürnberger Nachrichten gemeldet. Er und seine Freunde hätten eine "Schock-Show" abliefern wollen, die allerdings aus dem Ruder gelaufen sei: "Keiner von uns ist rechtsradikal." 

Das zuständige Fachkommissariat der Nürnberger Kripo hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Gegen die drei Verdächtigen wird nun wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.

Der Artikel wurde am 19. Juli 2018 um 14.16 Uhr aktualisiert.