Besserung nach Brautkleid-Abzocke? NZ testet erneut

22.1.2017, 06:00 Uhr
Drückermethoden beim Geschäft mit dem Brautkleid? Viele Bräute lassen sich von schnell verunsichern, wenn es darum geht, das Traumkleid an eine andere Frau zu verlieren.

© dpa Drückermethoden beim Geschäft mit dem Brautkleid? Viele Bräute lassen sich von schnell verunsichern, wenn es darum geht, das Traumkleid an eine andere Frau zu verlieren.

Was braucht es, um aus einer Frau eine Braut zu machen? Na klar, weiße Spitze, mehrere Meter Tüll und obendrauf eine Portion Rüschen. Doch bis das Traumkleid gefunden ist, werden oft mehrere Geschäfte durchforstet und unzählige Kleider probiert. Es könnte ja in einem anderen Laden ein besseres Kleid zum Schnäppchenpreis warten. Das ist freie Marktwirtschaft. Händlern gefällt das selbstverständlich nicht immer. Vor allem dann, wenn sie in aufwendige Beratung der Kundinnen investieren. Denn ein Brautkleid ist keine Jogginghose. Ein selbstständiges Anziehen ist bei den üppigen Roben schlicht nicht möglich. Also beginnt das Verkaufsgespräch bei dem Nürnberger Brautmodegeschäft schon am Telefon.

"Was ist Ihr Budget? Welche Kleidergröße haben Sie?", fragt die Verkäuferin die Testbraut bereits bei der telefonischen Terminvereinbarung. Die NZ möchte herausfinden, wie bei Brautmoden Herzog mit Kundinnen umgegangen wird. Zum Hintergrund: Im April 2015 hat sich eine NZ-Redakteurin dort bereits einmal als Braut in dem Geschäft ausgegeben. Damals wurde ihr angeboten, ihr Traumkleid für 300 Euro zu reservieren. Sollte die Braut doch in einem anderen Geschäft fündig werden, dürfe sie sich für den bei der Reservierung gezahlten Betrag einen Schleier oder etwas anderes im Geschäft aussuchen. Das Kleid müsse sie dann nicht für den vollen Preis von 1690 Euro kaufen. Tatsächlich stand auf dem Papier aber "Rechnung/Kaufvertrag". Der Fall einer Braut, die diesen Kaufvertrag blauäugig unterschrieben hatte, landete vor Gericht. Der Prozess endete mit einem Vergleich.

"Bei uns hat sich nichts geändert", sagt Dominic Armbrüster, Inhaberin von Herzog Brautmoden. Es sei damals ein Missverständnis gewesen, argumentiert sie. Tatsächlich geht das Unternehmen mittlerweile anders mit seinen Kundinnen um - zumindest im Fall der aktuellen Testbraut. Gleich zwei Verkäuferinnen bringen ihr mehrere Modelle, helfen bei der Anprobe und ziehen ihr Pumps über die Füße. Doch während der Beratung ist vor dem Verkauf. Und so wird der Testbraut nach der Anprobe angeboten, ihre zwei Favoriten aus dem Verkaufsraum zu nehmen. Doch: "Sie binden sich ganz klar an unser Haus", macht eine der Damen deutlich. Man müsse das günstigere der beiden Kleider kaufen - oder zumindest in ein preislich vergleichbares Modell umtauschen.

Eine Reservierung ist hier ausgeschlossen

"Wir reservieren keine Brautkleider", erklärt Armbrüster das Verfahren. Mit einem Kleid, das nicht im Verkaufsraum hängt, kann schließlich kein Geld verdient werden. Armbrüster argumentiert so: Zum einen müsse in dem Geschäft ja Platz geschaffen werden, um die Kleider zu lagern. Zum anderen könnte das Zurücklegen schnell überhandnehmen. "Hat sich eine Braut in ein Kleid verliebt, bleiben nach unserer Erfahrung sowieso 99 Prozent der Frauen bei diesem Modell", beschwichtigt Armbrüster. In vielen anderen Brautmodegeschäften ist eine Reservierung für wenige Tage hingegen problemlos möglich.

Manche Bräute mögen sich da bei Brautmoden Herzog zu einem Kauf gedrängt fühlen. Doch es ist mittlerweile ein transparentes Vorgehen. Und obwohl die Testbraut keines der Kleider kaufen möchte, werden die Artikelnummern in eine Kundenkartei notiert - freilich ohne Garantie, dass das Kleid später noch da ist. Doch das Geschäft führt über 500 Hochzeitskleider.

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