Bethang-Weg: Neue Wander-Attraktion für die Region

24.2.2019, 06:00 Uhr
Bethang-Weg: Neue Wander-Attraktion für die Region

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Am Anfang war eine Schnapsidee, wie Karsten Neumann einräumt. Als der 55-Jährige, der in Würzburg geboren wurde und an der Nürnberger Akademie für Bildende Künste studiert hat, im Jahr 2002 für die Alternativpartei "Die Guten" bei den Kommunalwahlen kandidierte, wollte er mit einer kreativen Idee punkten. Und so kam der Anhänger der Konzeptkünstler, der im Geiste der Fluxus-Bewegung seine Installationen entwickelt, auf seine Vorstellung einer Stadt-Utopie, die er kurz Bethang nannte.

Die sieben Buchstaben bilden den Extrakt einer "Fusionierung der Städte nürnBErg, fürTH und erlANGen", wie Neumann ohne Rücksicht auf Rechtschreibregeln formulierte. Dahinter stand für ihn kein pointierter Gag, sondern die Auseinandersetzung mit Themen wie Denkmalschutz, Verkehr, Infrastruktur und einem achtsamen Umgang mit der Umwelt. Dabei spricht der Künstler von einem "Verdichtungsraum", in dem planerische Prozesse neu gedacht werden müssen, weil sich Mittelpunkte verschieben - und folglich auch der Blick auf den Kulturraum der drei großen mittelfränkischen Städte.

Viele Vorteile

Seit 2004 hat Neumann den Begriff Bethang durch Aktionen (wie Umbenennung von Wegweisern und Straßenschildern), aber auch Vorträge immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Im Mai 2013 wanderte er erstmals mit Zelt und Rucksack acht Tage entlang der Außengrenzen von Nürnberg, Fürth und Erlangen. Ungeachtet der Medienresonanz und eines ersten Gesprächs mit dem Fränkischen Albverein (FAV) hatte Karsten Neumann aber lange nicht damit gerechnet, dass der Bethang-Wanderweg tatsächlich ausgewiesen wird.

Ins Rollen kam der Stein nach einer Präsentation der Route im Nürnberger Baumeisterhaus im Oktober 2017, wo Andreas Schettler, maßgeblicher Wegeplaner beim FAV, anwesend war. Schnell wurde die Idee geboren, den Bethang-Wanderweg zu verwirklichen, weil er ungeachtet seiner Originalität auch mehrere Vorteile mit sich bringt. Dazu gehört die Nähe zu den drei Städten, was dazu führen wird, dass die Leute nicht mit dem Auto zum Wanderweg fahren (wie laut Statistik derzeit 76 Prozent). Dies sei folglich ein Schritt, "um den Klimaschutz zu stärken", so Schettler.

Als weiteren Vorteil des Bethang-Wanderwegs nennt der FAV-Planer den Wunsch nach Verbindungswegen zwischen den vorhandenen Routen, die – historisch bedingt – sternförmig aus den Städten ins Umland angelegt wurden. Besonders im Westen und Nordosten von Erlangen, aber auch im Tennenloher Forst bei Nürnberg-Neunhof könne man mit dem neuen Angebot durch Verknüpfungspunkte "die Vernetzung verbessern". Mit Blick darauf sowie aus Sicherheitsgründen hat der FAV in Abstimmung mit Neumann die ursprüngliche Strecke an sieben Stellen bei der Feinabstimmung "optimiert".

Seit Januar läuft nun die Abstimmung mit den Kommunen Nürnberg, Erlangen, Fürth und Schwabach, den Landkreisen und privaten Grundstückseigentümern. Wegen eines Übertragungsfehlers auf der Karte gab es einen Rüffel aus Fürth, weil der Bethang-Wanderweg durch das Wasserschutzgebiet verlief. Er wurde inzwischen korrigiert.

Pink-grüne Zeichen

Sobald die restlichen Zustimmungen zügig eintreffen, will der FAV nach Ende der Frostperiode im April mit dem Markierungsmarathon beginnen. 4000 der pink-grünen Zeichen müssen angebracht werden, da der Weg in zwei Richtungen ausgewiesen wird. Andreas Schettler rechnet mit 2800 Arbeitsstunden von 17 Mitgliedern. Der Start soll in Erlangen-Nord erfolgen, im August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Ergänzend sollen zudem mehrere Infotafeln mit Erklärungen über das Konzeptkunstprojekt und die weiteren Etappen aufgestellt werden. Ende Februar will der FAV zudem bei Kosbach und Steudach die ersten Wegweiser für den neuen Bethang-Wanderweg aufstellen.

Ergänzend ist auch ein Wanderführer in Vorbereitung, den Eckart Dietzfelbinger federführend plant. Der Nürnberger Historiker und FAV Aktivist hat mit dem Künstler den kompletten Weg schon einmal absolviert. In einem Konzeptpapier würdigte er die Bedeutung des Neumann’schen "Performance-Pfads". "Natürliche wie bauliche Sehenswürdigkeiten" würden hier ebenso winken wie "Denkanstöße", um sich über Kultur Gedanken zu machen.

Zu den Anhängern des Projekts gehört Nürnbergs Stadtplanungsamtsleiter Siegfried Dengler. "Ich finde es unwahrscheinlich bereichernd, Dinge manchmal aus einer völlig anderen Perspektive zu betrachten. Das erweitert den Horizont", sagt er. Eckart Dietzfelbinger formuliert den Reiz so: "Die Melange aus Großstadt und Provinz mit ihrem Spannungsbogen ist nirgends deutlicher erfahrbar als beim Begehen dieser Route, die überraschenderweise überwiegend im Grünen verläuft."

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