Bilanz zum NZ-Klinikcheck: Das sagen die Ärzte

1.9.2018, 08:00 Uhr
Zu 14 verschiedenen Behandlungsthemen hat die Nürnberger Zeitung einen Klinikcheck veröffentlicht. In einer abschließenden Bilanz ziehen Leser, Mediziner und Wissenschaftler ein eindeutiges Fazit.

© Roland Fengler Zu 14 verschiedenen Behandlungsthemen hat die Nürnberger Zeitung einen Klinikcheck veröffentlicht. In einer abschließenden Bilanz ziehen Leser, Mediziner und Wissenschaftler ein eindeutiges Fazit.

Von der Entfernung der Gallenblase übers neue Kniegelenk bis zum Bypass und zur Geburtshilfe: Bei insgesamt 14 Anlässen für eine Krankenhausbehandlung hat die Nürnberger Zeitung seit Mai Daten aus den Krankenhäusern im Großraum Nürnberg veröffentlicht. Zum dritten Mal seit 2016 legte der NZ-Klinikcheck 2018 offen, wie erfolgreich die Häuser bei verschiedenen Eingriffen und Behandlungen abschneiden. Grundlagen sind die Daten aus der gesetzlichen Qualitätsmessung, Abrechnungsdaten der AOK, Fallzahlen und Daten zur Patientenzufriedenheit der "Weissen Liste".

Die wissenschaftlichen Partner des Projekts, die Gesundheitswissenschaftler Dr. Martin Emmert und Prof. Oliver Schöffski von der Universität Erlangen-Nürnberg, stehen laufend im Gespräch mit Kliniken und Chefärzten. "Hier besteht ein großes Interesse an den Daten und Ergebnissen, wenngleich auch teilweise zurecht kritische Meinungen geäußert werden", stellen sie fest. Die Nachfrage in der Bevölkerung sei ebenfalls "enorm". Dies bestätigen NZ-Leser, die den Klinikcheck mit großem Interesse verfolgen und sich auch Folgen zu medizinischen Themen wünschen, für die es noch keine Qualitätsdaten gibt.


Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier. 


Mit der Menge und Qualität an Informationen über Behandlungsergebnisse in Deutschland sind auch die beiden Wissenschaftler noch unzufrieden. "Hier muss in der Zukunft noch sehr viel getan werden, damit aussagekräftigere Informationen zur Verfügung stehen. Gerne würden wir beispielsweise Ergebnisse aus der Patientensicht integrieren, denen bislang zu wenig Beachtung beigemessen wurde." Emmert und Schöffski würden auch gern noch wissenschaftlich untersuchen, wie der Klinikcheck in den Kliniken der Region aufgenommen wurde und ob er zu den gewünschten Qualitätsverbesserungen geführt hat.

Zweigeteilte Rückmeldungen erhält das Projekt aus den Krankenhäusern. So lobt es der Direktor der Frauenklinik des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Matthias Beckmann, als Ansporn. "Für uns heißt das, dass unsere Arbeit Früchte trägt und dass Qualität darstellbar ist. Und zwar nicht durch Hörensagen oder Internetforen. Der Klinikcheck veröffentlicht objektivierbare, nachvollziehbare Informationen.

Für alle Krankenhäuser gelten die gleichen Ausgangsbedingungen." Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass es Krankenhäuser mit Qualitätsproblemen gebe. Ein Patient dürfe vor einer Behandlung ruhig kritisch nach Erfahrung und Komplikationsraten fragen, findet Beckmann. "Und er muss sich selbst fragen, ob er wirklich in die Klinik geht, wo etwas nur 30-mal im Jahr operiert wird und nicht 500-mal."

Der Vorstandsvorsitzende des Klinikums Nürnberg, Prof. Achim Jockwig, sieht den NZ-Klinikcheck kritisch, obwohl das Klinikum mehrfach Platz 1 belegte: "Der Klinikcheck greift einen Teil von über 2000 gelisteten Indikatoren heraus, leider bildet dies die Realität nur zum Teil ab."

Diese Kliniken wurden gerankt

Auf dieser Karte finden Sie die 43 Krankenhäuser, die für den NZ-Klinikcheck wissenschaftlich ausgewertet wurden. Die Wissenschaftler haben insgesamt 14 Leistungsbereiche unter die Lupe genommen.

So würden Kliniken mit großen Notaufnahmen mit kleinen, auf wenige Eingriffe spezialisierte Kliniken verglichen. Auch die Komplexität von Begleiterkrankungen der Patienten sei statistisch extrem schwierig zu erfassen. Somit seien jene Kliniken im Nachteil, die vor allem schwer kranke Patienten zugewiesen bekommen. Auch die Frage, ob eine Operation überhaupt notwendig war, werde zu wenig beleuchtet.

Der Qualitätsmanager des Klinikums Fürth, Dr. Felix Große, bemängelt wiederum, dass sich die gewerteten Patientenbefragungen stets auf das gesamte Krankenhaus beziehen. Je nach Schwere ihrer Krankheit seien Patienten nämlich auch unterschiedlich zufrieden. "Durch die Einheitsbetrachtung schneiden Kliniken, die über eine Unfallchirurgie verfügen, insgesamt schlechter ab als Kliniken, die in erster Linie Patienten mit geplanten Eingriffen behandeln."


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