Bio-Salat aus der Nürnberger Einflugschneise - geht das?

18.2.2017, 05:46 Uhr
Bio-Salat aus der Nürnberger Einflugschneise - geht das?

© Julian Stratenschulte/dpa

Diese Frage habe sie sich oft gestellt, sagt eine Buchenbühlerin. Denn wenn sie in ihrem Garten die konventionellen Äpfel ernte, sitze auf der Schale oft ein ekeliger, schwarzer Ölfilm. Sie gehe davon aus, dass es sich um Rückstände aus dem Flugverkehr handelt. "Ist unter diesen Umständen Bio-Anbau überhaupt möglich?"

Die Öko-Bauern im Knoblauchsland haben sich unter dem Label "Die Biomacher" zusammengetan. Mitglied sind sie beispielsweise in Deutschlands ältestem Bioverband Demeter. Dessen Sprecherin Reneé Herrnkind erklärt: "Wir prüfen, ob unsere Mitglieder die Grundsätze des biodynamischen Anbaus einhalten." Also ob sie ohne chemische Mittel gegen Schädlinge vorgehen und nur biologisch düngen. Ob ein Flughafen mit hunderten von startenden Fliegern, die ihre Abgase in die Luft pusten, in der Nähe ist, spiele keine Rolle.

Herrnkind vergleicht das mit dem Problem, dass neben einem Bio-Acker ein konventioneller Landwirt Pestiziden sprüht und diese auf das Öko-Gemüse geweht werden. Den Konflikt müssten die zwei Bauern lösen, der Verband mische sich nicht ein. Natürlich wird Bio-Gemüse ebenso wie konventionelles auf Rückstände kontrolliert, zum Beispiel im Auftrag von großen Handelsketten. "Es wäre mir zu Ohren gekommen, wenn es schon mal auffällige Werte wegen Flugbenzins gegeben hätte", meint Herrnkind.

Keine Hinweise auf Rückstände aus dem Flugverkehr

Wer davon ausgeht, dass für die Lage von Bio-Feldern schärfere Auflagen gelten, täuscht sich. "Bio-Äcker sind genauso nah dran an Flughäfen oder stark befahrenen Straßen wie konventionelle Flächen", sagt Hilmar Hilger vom Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN). Bio-Bauer Jörg Hofmann aus Schnepfenreuth reagiert wenig erfreut auf die Nachfrage, ob eventuell die Abgase der Flugzeuge die Qualität seines Freilandgemüse beeinträchtigen. Seine Salate, das Kraut und die Kartoffeln würden nach den Vorgaben des Verbandes "Biokreis" kontrolliert. Die seien viel strenger als die EU-Richtlinien. "Es gab noch nie Hinweise auf Rückstände aus dem Flugverkehr."

Wolfgang Dötsch vom Bund Naturschutz geht davon aus, dass die Belastungen durch Autoabgase gravierender sind als negative Einflüsse des Flugverkehrs. Auch er kennt das Phänomen der schwarzen Äpfel, kann den unappetitlichen Schmierfilm aber nicht erklären. Rückstände von Kerosin seien es jedenfalls nicht, sagt der Umweltexperte des Dürer-Airports, Dieter Herold. "Kerosin lassen nur große Flugzeuge wie die Boeing 747 ab, die steuern Nürnberg gar nicht an." Er räumt auch mit dem Märchen auf, dass Flugzeuge in der Luft die Klos ablassen. "Das wird am Boden gemacht." Dass Flugzeugabgase das Gemüse nicht belasten, habe erst 2016 ein Airport-Gutachten gezeigt.

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