BlauPause: Abflug zu neuen Ufern mit "Pfütze" und Papiertheater

5.2.2015, 07:59 Uhr
BlauPause: Abflug zu neuen Ufern mit

Zwei Beispiele gefällig: Im Frühjahr 2000 stellten Werner Knaupps Kunststudenten in der Tilly-Kaserne raumgreifend ihre Werke aus, was massenhaft Besucher anzog — sehr zur Freude von „alpha-Gruppe“-Chef Gerd Schmelzer, der eifrig Verkaufsgespräche führte. Im Herbst 2001 füllten sechs Künstler aus der Schweiz die alten Prasser-Hallen am Kleinreuther Weg unter anderem mit 3600 Tonfiguren, was die Vermarktung für den Loft-Umbau kräftig ankurbelte.

Auch andernorts darf die Kulturszene gern als Zwischennutzer stillgelegte Orte übernehmen, um die Immobilie sozusagen für potente Käufer anzuwärmen. Legendär ist die Übergangszeit anno 1991 der „AG Zwischennutz“ auf dem früheren LGA-Areal, wo später das Cinecittà samt Dachterrasse errichtet wurde. Und auch die Neuorientierung auf dem AEG-Gelände hat ganz stark von den Künstlern profitiert, die hier ihre Ateliers noch so lange haben, bis Technische Hochschule und Universität zum großen Umbau blasen. Schräg gegenüber lockt alternativ auch das Quelle-Versandhaus die Kreativen — zumindest bis die Immobilien-Entwickler endlich zu Potte gekommen sind.

Das heißt für Kulturschaffende: Augen und Ohren offen halten und immer wieder Abflug zu neuen Ufern. Papiertheater-Chef Johannes Volkmann ist von der Notkirche St. Matthäus über das Tucher-Pförtnerhaus und das Pinselfabrik-Souterrain an der Veillodterstraße nun in der Kobergerstraße gelandet. Seine Proben- und Kursräume im „Pinsel“-Gebäude musste zeitgleich nach über fünf Jahren auch das Theater Pfütze verlassen. Zwei Kunstvögel hängen noch über der Eingangstür — demnächst ziehen sie zum Rennweg 60. Ebenfalls in ein altes Fabrikgebäude.

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