Blick hinter Kulissen der vietnamesischen Pagode in Eibach

8.9.2016, 20:22 Uhr
Blick hinter Kulissen der vietnamesischen Pagode in Eibach

© Foto: Thomas Correll

Der ganz in Orange gekleidete Mönch begrüßt seinen Besuch mit einem Lächeln und einer kleinen Verbeugung, die Handflächen aneinandergelegt — der asiatische Stil. Dann gibt man sich auf europäische Weise die Hand. Thich Dong Trinh kennt beide Kulturen. Seit 2012 wohnt, arbeitet und betet der 33-Jährige in der buddhistischen Pagode Chùa Vinh Nghiêm in Eibach.

Seine Beschreibung der Gemeinde erinnert ein bisschen an christliche Gegenstücke: "An großen Festen kommen hier an die 200 Leute zusammen, wöchentlich sind es etwa 30." Sonntags wird gemeinsam gebetet. Es geht Trinh aber nicht nur um seine überwiegend vietnamesischen Schäfchen. Er bietet Kurse an, man kann aber auch ganz unkompliziert einen Termin mit ihm ausmachen. Zwar spricht Trinh nur gebrochen Deutsch, es gibt aber Helfer, die gerne übersetzen.

Üppige Altäre

Von außen ist die Eibacher Pagode ein großes, alleinstehendes Haus, das mehr nach Nürnberger Vorstadt aussieht als nach Südostasien. Innen ist das genau umgekehrt. Viel Gold, üppig mit Blumen, Obst und Statuetten beladene Altäre, Buddha-Figuren. Trinh führt gern durch sein Reich und erklärt interessierten Besuchern seinen Glauben.

So erfährt man, dass es unbegrenzt viele Buddhas gibt, schließlich ist jeder Mensch ein potenzieller Buddha der Zukunft. "Wenn wir der Lehre folgen, erlangen wir die Erleuchtung." Drei Dinge gilt es zu überwinden: Habgier, Wut und Unwissenheit. Dazu muss man sich über drei Dinge klarwerden: Alles ist vergänglich, Leben heißt Leiden und nichts existiert alleine, im Vakuum, ohne Beziehung zu Welt und Realität.

Weil sich alles verändern kann, schließt Trinh auch nicht aus, dass er Eibach irgendwann verlässt. Grundsätzlich hat er es aber nicht vor. Hinter dem Haus will er bis zum nächsten Sommer ein grünes Refugium schaffen, wo derzeit noch brauner Erdboden dominiert.

Zwei Muttergemeinden

Im großen Meditationsraum der Pagode demonstriert der Mönch, wie im Buddhismus gebetet wird. Er kniet vor dem Altar nieder, schließt die Augen und neigt dann seinen Kopf bis zum Boden hinunter. Sicher stört das Blitzen des Fotoapparats, aber Trinh lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem Lächeln auf den Lippen steht er wieder auf und zeigt dem Besucher einen kleinen Altar im Nebenraum, der den Ahnen, den Gestorbenen gewidmet ist.

Die Eibacher Gemeinde, erzählt er, entspringt zwei Muttergemeinden in Vietnam — einer im Norden und einer im Süden. Bei Tee, Apfel- und Orangenschnitzen zeigt er Bilder der zwei Pagoden auf dem iPad. Tradition und Moderne gehen hier Hand in Hand.

Auch von Feierlichkeiten hat Trinh Fotos, dank derer man sich gut vorstellen kann, wie sich das Areal zu besonderen Anlässen mit Leben füllt. Beim Mondfest, sagt er, habe man mit vielen Kindern einen Umzug gemacht. Die Eibacher seien neugierig an ihre Zäune gekommen. Trinh fühlt sich wohl hier, das merkt man ihm an, von der Nachbarschaft hat er "einen positiven Eindruck".

Zum Schluss geht es noch einmal nach draußen. Jetzt wird der Spieß umgedreht, auf das gemeinsame Foto kommt auch der Journalist mit drauf. Ein Wunder ist die gute Stimmung hier nicht, denn im Hintergrund wacht: der dicke, lächelnde Buddha.

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