Blindverkostung offenbart: So gut ist Nürnbergs Wasser

8.8.2017, 05:39 Uhr
Blindverkostung offenbart: So gut ist Nürnbergs Wasser

© Stefan Hippel

Sechs Gläser stehen auf dem Tablett. Eines enthält Leitungswasser. Kosten: gerade einmal 0,2 Cent pro Liter. In einem anderen Glas ist Edelwasser. 128 Euro kostet der Liter. Außerdem in der Testreihe: Marken-Mineralwasser, günstiges Tafelwasser, Edelstoff von den Fidschi-Inseln und ein Heilwasser. Die großen Fragen: Welches Wasser ist in welchem Glas? Welches schmeckt am besten? Schmeckt man es, wenn Wasser teuer ist? Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen Liter Wasser für 128 Euro zu verkaufen? Warum ist in einem der Gläser modrig riechende braune Brühe?

Die Tester – Journalisten ohne gesonderte Ausbildung zum Wassersommelier – sind sich einig: Die braune Brühe fällt durch. Bei den kleinen Brocken am Boden des Glases handelt es sich übrigens um Aktiv-Kohle. "Es wird so beworben, dass man mehrere Liter am Tag davon trinken soll", sagt Uwe Pöhls, "das soll den Körper dann entgiften." Pöhls erforscht, wie zufrieden die Deutschen mit ihrem Leitungswasser sind – und hat sich dafür auch auf dem Lifestyle-Wasser-Markt umgesehen. Und der bietet eben auch Skurriles wie das Kohle-Wasser an. Was – bei empfohlener Dosierung – 15 Euro am Tag kostet, kann dem, was hierzulande aus dem Hahn kommt, aber lange nicht das Wasser reichen. 77 Mineralien sind in der Brühe enthalten – Leitungswasser hat im Schnitt zwischen 100 und 200.

"Die Öko-Bilanz ist erschreckend"

Die Kohle-Brühe ist aber bei weitem nicht das Außergewöhnlichste, das auf dem Wassermarkt zu haben ist. Ebenfalls im Angebot: Bling, ein Wasser aus den Bergen von Beverly Hills. Der Name ist Programm, die Flasche ist mit Glitzersteinchen verziert. Möglicherweise ist Paris Hilton deshalb so von dem Wasser angetan, dass sie es sogar ihrem Hund gibt. Aber in welchem Glas ist das Nobelwasser bei der Blindverkostung?

Die Tester kommen nicht drauf. Ebenso wenig schmecken die Tester, in welchem Glas Südsee-Wasser ist. Die Flasche kostet im Laden zwischen vier und sechs Euro. „Die Ökobilanz ist erschreckend“, sagt Pöhls. Bis das Wasser nämlich im Supermarkt ankommt, wird ein halber Liter Öl verbraucht. Und noch ein Problem gibt es bei dem Fidschi-Wasser. "Die Flaschen stehen oft in der Südsee-Sonne herum", sagt Pöhls, "bis sie hier ankommen, dauert es lange." Zwar sei das Wasser direkt an der Quelle von guter Qualität, hier jedoch sei bereits eine keimbelastete Probe aufgetaucht.

Wasser wird permanent untersucht

Den Journalisten schmeckt bei der – nicht repräsentativen – Verkostung ein anderes Wasser am besten: Leitungswasser. Frisch gezapft vom Hahn im Gebäude an der südlichen Fürther Straße. Platz zwei belegt das Südsee-Getränk, das Luxuswasser von Bling schafft es auf Rang drei.

Dass Wasser aus dem Hahn so gut ist, ist bei weitem nicht selbstverständlich. "Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, in denen man Leitungswasser überall trinken kann", sagt Pöhls, "das schaffen nicht alle westlichen Länder." Das Geheimnis: die Kontrollen. "Das Wasser wird permanent untersucht", sagt Pöhls. Ein Lebensmittelskandal wie bei den Eiern könne beim Wasser daher gar nicht passieren.

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