Blocksperre: Verdrängungseffekte im Nürnberger Stadion

23.9.2014, 06:00 Uhr
Immer wieder macht die Nordkurve mit aufwendigen Choreographien aufmerksam. Zwei Spiele allerdings bleiben sie nun leer.

© Stefan Hippel Immer wieder macht die Nordkurve mit aufwendigen Choreographien aufmerksam. Zwei Spiele allerdings bleiben sie nun leer.

Denn die Ultras haben sich als Ort für ihr unfreiwilliges Exil – der DFB bestrafte damit die Vorfälle beim Derby in Fürth – Block 15 B ausgesucht, was aus ihrer Sicht verständlich ist: „Die Südkurve, wo die Gäste stehen, scheidet natürlich aus. Außerdem wollen die Ultras natürlich möglichst nahe an der Nordkurve dran sein“, sagt Fan-Experte Heino Hassler, der als hauptamtlicher Mitarbeiter des Fanprojektes bei jedem Spiel im Stadion ist. So bietet sich Block 15 B, der sich in Nachbarschaft zu den gesperrten Rängen 7, 9 und 11 befindet, geradezu an.

Außerdem, so Hassler, gebe es auf Block 15 B am Rande der Gegengerade nicht so viele Dauerkartenbesitzer, so dass die Ultras hier auch relativ leicht an Karten gelangten. Der Block sei eigentlich bei den Anhängern nicht so beliebt, weil man dort weder so eine gute Sicht habe wie im Zentrum der Gegengerade noch völlig mittendrin im Fangeschehen sei wie auf den nunmehr gesperrten Rängen.

Fans sollen auf Oberrang ausweichen

Trotzdem: Ulrike, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will, und ihre Mutter mögen den 15 B, für den sie schon seit Jahren eine Dauerkarte besitzen. Gemeinsam mit einer Freundin Ulrikes und einer Freundin der Mutter gehen sie traditionell zu viert ins Stadion – und sind nun nicht besonders erfreut darüber, dass die Ultras ihren Block in Beschlag nehmen. „Wir haben nichts gegen die Ultras, wir spenden auch regelmäßig für die Choreografien“, sagt Ulrike.

Aber dennoch – sie zahlten viel Geld für eben diese Plätze und finden es nun schade, dass ihnen die Ultras, die die Begegnungen traditionell stehend verfolgen, womöglich die Sicht versperren. „Für uns normale Fans ist das unbefriedigend.“ Der Verein habe ihnen das Angebot gemacht, für die beiden betroffenen Spiele gegen Kaiserslautern (29. September) und Leipzig (17. Oktober) auf die Blöcke 16 oder 18 zu wechseln – doch das sind Oberrang-Blöcke.

„Meine über 70-jährige Mutti verträgt die Höhe nicht, ihre Freundin muss oft auf die Toilette. Aus eben diesen Gründen haben wir unsere Dauerkartenplätze unten und nah am Gang“, berichtet Ulrike. Für die beiden Jüngeren, sagt die 46-Jährige, wäre der Oberrang kein Problem, aber für die beiden Seniorinnen komme er nicht infrage. Die vielen Treppen dort seien eine weitere Hürde für die älteren Frauen. „Das ist keine Alternative.“

Dem 1. FC Nürnberg wolle man keinen Vorwurf machen, so Ulrike, immerhin habe es dieses Angebot als Kompromiss gegeben – aber dennoch hält sie es für problematisch, dass wegen einer kleinen Gruppe, die „in Fürth abgehaust hat“, nun so viele leiden müssen. „Es sind ja auch nicht alle Ultras dafür verantwortlich, was beim Derby passiert ist.“

Die beiden älteren Frauen werden jedenfalls auf die Spiele gegen Kaiserslautern und Leipzig verzichten. „Die Karten habe ich meinem Patenkind geschickt, das freut sich riesig“, sagt Ulrike. Sie selbst weiß noch nicht genau, ob und von welchem Block aus sie die Begegnungen verfolgt. „Ich bin noch bedient von Karlsruhe.“ Sie ist nämlich mit ihrem Mann zum Auswärtsspiel beim KSC gefahren und hat die 0:3-Pleite am Sonntag miterleben müssen. „Das muss ich nun erst mal verdauen.“ Auch dort hat sich Ulrike über die Rahmenbedingungen im Stadion geärgert: „Wir durften dort mit unseren Club-Trikots nicht auf die Gegengerade und wurden umgesetzt.“ Früher habe es solche Probleme nicht gegeben, erzählt die 46-Jährige.

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