Bombendrohung in Nürnberg: 51-Jähriger gesteht

19.12.2014, 21:04 Uhr
Absperrbänder am Hauptbahnhof: Eine Bombendrohung hielt am Donnerstagabend Nürnberg in Atem.

© Horst Linke Absperrbänder am Hauptbahnhof: Eine Bombendrohung hielt am Donnerstagabend Nürnberg in Atem.

Um 23.03 Uhr war der Spuk am Nürnberger Hauptbahnhof vorbei. Vier Stunden blieb der Komplex gesperrt, ein Unbekannter hatte telefonisch gedroht, eine Bombe in einem Schließfach explodieren zu lassen. Nach Informationen der Nürnberger Zeitung ging der Anruf um 18.27 Uhr in der Polizei-Einsatzzentrale am Jakobsplatz ein. Seine Stimme und seine Rufnummer wurden aufgezeichnet.

Weniger als eine Stunde später hatte die Polizeiinspektion Bad Windsheim den 51-jährigen Mann ausfindig gemacht, von dessen Festnetzanschluss aus die Bombendrohung ausgesprochen worden war. Er wohnt im Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim und ist offenbar schon wiederholt wegen einer psychischen Erkrankung aufgefallen. Inzwischen hat er gestanden, den Anruf getätigt zu haben. Er sitzt mittlerweile in der geschlossenen Abteilung des Bezirkskrankenhauses Ansbach.

Sollte es sich bestätigen, dass der Mann unter einer psychischen Erkrankung leidet, wird er strafrechtlich wohl nicht zu belangen sein, meinen Beobachter. Stattdessen könnte ihn eine längere Unterbringung in der Psychiatrie erwarten. Auch die Kosten des Polizeieinsatzes sowie die Umsatzausfälle der Ladenbetreiber im Hauptbahnhof werden in dem Fall kaum auf den Verursacher umlegbar sein.

"Der Hund bekommt heute kein Leckerli"

Unmittelbar nach der Drohung durchsuchte die Bundespolizei mit zwei Spürhunden den Bahnhof - und wurde scheinbar fündig. Schäferhund "Gino" schlug bei einem der Schließfächer an.

Weite Teile des Hauptbahnhofs wurden daraufhin abgesperrt, unter anderem die Mittelhalle und der Westflügel auf allen Stockwerken. Auch die Läden dort mussten schließen, die Besitzer die betroffenen Bereiche verlassen. Der Einsatz eines Teams der Technischen Sondergruppe (TSG) aus München wurde zunächst in Erwägung gezogen, dann aber verworfen, da die Sprengstoffspezialisten bereits in Erlangen im Einsatz gewesen waren. Deshalb übernahm die Bundespolizei die weitere Ermittlungsarbeit. Sie trafen gegen 21.30 Uhr mit einem Lkw voller Ausrüstung ein.

Die Sicherheitszone im Hauptbahnhof wurde derweil stetig erweitert, sie umfasste zwischenzeitlich neben der Schlemmerpassage auch die Schalter in der Mittelhalle. Die Gleise allerdings blieben von den Sperrungen unbetroffen, sowohl die Züge der Bahn, als auch die U-Bahn fuhr planmäßig.

"Der Suchhund hat bestimmte Komponenten einer Bombe erkannt", sagte ein Diensthundeführer. Die Sprengstoffexperten nahmen das Schließfach ins Visier, durchleuchteten es - doch es war leer.

Warum der Suchhund anschlug, ist bislang unklar. "Das weiß nur der Hund selbst", sagte Bundespolizei-Sprecher Rainer Schlemmer. "Auf jeden Fall bekommt er heute kein Leckerli." Der scheinbare Widerspruch erklärt sich so: Spürhunde sind auf bestimmte Gerüche trainiert, Sprengstoffsuchhunde also auf den Geruch von Substanzen, die bei der Herstellung gängiger Explosivstoffe verwendet werden. Manche dieser Substanzen sind auch in vollkommen harmlosen Gegenständen enthalten. In seltenen Fällen zeigen Suchhunde hier ebenfalls an.

Erst am Nachmittag sorgte eine Bombendrohung für Chaos in Erlangens Innenstadt. Ein Mann hatte dort ein Attentat in der Sparkasse am Hugenottenplatz angekündigt. Die Polizei fand einen verdächtigen Gegenstand, der sich jedoch als harmlos herausstellte. Teile der Erlanger Innenstadt wurden abgesperrt, zwischenzeitlich reichte die Sicherheitszone bis zur Hugenottenkirche. Inwieweit ein Zusammenhang zwischen beiden Bombendrohungen besteht, ist bislang noch völlig unklar.