Bomben in Nürnberg: Wie Luftbilder aus dem Weltkrieg helfen

6.5.2019, 13:54 Uhr
Antonia Landois vom Stadtarchiv zeigt eine "Zielkarte" der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem Tisch liegt eine Schadenskarte der Stadt, welche Kriegszerstörungen dokumentiert, und ein Luftbild der Alliierten.

© Michael Matejka Antonia Landois vom Stadtarchiv zeigt eine "Zielkarte" der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem Tisch liegt eine Schadenskarte der Stadt, welche Kriegszerstörungen dokumentiert, und ein Luftbild der Alliierten.

Johannes Bullinger hat im Februar 2019 den Liveticker zur Bombensprengung auf nordbayern.de intensiv verfolgt. Der 36-Jährige hat dann sofort nachgeschaut, ob er ein historisches Luftbild zur Höfener Proeslerstraße, wo der Sprengkörper gefunden wurde, in seinen Beständen hat.

Bullinger ist nämlich Inhaber der Nürnberger Firma Geo-, Umwelt- und Bauberatung (GUBD), die eine professionelle Luftbildauswertung auf Kampfmittel hin anbietet. Und tatsächlich fand sich ein Dokument, das am Bildrand das betreffende Grundstück im Stadtteil Höfen zeigt. "In dem Bereich hat es im Weltkrieg zwei Flakstellungen gegeben", merkt der Geograph an. Ein Anhaltspunkt, dass in dem Areal Bomben oder Munition im Erdreich liegen könnten - die Geschützanlagen wurden von den alliierten Fliegern oft attackiert.

Kunden bestellen bei GUBD vor Beginn ihrer Baumaßnahme ein Gutachten, das Auskunft über den Untergrund geben soll. Bauherren müssen nämlich die Gefahrenfreiheit von Bauarbeiten auf ihren Grundstücken garantieren. Da Nürnberg ein häufiges Ziel alliierter Bomber war, ist die Wahrscheinlichkeit groß, Explosives im Untergrund zu finden.


Die Folgen der Nürnberger Bombensprengung


Bullinger recherchiert nach aussagekräftigen Fotografien im amerikanischen Nationalarchiv in Washington, im schottischen NCAP-Archiv in Edinburgh oder auch im bayerischen Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Die Münchner Behörde besitzt mit rund 63.000 bayerischen Luftbildern der Alliierten rund ein Drittel des Gesamtbestands. Privatleute können diese Dokumente einsehen.

Im Nürnberger Stadtarchiv lagern rund 100 derartiger Schwarz-Weiß-Fotografien. Daneben gibt es dort noch etwa ein Dutzend Schadenspläne, die den Grad der Zerstörung Nürnbergs farbig dokumentieren. Und noch ein außergewöhnliches Dokument wird in der Norishalle aufbewahrt: eine "Zielkarte" der Alliierten. Sie gab den Piloten Anhaltspunkte, wo sie ihre Bomben ausklinken sollten.

Übrigens: Wenn man bei der Suche nach Kampfmitteln fündig wird, zahlt der Freistaat die Untersuchung. Ist der Boden dagegen "sauber", bleiben die Kosten am Bauherrn hängen.

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