Bombe in der Nordstadt erfolgreich entschärft

21.8.2012, 21:18 Uhr
Die Bombe war offenbar seitlich aufgeprallt und deshalb nicht detoniert. Die Delle am hinteren Ende ist gut zu sehen.

© Bergauer Die Bombe war offenbar seitlich aufgeprallt und deshalb nicht detoniert. Die Delle am hinteren Ende ist gut zu sehen.

Die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg war am Montagnachmittag bei Tiefbauarbeiten gefunden worden. Die Entschärfung wurde am Dienstag erfolgreich durchgeführt. Gegen 13.45 Uhr konnten Sprengmeister Martin Tietjen aus München und Diethard Posorski aus Ingolstadt nach nur rund 15 Minuten ihre Arbeit beenden.

Die Bombe war nach ihrem Abwurf im Zweiten Weltkrieg seitlich aufgeschlagen, und deswegen damals nicht explodiert, lautet die Erklärung der Sprengmeister für den Blindgänger. Nun seien die zwei Zünder außer Kraft, die Gefahr gebannt. "Würde man sie jetzt in ein Auto laden und damit gegen eine Wand fahren, würde auch nichts größeres passieren", sagte Posorski am Dienstagnachmittag.

 

Eigentlich hätte die Entschärfung schon um zwölf Uhr beginnen sollen. Da sich die Evakuierung des Alten- und Pflegeheims "Stift St. Martin" jedoch länger hinzog als geplant, begann die Aktion erst nach 13 Uhr. Hinzu kam, dass laut Einsatzkräften einige Anwohner sich weigerten, ihre Wohnungen zu verlassen. In einigen Fällen sei unklar gewesen, ob alle Wohnungen leer waren, die Einsatzkräfte hätten sich daraufhin Zutritt verschafft oder auf Leitern durch die Fenster gesehen so Thomas Schertel, Pressesprecher der Feuerwehr.

 

 

Betroffen von der Evakuierung waren fast 4000 Anwohner. Um etwa neun Uhr begann die Evakuierung. Im betroffenen Gebiet befindet sich das Alten- und Pflegeheim "Stift St. Martin", dessen Räumung eine besondere Herausfordung bedeutete. Der Rettungsdienst, der mit über 100 Mann vor Ort war,  kümmerte sich um die Evakuierung der insgesamt 120 Heimbewohner. Laut Thilo Könicke von der Einsatzleitung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) habe man bewusst etwas später begonnen, um die Zeitspanne außer Haus für die Betroffenen so kurz wie möglich zu halten. "Die große Hitze ist für die älteren Bürger eine große Belastung", so Könicke.

Einige verließen die Einrichtung am Morgen selbst, 82 Senioren und sieben bettlägerige Patienten waren jedoch auf die Hilfe des Rettungsdienstes angewiesen. Am Ausgang erhielten die Bewohner spezielle Karten, die sie als hilfsbedürftig kennzeichneten, und die später helfen sollen, alle Personen wieder sicher ins Heim zurückzubringen. Busse, Behindertenfahrdienste und Krankenwagen brachten die Seniorinnen und Senioren in in den Jacobus-von-Hauck-Stift in der Herbartstraße, bettlägrige in das Philipp-Kittler-Heim. Johanniter, des ASB, der Malteser, der DLRG und des BRK waren im Einsatz. Ein Wachkomapatient und einige Intensivpatienten blieben - nach einer Risikoabschätzung eines Arztes wäre ein Transport des Mannes gefährlicher gewesen, als ihn in der Sperrzone zu lassen.

Evakuierung verlief glatt

Die Einsatzkräfte hatten zuvor das gesamte Evakuierungsgebiet in vier Zonen eingeteilt. Der "Stift St. Martin" war eine davon, die zweite Zone erstreckte sich südlich der Grolandstraße. Die dritte und vierte befanden sich östlich und westlich der Uhlandstraße. Laut Angaben von Feuerwehrsprecher Thomas Schertel waren am Dienstagvormittag rund 350 Mann im Einsatz, darunter 100 Polizisten, 100 Freiwillige Feuerwehrmänner, 103 Rettungskräfte, 40 Leute vom Technischen Hilfswerk und zehn Mitglieder der Berufsfeuerwehr.

Die Evakuierung verlief, trotz der geringen Verzögerung, zur Zufriedenheit der Verantwortlichen. Laut Angaben der Einsatzkräfte waren viele der Anwohner entweder im Urlaub oder in der Arbeit, einige seien den Aufrufen gefolgt und hätten Zettel über ihre Abwesenheit an ihren Wohnungstüren angebracht. "Das machte uns die Arbeit leichter", so Schertel. Teams der Einsatzkräfte kontrollierten die Häuser, um eventuell hilfsbedürftige Personen ausfindig zu machen und dafür zu sorgen, dass niemand zurückblieb. Insgesamt wurden von den circa 4000 betroffenen Anwohnern 737 Personen evakuiert, alle weiteren waren hatten ihre Wohnungen bereits selbst verlassen.

In der Hegelschule hatte das BRK hat Getränke und Verpflegung für die Anwohner bereitgestellt , überwiegend ältere Bürger fanden sich dort ein. Walter Meyer, Kreisbereitschaftsleiter des BRK, hatte allerdings im Vorfeld einiges zu tun, um die gute Betreuung zu gewährleisten. "Dass die Evakuierung vormittags stattfand war für uns eher unglücklich", so Meyer. Er habe Schwierigkeiten gehabt, zu dieser Tageszeit genügend ehrenamtliche Helfer zusammenzutrommeln. Bis Montagnacht habe er nach Leuten gesucht.

Entwarnung: Entschärfung geglückt

Nach wenigen Stunden war der Spuk jedoch vorbei, das Kriegsrelikt entschärft. Die 500 Pfund 'General Purpose' (allgemeiner Einsatz)-Bombe enthielt laut Tietjen 120 Kilogramm Sprengstoff und zwei mechanische Aufschlagszünder an den Enden.  Um das Geschoss unschädlich zu machen, musste die Zündkette unterbrochen werden. Sofort nach Zerlegung wurd die Bombe transportfähig gemacht und in einen Zerlegungsbetrieb nach Ingolstadt gebracht. Erst dort wird ihr laut Tietjen der Sprengstoff entfernt und das Ungetüm in Scheiben geschnitten, ausgebrannt und verschrottet. Das gesperrte Gebiet ist nun wieder frei zugänglich. Bis 16 Uhr sollten laut Scherten die Bewohner des St. Martin-Stifts wieder zu Hause sein. Er zeigte sich sehr zufrieden: "Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Einsatzkräften hat sehr gut funktioniert."

 

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